Bewegende Bilder: Kunst im alten Bahnhof
Dorsten. Bald verändert sich der Bahnhof in Dorsten. Doch bevor das alte Gebäude sein Gesicht erneuert, bekam das alte Gebäude jetzt noch einmal seinen großen Auftritt. Die sonst verschlossenen und verschlagenen Türen wurden geöffnet. Im Rahmen des Projekts „Wir machen MITte“ wurde dem alten Gemäuer neuer Raum gegeben. Raum, um seine Geheimnisse zu entdecken. So hatten Besucher ein Wochenende lang noch einmal die Gelegenheit, bei einer Vernissage und Ausstellung durch das alte Bahnhofsgebäude zu gehen.
Doris Gerhard präsentierte ihre Foto-Werke im „Kunstraum Bahnhof“ – an der äußeren Fassade und innen. Zuvor hatte sie sich auf eine Ausstellung zum Thema Bahnhof in Rostock beworben – ihre Werke überzeugten. „Ich habe für die Ausstellung auch Gedichte und Zitate zu den Themen Reisen, Zeit und Bahnhof gesammelt“, sagte sie. Für sie ist ein Bahnhof immer auch mit Reise, Bewegung und Poesie verbunden. Die Liebe steckt im Detail. Nach der Ausstellung in Dorsten werden einige ihrer Fotografien am Kröpeliner Tor ausgestellt. Sie fragte sich: „Welche Möglichkeiten haben Orte?“ Daraufhin begab sie sich auf die innere Reise und schaute auf das, was war und das, was ist. Sie verbindet persönliche Erinnerungen an den Bahnhof in Dorsten. An ihre Mutter, die sie stets abholte. Auch andere Besucher erzählen von ihren Erinnerungen an den alten Bahnhof. Sie kommen an und fahren ab. Tragen alle ihr eigenes seelisches Gepäck bei sich. Sie berichten von der Poesie des Reisens mit der Eisenbahn. Die Ausstellung wird durch je ein Kunstwerk der berühmten Künstler Claude Monet und Lionel Walden bereichert. Ein Hauch Nostalgie zieht durch die Hallen.
Heutzutage sehen wir meist folgendes Bild: Leute hetzen an dem alten Bahnhofsgebäude vorbei. Unbeachtet steht es da. Die Leute warten, reden, rennen, stehen still. Koffer rollen über das Pflaster. Eine Durchsage ertönt. Die Reifen der Züge quietschen. Die Uhr steht auf zwölf Uhr. Immer. Als wäre die Zeit stehen geblieben. Ist sie aber nicht.
Zugegeben: Einladend wirkt das alte Bauwerk am Bahnhof nicht. Schön ebenso wenig. Bretter sind an die Fenster genagelt. Lieblos finden sich vereinzelt Graffitis an der Außenfassade. Von außen ist alles verriegelt und verschlagen. Unvollkommen. Unscheinbar. Es wirkt verschlafen, fast verkommen. Kein Blick dringt hinein. Keiner hinaus. Betrachter sehen ihm an, dass es in die Jahre gekommen ist. Wie alles, was älter wird, sind auch hier die Narben der Zeit unübersehbar. Seit 1879 steht das Gebäude hier und hat seine Erbauer längst überlebt.
Das alte Gemäuer war lange ein schweigender und stiller Beobachter vom Wandel der Zeit als Zeuge – und behält für sich, was es mitbekommen hat. Ein Glück, dass es noch Zeitzeugen gibt, die berichten können. Hier vermischt sich Vergangenheit mit Gegenwart. Und bald wird das zerbrochene Glas erneuert. Denn auch, wenn die Uhr auf zwölf steht und die Pendler scheinbar ewig warten müssen: Alles bewegt sich weiter. Erst recht auf einem Bahnhof.
Autor:Marie-Therese Gewert aus Dorsten |
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