Landwirt sein in Zeiten von Dürre und Corona
Die Rückkehr der Einkellerungskartoffel
Es war der dritte Dürresommer in Folge, späte Fröste haben im April einen Teil der Ernte ruiniert, und dann auch noch Corona - die Landwirte blicken mit sehr gemischten Gefühlen auf die letzten Monate zurück.
Einer von ihnen ist Philipp Maaßen. Er bewirtschaftet in dritter Generation einen Bauernhof in Kirchhellen mit rund 100 Hektar Anbaufläche. "Das ist nicht so wenig", sagt der 37-Jährige. Kartoffeln und Zwiebeln, zwölf Sorten Äpfel, Birnen, Pflaumen wachsen dort. Letztere gab es in diesem Jahr allerdings nicht. "Die hat es voll erwischt", sagt Philipp Maaßen. Einen Hektar blühender Bäume haben die Spätfröste im April ruiniert. Und auch die Apfelernte hätte besser sein können. "Aber wir sind noch ganz gut davon gekommen", fährt er fort, "andere Regionen in Deutschland hat es schlimmer erwischt." Besonders der Getreideanbau hatte in diesem Jahr Verluste zu verzeichnen, und die Bauern, die auf Erdbeeren und Spargel setzen, hatten ihre liebe Not, in Coronazeiten ausreichend Erntehelfer zu finden.
Ruiniert hat Corona auch den Zwiebelschälbetrieb des Hofes. "Das wollen die Leute im Moment nicht", weiß der Landwirt. Großen Zuspruch hat Philipp Maaßen allerdings beim Direktvertrieb verzeichnet. Äpfel selber zu pflücken ist in diesem Jahr richtig in geworden.
Und noch eine Veränderung hat der Vater von drei Kindern bemerkt: "Seit Corona legen die Leute wieder Vorräte an." Der 25 Kilosack mit Einkellerungskartoffeln hat eine unerwartete Renaissance erlebt.
Neben Philipp Maaßen und seiner Frau Alina kümmern sich zehn festangestellte Mitarbeiter und nochmal so viele Aushilfskräfte um die Äcker, Obstkulturen und den Hofladen. "Mit Obst beliefern wir viele Schulen und Kitas in der Gegend", erzählt der Landwirt. Die Kartoffeln und Zwiebeln werden direkt auf dem Hof abgepackt und gehen auf großen Palletten an Großmärkte im ganzen Ruhrgebiet.
Inzwischen ist die Ernte fast komplett eingefahren, nur noch ein paar Äpfel hängen an den Bäumen. Die heiße Phase ist im September. "Dann arbeiten wir von hell bis dunkel", sagt Philipp Maßen, "und das sieben Tage die Woche." Selbstverständlich mit Mundschutz.
Auch in diesem Sommer hat es längst nicht genug geregnet. "Wir mussten viel bewässern", erklärt Philipp Maaßen. "Und wir haben immer noch Wassermangel, der aktuelle Niederschlag reicht noch längst nicht aus, um den Grundwasserspiegel wieder auf Normalmaß ansteigen zu lassen." Das sind enorme Kosten, die die Landwirte zu schultern haben, und eine völlige Weitergabe an die Kunden ist quasi unmöglich. Es ist kein allzu positiver Blick in die Zukunft, den der junge Landwirt tätigt: "Ohne zusätzliche Bewässerung ist kein Anbau mehr möglich. Es wird in Zukunft schwieriger werden mit der Nahrungsproduktion."(33,3 Tonnen je Hektar).
Autor:Judith Schmitz aus Bottrop |
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