Luther für alle – Präses Annette Kurschus überreicht neue Altarbibeln
Barkenberg. Die Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW), Annette Kurschus, hat jetzt im Barkenberger Gemeindezentrum in Dorsten 22 neue Altarbibeln für die Kirchen und Predigtstätten des Evangelischen Kirchenkreises Gladbeck-Bottrop-Dorsten überreicht.
Alle 501 Gemeinden in den 28 Kirchenkreisen der EKvW erhalten seit Mitte Dezember letzten Jahres die Lutherbibel 2017 als neue Altarbibel – mit handschriftlicher Widmung der Präses. Dorsten war nach Herford und Dortmund der dritte Ort, an dem die leitende Theologin der westfälischen Landeskirche das Buch persönlich übergab.
„Fürwahr, du kannst nicht zu viel in der Schrift lesen, und was du liest, kannst du nicht gut genug lesen.“ – Dies habe Martin Luther über das Buch, das ihm schließlich die Pforten des Paradieses öffnete, gesagt, erklärte Annette Kurschus. Das Buch, mit dem er – weit über seine Zeit hinaus – dem Glauben das Herz und den Mund, den Kopf und das Ohr gefüllt habe. „So hat er „den Sound“ der protestantischen Kirchen und des Protestantismus entscheidend geprägt“, unterstrich die Präses. „Worin auch immer wir uns als Kirche der Reformation nach 500 Jahren Abstand von Luther unterscheiden mögen und auch müssen – darin sollten wir es ihm gleich tun und dazu möge uns auch die revidierte Lutherbibel anregen: Zum Neusehen und Neuhören des Gotteswortes.“
Ein Vortrag von Dr. h.c. Gerrit Noltensmeier
Nach der Übergabe widmete Landessuperintendent i.R., Dr. h.c. Gerrit Noltensmeier, der neuen Lutherbibel, die 500 Jahre nach der Reformation gründlich revidiert wurde, einen Vortrag zum Thema „Was Dolmetschen für Kunst und Arbeit sei… Erfahrungen und Einsichten bei der Revision der Lutherbibel“. Noltensmeier hat dem Expertenteam angehört, das mit der Überarbeitung von Luthers Bibelübersetzung betraut war.
Schon Luther habe seine eigene Übersetzung zeit seines Lebens ständig überarbeitet und so immer weiter verbessert, erklärte Noltensmeier. Die Revisionen, die der Lutherbibel zuletzt ihre Gestalt gegeben hätten, lägen drei Jahrzehnte oder länger zurück. Damals wollte man den alten Text modernisieren, verständlicher machen.
Aber „in dem Bemühen um einen gemeinsamen, leicht fasslichen Text der Lutherbibel bleibt ihr eigenes Profil, ihr sprachlicher Reiz vielfach auf der Strecke“, so der Theologe in kritischem Rückblick. Nun also sei es ausdrücklich nicht um eine moderne Übersetzung – „von denen gibt es heute genug“ – gegangen, sondern darum, den eigenen Klang und die Kraft von Luthers Sprache wieder stärker zur Geltung zu bringen, unterstrich Noltensmeier.
„Morgenland, Feuereifer, Herzenslust, Übeltäter“
Luther habe bildkräftige Neuschöpfungen, die ins Deutsche eingegangen seien, geschaffen: „Morgenland, Feuereifer, Herzenslust, Übeltäter“, nannte der Referent als Beispiele. Aber auch sprichwörtliche Redensarten wie „ein Dorn im Auge, sein Herz ausschütten, Perlen vor die Säue werfen…“ Genauigkeit nach dem Stand der modernen Bibelwissenschaft sei ebenso ein Ziel der Revision gewesen.
Anschaulich schilderte der ehemalige Landessuperintendent den kleinteiligen Arbeitsprozess, das gewissenhafte Suchen nach der besten Möglichkeit, das Prüfen, Vergleichen, Abwägen, bis man endlich eine Entscheidung treffen konnte.
Rund 40 Sitzungen, meist drei Tage lang, seien notwendig gewesen, bis endlich das Ergebnis vorlag. Noltensmeier: „Das Ringen um den Ertrag der exegetischen Wissenschaft, um reformatorisch-theologische Profil, im die Verantwortung für das Deutsch der Lutherbibel und die Rücksicht auf heutiges Sprechen und Verstehen war ein geistiges und geistlichen Abenteuer.“
Autor:Sabine Sawatzky aus Dorsten |
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