Die Damenhandtasche - das unbekannte Universum

„Wo sind die Schlüssel?“ fragt die holde Gattin. „Weiß nicht,“ lautet die Antwort. „Kannst du mal in meine Handtasche schauen?“ In die Handtasche? In diese lederne Ummantelung eines Paralleluniversums mit Trageriemen? In die Dimension, die alles verschlingt, was auch nur in ihre Nähe gerät? Was ist in dieser Tasche nicht schon verschwunden und niemals wieder aufgetaucht. Telefone, Lippenstifte, Brillen. Ich glaube, dass selbst kleinere Säugetiere in dieser Tasche entmaterialisiert wurden. Und jetzt soll ich meine Hand da reinstecken!? Na gut. Allen Mut zusammennehmen und los. Langsam taucht die Hand in das Schwarze Loch, verschwindet tiefer und tiefer. Bis zur Schulter ist der Arm verschunden. Mit einem Schweißfilm auf der Stirn taste ich in dem schier grenzenlosen Raum umher. Oh Gott, war das ein Fell? Und falls ja, lebt es noch? Dann eine Flüssigkeit, dann etwas Kaltes, dann etwas aus Stein. Plötzlich: „Ach, der Schlüssel steckt ja im Schloss!“ Sofort ziehe ich meinen Arm aus der Handtasche, schaue nach Verletzungen, zähle die Finger und hoffe, niemals wieder nach dem Schlüssel suchen zu müssen.

Autor:

Olaf Hellenkamp aus Dorsten

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