Lieferdienst Louise verabschiedet sich
Der Lieferdienst in Bottrop wird zum 31. Dezember 2021 eingestellt

Der Service wird zum 31. Dezember 2021 eingestellt. Foto: Louise.
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Bottrop. Die türkis gekleidete, freundlich lächelnde Paketbotin des Citylogistik Forschungsprojekts Louise (Logistik und innovative Services für urbane Regionen am Beispiel der Emscher-Lippe-Region) prägte seit dem 2. März 2020 das Bottroper Stadtbild. Der Liefer- und Einkaufsservice, der über die online Plattform www.louise-bottrop.de den Warenverkehr und die Logistik dahinter verknüpfte, brachte die bestellten Waren nicht nur am gleichen Tag mit dem umweltfreundlichen E-Lastenfahrrad bzw. dem E-Auto zu den Kunden nach Hause, sondern wahlweise auch an einen der sechs Louise Points oder einen der zwei Paketschränke in einem Stadtteil bzw. am Bahnhof. Mit dem 31. Dezember läuft nun das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWi) geförderte Projekt aus und verabschiedet sich aus Bottrop.

„Unser Ziel war es, mit Louise zu ermitteln, wie der Bottroper Einzelhandel mittels neuer Geschäftsmodelle auf Basis intelligenter Services gestärkt werden kann“, erklärt Projektleiter Michael Lücke vom Fraunhofer Institut für Materialfluss und Logistik (IML). Gemeinsam mit den Verbundpartner, dem Institut für Innovationsforschung und -management (IFI), der Agentur news-media e.K. und der Bottroper Spedition Rottbeck GmbH als Konsortialführer sowie der Stadt Bottrop wurden im Projektzeitraum von Oktober 2018 bis Ende 2021 integrierte Citylogistik Lösungen, die neben einem online-basierten Einkaufs- und Lieferservice auch eine Self-Storage-Lösung sowie einen Food-Service für Unternehmen vorsahen, erprobt und erforscht.
Eine der größten Herausforderungen stellte dabei laut Lücke die Coronapandemie mit ihren Lockdowns dar, die z. B. die praktische Umsetzung des Food-Service verhinderte. „Pandemiebedingt konnten wir die meisten Erfahrungen mit unserem Online-Plattform und dem daran angeknüpften Liefer- und Einkaufsservice sammeln“, erklärt Lücke. „So präsentieren aktuell etwa 30 Händlerinnen und Händler auf der Louise- Plattform den knapp 750 registrierten Kunden ihre Angebote.“
Bereits im Frühjahr 2021 konnten sich sowohl die Bottroper Händlerinnen und Händler als auch die Bottroper Bürgerinnen und Bürger im Zuge einer Online-Befragung zu Wort melden. „Die Befragung ergab, dass die große Mehrheit der Endkunden bereit war, tagesgleiche Lieferungen durch Louise auch kostenpflichtig zu nutzen“, erklärt Dr. Thomas Kley vom IFI. „Ein Preis pro Lieferung zwischen zwei bis drei Euro fand die größte Akzeptanz bei der Bottroper Bürgerschaft.“ Daran anknüpfend wurde ein Abo-Modell für die Händler entwickelt, wobei die finale Preisgestaltung den Händler überlassen blieb.
Die Kundenakzeptanz sei bei den selbsterklärenden Produkten der Grundversorgung, insbesondere der Lebensmittel, deutlich höher gewesen als bei beratungsintensiven Produkten, wie z. B. Büchern. Ein Bedarf, der neben Louise auch durch weitere, bundesweit agierende Lieferdienste abgedeckt wurde. „Diese Konkurrenz hat die Erprobung eines zukunftsfähigen Geschäfts- und Preismodells gemeinsam mit den Händlern gehemmt“, resümiert Lücke. „Zum aktuellen Zeitpunkt ist daher ein lokaler Lieferdienst wie Louise wirtschaftlich leider noch nicht tragfähig“, erklärt Frank Rottbeck, von der gleichnamigen Spedition.

„Zum aktuellen Zeitpunkt ist daher ein lokaler Lieferdienst wie Louise wirtschaftlich leider noch nicht tragfähig“

„Wir waren mit unserem onlinebasierten Louise-Projektansatz in Bottrop leider zu früh dran“, schlussfolgert auch Dorothee Lauter von der Wirtschaftsförderung. „Der Fokus vieler Bottroper Händlerinnen und Händler liegt nach wie vor auf dem stationären Geschäft.“ Ein Umstand, mit dem die Stadt Bottrop nicht allein dasteht. So beträgt 2021 der Online-Anteil am Umsatz des Einzelhandels über alle Branchen hinweg (ohne Lebensmittel) gemäß des Handelsverbandes Deutschland knapp über 18 Prozent. „Der stationäre Handel ist im Netz kaum sichtbar“, ergänzt Lauter. „Dementsprechend ist es für uns als Wirtschaftsförderung das Ziel, die Händlerinnen und Händlerinnen dabei zu unterstützen, ihre Sichtbarkeit im Netz zu erhöhen, um mit ihrem stationären Angebot gefunden zu werden und so auch neue Kundinnen und Kunden gewinnen.“

Ab Januar 2022 plant die Wirtschaftsförderung deshalb gemeinsam mit der Wirtschaftsallianz Bottrop und den Digitalcoaches des Handelsverbandes NRW eine entsprechende Online-Workshopreihe, die allen Interessierten geeignete Werkzeuge an die Hand geben soll, um selbst die digitale Sichtbarkeit des eigenen Angebots zu erhöhen. Mehr Informationen unter https://www.bottrop.de/anmeldung-wirtschaftsfoerderung-digicoach.

Autor:

Michael Menzebach aus Haltern

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