Blauer See: Eine Perle wird 60
Am Blauen See zwischen Holsterhausen und dem Marienviertel herrscht in diesen Tagen eine Frühlingsidylle, die ihn bei schönem Wetter zum Anziehungspunkt für Spaziergänger, Jogger und Radfahrer macht. Fast unbemerkt feiert er aber auch ein Jubiläum: Vor 60 Jahren entstand der See in seiner heutigen Form und Nutzung.
„Das sieht aber schön natürlich aus“, bewundert so mancher Besucher am Ufer des Blauen Sees die idyllische Kombination aus weiter Wasserfläche, schnatternden Enten und sprießendem Grün rund um das Gewässer.
Würde man den stauenden Naturfreund aber mittels einer Zeitmaschine etwas über 100 Jahre in die Vergangenheit teleportieren, würde er wohl weniger schwärmen: Statt der breiten Wasserfläche erstreckten sich waldlose Agrarflächen, und ein stinkender Hammbach trug ungeklärte Industrieabwässer einer Bleicherei und der Zeche Baldur in die nahe Lippe. An Stelle des Sees fraß sich seit Beginn des 20. Jahrhunderts eine Sandgrube in den Holsterhausener Boden, mit der die Westfälischen Sand- und Tonwerke bis in die 1920er Jahre gutes Geld verdienten.
Als der Sandtagebau ging, blieb die Grube übrig - und die Badegäste kamen. Umkränzt von hellem Sand lockte klares und frisches Grundwasser, und noch nach dem Zweiten Weltkrieg zog es die Dorstener hier zum Bade. 1955 war damit Schluss: Die RWW kauften die Sandgrube und gestalteten den See zu einem Brauchwasserreservoir für die nahe Zeche Leopold und die regionale Industrie um. Seitdem hat der Blaue See sein heutiges Gesicht - als eine Perle in der Lippestadt.
Autor:Oliver Borgwardt aus Dorsten |
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