Suchtselbsthilfe im Ruhrgebiet
Kreuzbund stellt sich neu auf
Bottrop. In der Selbsthilfe bei Alkohol- und Medikamentensucht sind die bundesweit rund 22.000 Mitglieder des Kreuzbundes Spezialisten. Im Ruhrbistum hat der katholische Verband sich nun im Prozess „einfach: Kreuzbund“ neu aufgestellt. Das Ziel: digital kommunizieren, effektiver öffentlich auftreten, neue Gruppen- und Freizeitangebote entwickeln und sich über Stadtgrenzen hinaus vernetzen.
95 Kreuzbund-Gruppen mit fast 900 Mitgliedern treffen sich im Ruhrbistum – in Bochum, Bottrop, Duisburg, Essen, Gelsenkirchen, Gladbeck, Mülheim, Oberhausen und im Ennepe-Ruhr-Kreis. „Unsere Gruppenarbeit ist bewährt“, sagt Werner Schehler, Leiter des Projekts „einfach: Kreuzbund“. Man wolle aber zusätzlich andere Suchtgeschichten in den Blick nehmen: „Ob Alkohol, Haschisch oder Spielhalle: Suchtkrankheit hat immer Ursachen, über die man in der Gruppe sprechen kann.“
Bislang bleiben die Mitglieder sogar über Jahrzehnte ihrer Kreuzbund-Gruppe treu, treffen sich wöchentlich und in der Freizeit. Die meisten stehen jenseits der Lebensmitte. Deshalb will man das eigene Expertenwissen neuen Zielgruppen anbieten: Vormittags-Gruppen für alleinerziehende Mütter, Gruppen für junge Menschen, Zuwanderer oder Angehörige, Gruppen für Männer/Frauen/Diverse, Gruppen für Leute, die sich nur alle zwei Monate treffen wollen oder lieber am Sonntagvormittag, oder für Menschen, die gerade aus der stationären Entgiftung kommen und sich informieren wollen, wie es weitergehen kann.Außerdem will der Kreuzbund sein Freizeitangebot verbreitern. Kino, Kirmes, Kegeln: Warum macht man das nur mit den Kreuzbund-„Weggefährten“? „Am Anfang der Abstinenz“, erklärt Schehler, „hat man total viel Zeit und braucht ein alkoholfreies Umfeld – zum Beispiel beim Kreuzbund-Malkurs oder Zoobesuch, wo man nebenbei bespricht, wie man sich verhalten soll, wenn Alkohol angeboten wird.“
Der Kreuzbund wird allein durch Ehrenamtliche gemanagt, in Essen gibt es lediglich eine Halbtags-Bürokraft. Die 20 Aktiven von „einfach: Kreuzbund“ haben für das Projekt insgesamt 1.200 Präsenz-Veranstaltungsstunden absolviert. Ihr Projektplan steht und fällt mit dem öffentlichen Verbandsauftritt und der Digital-Kompetenz der Mitglieder. Freizeit-, Fortbildungs- und Gruppenangebote werden spezieller und müssen deshalb über Stadtgrenzen hinaus bekannt gemacht werden, um die Interessenten zusammenzubringen. Dafür braucht es eine gemeinsam genutzte Homepage und Social-Media-Kanäle.
Man wisse nun klar, was man wolle, sagt Schehler, und habe auch schon bei der Stiftung Freie Wohlfahrtspflege eine Förderung beantragt: Statt eines Sammelsuriums diverser kommunaler Kreuzbund-Homepages einen gemeinsamen Online-Auftritt mit Infos, Seminaren und Veranstaltungen, einer Suchmaschine für Stichwörter zum Thema „Sucht“ und „Hilfe“ sowie einen Terminkalender für alle Ruhrgebietsstädte.
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