Corona-Pandemie
Trotz belebter Konjunktur: Die Wirtschaft ist in Sorge
Die Wirtschaft am Niederrhein nimmt langsam wiederFahrt auf. Gleichzeitig blicken die Unternehmen mit Sorge
auf die kalte Jahreszeit. Die Umsatzverluste aus dem Frühjahr konnten vor allem die Dienstleister nicht kompensieren.
Besonders alarmierend: Wesentlich mehr Betriebe sehen sich von Insolvenz bedroht als noch im Juni. Das zeigen die ersten Schlaglichter der Herbst-Konjunkturumfrage der Niederrheinische IHK. Der IHK-Konjunkturklimaindex, der Lage und Erwartungen der Unternehmen zusammenfassend darstellt, liegt aktuell wie schon im Ende Juni bei 89 Punkten. Im Mai war er auf 71 Punkte abgestürzt.
Niederrhein. „Die Wirtschaft ist wieder im Aufschwung. Vor allem die Lage hat sich in vielen Bereichen verbessert. Dafür ist die erste Euphorie über die Lockerungen und das Konjunkturprogramm abgeflaut. Nach wie vor ist die Existenz vieler Unternehmen bedroht. Der einsetzende Herbst setzt vor allem Handel und Gastronomie wieder stark unter Druck“, erläutert
IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Stefan Dietzfelbinger.
Deutliche Umsatzeinbrüche in 2020
Auch wenn die Lage besser ist als im Mai oder Juni: In denBüchern der Unternehmen wird sich das Jahr 2020 wohl tiefrot
niederschlagen. Knapp die Hälfte der Befragten rechnet in
2020 mit einem Umsatzrückgang von mehr 10 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Jedes fünfte Unternehmen gibt sogar an, mehr als 25 Prozent weniger einzunehmen. Positiv: Rund 22
Prozent sind bereits wieder auf oder über dem Vorkrisenniveau angekommen. Das Gros der Unternehmen rechnet allerdings erst im Verlauf von 2021 (31 Prozent) oder später (19
Prozent) mit einer Rückkehr zur Normalität.
Insolvenzrisiko steigt
Der andauernde Krisenmodus geht den Unternehmen an die Substanz: Mittlerweile sehen sich wieder 14 Prozent von Insolvenz bedroht und damit fast so viele wie während des Lockdowns (15 Prozent). Zwischenzeitlich war dieser Wert auf 9 Prozent gesunken. „Rechnet man dieses Ergebnis auf unseren gesamten IHK-Bezirk hoch, wären in Duisburg und den Kreisen Wesel und Kleve insgesamt fast 10.000 Betriebe akut von Insolvenz bedroht“, so Dietzfelbinger. Besonders düster
ist die Lage in der Gastronomie sowie der Freizeit- und Veranstaltungsbranche. Während in Industrie und Handel nur 9 Prozent betroffen sind, sehen sich im Tourismussegment fast 60 Prozent der Befragten akut von Insolvenz bedroht.
Kommunalpolitik ist gefragt
Was die Unternehmen aktuell brauchen, sind Verlässlichkeit und Stabilität. Neben Hilfsprogrammen wie der Überbrückungshilfe und weiteren Anreizmaßnahmen sind jetzt vor allem auf die Städte und Gemeinden gefordert. „Die neu gewählten Räte und Bürgermeister sind direkt gefordert, Politik für ihre Unternehmen hier am Standort zu machen. Das heißt: keine zusätzlichen Belastungen durch höhere Steuern und Abgaben schaffen, die Verwaltung digitalisieren und bei Genehmigungsverfahren aufs Tempo drücken“, fasst Dietzfelbinger zusammen.
Den ausführlichen Konjunkturbericht zum Herbst 2020 veröffentlichtdie Niederrheinische IHK am 30. Oktober.
Autor:Lokalkompass Dinslaken-Voerde-Hünxe aus Dinslaken |
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