Sanierungsmaßnahme am Fördergerüst
Frischer Wind am alten Turm
Nachdem die Bauarbeiten der RAG AG auf der Zeche Fürst Leopold Schacht 2 abgeschlossen sind, startet jetzt die Sanierungsmaßnahme der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur an dem markanten Fördergerüst, das sich seit 2015 in ihrem Eigentum befindet.
„Das denkmalgeschützte Fördergerüst aus dem Baujahr 1912/13 ist das städtebauliche Wahrzeichen des Creativ Quartiers auf der Zeche Fürst Leopold. Die Sanierung sichert langfristig den Erhalt des hochrangigen Industriedenkmals und wird auch von den Nutzern des Areals sehr begrüßt“, so Ursula Mehrfeld, Geschäftsführerin der Industriedenkmalstiftung.
Gerüstbauarbeiten laufen seit dieser Woche
Erste Voruntersuchungen haben bereits stattgefunden und die Gerüstbauarbeiten laufen seit dieser Woche. Als erste Maßnahme steht das Abstrahlen des historischen Stahlgerüsts mit Strahlsand auf dem Programm. Zu diesem Zweck wird das Objekt vollständig eingehaust, damit keine Farbpartikel der alten Lackschichten nach außen dringen können. Der bei den Arbeiten entstehende Staub wird sofort abgesaugt, verpackt und entsorgt. Doch bevor die gesamten Anstriche verschwinden, gilt es, Farbanalysen durchzuführen, um die ursprüngliche Farbigkeit des im Laufe der Zeit mehrfach gestrichenen Gerüsts zu ermitteln.
Trägerteile werden denkmalgerecht ausgetauscht
Nachdem alle alten Farbschichten von den Stahlträgern abgetragen sind, werden Trägerteile, die geschädigt sind, denkmalgerecht ausgetauscht. Vermessungen des Gerüsts sind bereits erfolgt. Die moderne Lasertechnik lässt auch Aussagen über die Schädigungen der Stahlkonstruktion zu. Gleichwohl wird Stück für Stück vor Ort begutachtet, um zu entscheiden, ob ein Austausch nötig ist.
Zur Unterstützung der Arbeiten vor Ort wird am Fuß des Gerüsts eine Container-Werkstatt eingerichtet. Sind alle Trägerteile gesäubert und geschädigte ersetzt, kann mit dem neuen Anstrich begonnen werden. Drei Schichten sind dabei vorgesehen, alle in anderen Farben, um zu gewährleisten, dass keine Stelle übersehen wird. Dies erfolgt in weiten Teilen in Handarbeit, mit Farbe und Pinsel. Als erstes wird eine Schicht Korrosionsschutz aufgetragen, dann eine Farbschicht und zum Schluss die sichtbare Farbe. Mit Spannung wird hierfür das Ergebnis der Farbanalyse erwartet. War das Gerüst immer schon in Grün gehalten? Beim vorsichtigen Abtragen der verschiedenen, im Laufe der Jahre erfolgten Anstriche kann der originale Farbton ermittelt werden, an dem sich dann der neue Anstrich orientiert.
Etwa 12 Monate plant die Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur für die Ausführung der Arbeiten ein. Nach Abschluss der Sanierung soll das Fördergerüst zudem eine Objektbeleuchtung erhalten und so auch bei Dunkelheit als Landmarke erkennbar sein.
Die Umsetzung ist durch Städtebaufördermittel des Bundes und des Landes Nordrhein-Westfalen in Höhe von 2,1 Mio. Euro möglich.
Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur
Die Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur wurde 1995 vom Land Nordrhein-Westfalen und der RAG Aktiengesellschaft gegründet. Die Aufgaben der Stiftung bestehen darin, die ihr übertragenen Denkmale zu schützen und zu erhalten, wissenschaftlich zu erforschen, öffentlich zugänglich zu machen und sie einer neuen, denkmalgerechten Nutzung zuzuführen. Bundesweit ist es die bisher einzige Stiftung, die sich explizit für den Erhalt von bedeutenden Industriedenkmalen einsetzt. Die Stiftung gibt den Anlagen Zeit, sich zu neuen, identitätsstiftenden Orten für Handel, Gewerbe, Freizeit, Kunst und Kultur zu entwickeln. Sie führt Bausicherungs- und Instandsetzungsarbeiten an den Gebäuden durch, entwickelt Nutzungskonzepte für einzelne Baukörper oder die gesamte Anlage und trägt durch Öffentlichkeitsarbeit dazu bei, die Akzeptanz für Belange der Industriedenkmalpflege zu erhöhen.
Mittlerweile zählen Industriedenkmale an 14 Standorten in NRW zum Bestand. Es sind Relikte von Anlagen des Steinkohlenbergbaus, wie z.B. Fördergerüste, Schachthallen und Maschinenhäuser, des Weiteren eine Kokerei als Beleg der Verbundwirtschaft im Ruhrgebiet, ein Denkmal der Energiewirtschaft in Gestalt des historischen Pumpspeicherkraftwerks Koepchenwerk und das Hammerwerk Ahe-Hammer in Herscheid als technikgeschichtliches Zeugnis.
Autor:Olaf Hellenkamp aus Dorsten | |
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