Was Pippi Langstrumpf mit Steinkohlebergbau gemeinsam hat
Jüdisches Museum präsentiert westfälische Alltagskultur dynamischer denn je
Nach 17 Jahren war abermals ein neues Konzept für die ständige Ausstellung überfällig. Ende 2018 zeigt sich das Regionalmuseum rund um die gegenwärtige jüdische Lebenswelt im neuen Format: farbenfroher, übersichtlicher, interaktiver, kinderfreundlicher – ein Mitmachmuseum zum Anfassen, Staunen und Dazulernen.
Eine Vielzahl von Themeninseln führt kleine und große Besucher von nah und fern selbsterklärend in den jüdischen Alltag: Nahrung, Sprache, Spiele, Religion, Arbeit, Weltsicht, Zeitverständnis. Ein weiterer Teil mit 16 multimedial erschließbaren Lebensgeschichten, z. B. von Josef Dortort aus Bottrop, dessen Büchersammlung ("Bottroper Bücherfund" - als Exponat ausgestellt) die Nazizeit überdauerte, dokumentiert den biografischen Ansatz des Museums. Besucher können sich hier mit Menschen identifizieren und auseinandersetzen. So verbindet die Sammlung neu und alt: es fehlt weder der klassische Leuchter in der Vitrine noch der Legonachbau aus Kinderhand.
Nach dem Motto „Zeig mir, was du auf dem Kopf hast – dann sag ich dir, wer du bist“ laden jüdische Kappen (Kippot) wie „historische“ Bergbauschutzhelme (mit Logo) zum Fototermin mit dem eigenen Handy ein. Da darf dann für Fußballfans die Borussia-Kippa nicht fehlen.
Auch Liebhaber von Kuscheltieren kommen auf ihre Kosten: der Prototyp der Supermann Figur aus den USA der 1932er Jahre hat jüdische Wurzeln und kommt als „gestylter“ Teddy daher. Und Pippi Langstrumpf findet sich in der Sonderausstellung wieder, die Fotos jüdischer Frauen in Deutschland (bis August 2019) zeigt. Der Fotograf Rafael Herlich hat dort beispielsweise ein jüdisches Kind im Pippi Kostüm abgelichtet. Nicht Karneval, sondern Purim wird gefeiert: die biblische Rettung der Juden aus der persischen Diaspora. Im Brauchtum sorgt Verkleidung für gute Laune beim Feiern.
Museumspädagogin Mareike Fiedler freut sich über die positive Resonanz auf die Neukonzeption von Dr. Cordula Lissner und weiteren Teammitgliedern. „Nur Grund- und Hauptschulklassen vermissen wir hier noch“, meint Kollegin Antje Thul und ergänzt „Wir bieten auch Praktika und Mitarbeit in der Museumspädagogik an“. Vorträge wie Veranstaltungen und die eigene Zeitschrift namens Schalom runden das anspruchsvolle Angebot ab, was der Trägerverein organisiert. Finanziert werden Museum und Ausstellung über vielfältige Akteure wie NRW-Stiftung, LWL, Stadt Dorsten, LZpB NRW und viele Weitere. Und Qualität braucht Zukunftsmusik: über eine inklusive, induktive Höranlage für Menschen mit entsprechenden Problemen wird bereits nachgedacht.
Für den Kontakt mit dem Museum:
info@jmw-dorsten.de
Weitere Infos zum Museum auf www.jmw-dorsten.de
Weitere Freizeittipps?
Autor:Dr. Michaela de Groot aus Bottrop |
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