Was ist eigentlich "vornehm"
Dorsten hat unter anderem als Sterneküche beim WDR gepunktet; und den positiven Rest hat uns Lambert Lütkenhorst beschert und unsere kleine Hansestadt zumindest für eine gewisse Zeit in das Rampenlicht der weiteren Öffentlichkeit gehoben. Dabei wurde Dorsten, sehr zu recht, als ein Kleinod der Kulinaria bezeichnet. Denn so viele Sterne und Geheimtips pro Einwohner gibt es in Deutschland wohl nicht ein zweites mal.
Und es ist ja so, das ein Gast ein Gast ist so lange er bezahlen kann. Und dabei kann man was erleben. Zum Beispiel dieses..... (Vorsicht: Satire)
'''Was ist schon vornehm'''
Also was man da so alles in einem Restaurant der gehobenen Anspruchsklasse sieht ? Da geht man also extra in ein teureres Ättablißiment, um eine etwas elaboriertere Umgebung zu haben, und dann tummeln sich dort nur Snobs, Neureiche und Berufskinder aus vermeintlich reicheren Umgebungen.
Während ich also so versonnen an meiner Cola nippe, welche ich mir so als Einstieg habe servieren lassen, schau ich mir die Tageskarte an und beobachte dabei unter den Augenlieder hindurch die an den umliegenden Tischen sitzende Gesellschaft. Direkt gegenüber da sitzt so ein älterer Knabe mit einer jungen und bildhübschen Frau. Ja, Ja, also mindestens dritter, wenn nicht sogar...Frühling. Also die sind mindestens....., wenn nicht noch länger auseinander. Und wie verliebt er die Kleine anschaut. Da kann man nur denken „so ein gei….“
Der Kellner hatte gerade die Bestellung aufgenommen von den Beiden und ich hörte ihn sagen „Und das Fräulein Tochter hat sich für ein Dessert entschieden ?“
Na ja, ok. Kann ja mal gedanklich passieren, aber meistens ist es ja so, ODER ?
Mittlerweile hatte ich mich durch die Speisenkarte durchgelesen und eigentlich stehe ich unheimlich auf Mozzarella mit Tomaten - aber Mozzarella vom Büffel ? Das sind doch männliche Tiere ?! Da kann also doch irgendwas nicht ganz stimmen mit dem was der Koch da sich ausgesucht hat. Hat er sich wohl über den Tisch ziehen lassen.
Also überspringen ich eines meiner Leibgericht heute einmal und nehme dafür die Matjesauswahl. Die Matjeszeit hat ja am 1. Mai angefangen und so ein Stück Fisch ist ja auch gesund und lecker. Und Salzhering kenn ich schon von früher. Während ich schon mal dem Kellner meine Vorspeise diktiere und noch eine Cola dazu ordere… Was der Kellner mit einem eigentümlichen Blick begleitete beim notieren ?
Als wenn ich was falsch gemacht hätte; da gewahre ich aus den Augenwinkeln am Nebentisch so einen jungen Mann mit seiner Freundin so völlig in ihrer Verliebtheit sich quer über den Tisch an den Händen haltend fast ihre Mineralwasserflasche umstoßend. Er konnte so gerade eben das Malheur verhindern sonst hätte es wohl Bruch gegeben, zumindest einen nassen Tisch. Mein Gott, wenigstens beim Essen kann man doch mal aufpassen. Aber wie ich schon von Anfang an bemerkte, Neureiche oder Berufskinder.
Meine Matjes sind gerade serviert worden und auch meine Cola dazu. Es sind nur kleine Filets. Passend dazu probieren ich die dafür vorgesehene kleine Gabel oben von Kopf des Tellers. Kleines Filet, kleine Gabel. Ein bißchen Salz und ein bißchen Pfeffer dazu, die Restaurants sind immer so zurückhaltend mit den Gewürzen, und nach irgendwas muß es ja schmecken; während ich also Filet nach Filet zusammenrolle und mir in den Mund schiebe, wie gesagt, sind ja nicht groß und ein zusammengerolltes Filet paßt locker in den Mund, und dabei an meiner Cola nippe, haben sich die beiden Verliebten endlich mal dazu entschlossen, etwas zu ihrem Mineralwasser zu bestellen. Es ist ja auch hier schließlich ein gehobenes Restaurant und kein Wartesaal. Wie ich das mitbekommen nehmen beide auch einen schönen Fisch von der Tageskarte, die Seezunge, und dazu scheinen sie wohl einen leichten Weißwein geordert zu haben. Ja ja, das Jod der Fische.
