„Die Leidenschaft ist nicht erloschen“
Ein Ickerner durch und durch ist Jakob Maas, der am Samstag (10. August) vor 90 Jahren in Ickern – drei Jahre vor der Eingemeindung – geboren wurde. Seit vielen Jahren beschäftigt er sich mit der Geschichte des Stadtteils, arbeitete im Geschichtskreis Castrop und in der Geschichtswerkstatt Ickern mit und hat eine umfangreiche Sammlung an historischen Dokumenten und Erinnerungsstücken zusammen- getragen.
„Ich sage immer, nichts wegschmeißen, erst einmal durchgucken“, berichtet Jakob Maas. Hinterbliebene kommen zum Teil direkt auf ihn zu, um ihm alte Dokumente ihrer verstorbenen Angehörigen zu überreichen. Denn es hat sich längst herumgesprochen, dass Maas alles zum Thema Ickern sammelt.
„Meine neueste Errungenschaft ist ein Rapportbuch der Zeche Ickern“, erzählt er begeistert. Darin ist für den Zeitraum von März bis Dezember 1911 festgehalten, was genau jede Schicht beim Abteufen gemacht hat.
Hauptbestandteil der Sammlung von Jakob Maas ist ein Archiv an Zeitungsausschnitten. „Es reicht von der Zeit nach dem Krieg bis 1975 und dann wieder von 1989 bis heute.“ Über das Unglück des Luftschiffs Hindenburg 1937 in den USA, an dessen Bord ein Steward aus Ickern war, ist darin zu lesen. Oder über den Autobahnbau in Ickern von 1932 bis 1938.
Weil die gefüllten Aktenordner immer mehr wurden, stellte ihm die Griechische Gemeinde im Kulturzentrum Agora einen Raum zur Verfügung. In dem 4x4 Meter großen Raum finden sich zum Beispiel Bergmannskittel und zwei Fahnen des Schützenvereins Ickern. „Eine ist von 1857, die andere von 1957“, erzählt Maas. Und natürlich Regale mit den gesammelten Zeitungssausschnitten. „Drei Wände sind voll damit.“
Angefangen hat Jakob Maas‘ Interesse an der Historie seiner Heimatstadt um 1987/88. „Damals sind über die Volkshochschule ehemalige Bergleute zusammengekommen“, erinnert er sich. Auch Maas, der als Schachthauer auf der Zeche Victor 3/4 gearbeitet hatte, war dabei. Aus dieser Gruppe entwickelte sich der Geschichtskreis Castrop unter der Leitung von Johannes Materna.
Einige Jahre später entstand die Geschichtswerkstatt Ickern, in der Maas fortan mitarbeitete. Zu Recherchezwecken für die herausgegebenen Broschüren war er über Jahre einmal wöchentlich im Stadtarchiv anzutreffen. „Mit diesen Archivgängen hat meine Sammelleidenschaft begonnen“, sagt er.
„Ich habe immer hier gewohnt“, erklärt Maas seine Faszination für die Historie Ickerns. Geboren wurde er am 10. August 1923 an der Ottostraße, der heutigen Ruprechtstraße. Später wohnte er mehr als 70 Jahre an der Horststraße. „Geschichte hat mich interessiert, und es ist kaum noch jemand da, der sich zum Beispiel an Haus Ickern erinnern kann“, ergänzt er.
Sein Engagement in der Geschichtswerkstatt hat Maas nun allerdings aufgegeben, da ihm die Arbeit mittlerweile doch zu viel wird. Die kürzlich erschienene Broschüre „Ickerner Handel im Wandel“ war die letzte, an der er mitgearbeitet hat. Aber er wird nicht aufhören, sich mit Ickerns Geschichte zu beschäftigen. „Die Sammelleidenschaft ist nicht erloschen. Wenn man einmal vom Virus angesteckt ist, geht das schlecht, damit aufzuhören“, sagt er lachend.
Deswegen freut er sich natürlich auch auf das Castrop-Rauxeler Heimatmuseum, das in der früheren Grundschule an der Marienburger Straße eingerichtet wird. „Die Eröffnung des Museums hätte ich gern erlebt“, wünscht sich Jakob Maas für die Zukunft.
Autor:Vera Demuth aus Bochum |
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