Nachdem ich meine Vorspeise beendet hatte, waren ja nur vier Filets, also vier Happen und das Messer saubergeleckt neben den Teller gelegt hatte zu der kleinen Gabel, kann ich mich auf die Hauptspeise freuen. Wobei ich mich noch nicht entschlossen habe was ich nehmen werde. Ich schwanke zwischen dem Tafelspitz mit Merrettich und dem geschmorten Ochsenschwanz in Rotweinsoße. Dazu werde ich aber auf jeden Fall dann einen halbtrockenen Weißwein nehmen. Das ist immer erfrischend. Und dann ist die Entscheidung gefallen. Der Ochsenschwanz, und dazu einen schönen Piesporter Michelsberg gut gekühlt. Warum versucht der Kellner, ein Grinsen zu unterdrücken ?
Ein freundlicher Mensch sollte ruhig freundlich sein. Immer noch besser als miesepetriges Dienstpersonal. "Ach ja, wenn es möglich sein sollte bitte keine rohen Klöße dazu, Pommes wäre mir recht." „Mayonnaise dazu?“ wurde ich dann noch von dem aufmerksamen Kellner gefragt, aber das wollte ich dann heute doch nicht. Nicht in diesem Restaurant. Ich meinte, dass das nicht ganz passen würde.
Gerade kam ein mittleres Ehepaar in die Lokalität. Dienstbeflissen wieselte der Maitré vor den Beiden her zu Ihrem bestellten Tisch. Nachdem beide dann sich zurecht gesessen hatten ein Schnippen des Maitré, und die kleinen Brotstückchen mit der Butter als Einstieg wurden direkt serviert. Ich konnte mich täuschen oder auch nicht. Die Frau hatte keine Strümpfe an. Gut, es war noch sehr warm draußen, mindestens nach 27-28 Grad. Aber in dieser Umgebung ohne Strümpfe finde ich nicht wirklich damenhaft. Ich hatte extra meine sauberen weißen Strümpfe zu meiner schwarzen Hose angezogen weil, barfuß wollte ich nicht hier herumlaufen. Das wäre doch zu sehr proletarisch angehaucht. Aber Leute gibt es……….
Und da kam endlich mein Hauptgericht, mein Ochsenschwanz in Rotwein und eine anderer, jüngerer Kellner kam direkt mit dem Sektkühler und einer halben Flasche von meinem bestellten Piesporter. Und die knusprigen Pommes in einer separaten Schale dazu. So kann man schon leben.
Es hatte sich mittlerweille recht gut gefüllt, das Restaurant. Es waren alle Tische besetzt und eine schummrige, aber anheimelnde Beleuchtung war eingeschaltet. Das Personal lief nicht schnell, aber zielstrebig durch die Räumlichkeiten und gedämpfte Gespräche waren überall zu vernehmen ohne diese zu verstehen. Das ist eigentlich schade, weil ich gern anderen Menschen zuhöre. Da kann man viel bei lernen.
Und irgendwie schmeckte der Wein etwas laff zu dem Braten; ist wohl noch zu trocken der Wein. Das nächstemal nehme ich einen Süßeren dazu. Aber das Fleisch war butterzart und ich nahm nur ganz wenig Senf dazu, welchen ich mir hatte noch nachträglich bringen lassen. Ist doch viel besser für die Verdauung.
Nebenan, das verliebte Pärchen hatte mittlerweile auch mit dem Essen beginnen können mit Ihrer Seezunge. Und immer wieder schauten sie sich tief in die Augen. Auf einmal ein leichtes Scheppern, klirren und schon lag eine Gabel auf dem Fußboden. Benehmen ist halt nicht so einfach ! Wenn man sich in so einer Umgebung nicht aufhalten kann soll man besser in eine Pommesbude gehen.
Meine Stoffserviette hatte ich zwischenzeitlich von einem aufmerksamen Kellner aufgehoben bekommen. Hatte gar nicht bemerkt, daß mir die vom Schoß gerutscht war.
Und irgendwann ist das leckerste Essen mal vorbei. Aber wenn ich mich hier so umschaue, das Ehepaar mit der Frau ohne Strümpfe, der Alte mit dem jungen Mädchen, und ob das wirklich seine Tochter war ?? und das verliebte Pärchen rechts von mir, welche die Gabel runtergeworfen hatten, also in einem Restaurant mit diesem Ruf hätte ich so ein Publikum nicht erwartet.
Also bestellte ich mir noch zum Abschluß einen Apfelkorn und eine Tasse Kaffee und bat den Kellner jovial, mir schon mal die Rechnung zu präsentieren. Mal gucken, ob ich hier noch mal hinkommen werde - bei dem Publikum. Und dann zu guter Letzt brachte mir der Kellner auch noch einen Apfelbrand anstelle des Apfelkorn, weil man hier sowas nicht hat.
Nachdem ich die Rechnung gesichtet hatte, einmal tief Luft geholt, und na ja, Einmal ist keinmal und bezahlt werden muß es. Ein Griff zum Portemonnaie, - und die Hand griff ins Leere………
Autor:Magnus A. Kremser aus Dorsten |
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