Zahnziehen auf dem Küchenstuhl

Zum sechsten Mal verbrachte der Bottroper Zahnarzt Ralf Flötgen einen Teil seines Urlaubs in Uganda, um die Einwohner des Dorfes Makukuulu von Zahnschmerzen zu befreien. | Foto: Flötgen
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  • Zum sechsten Mal verbrachte der Bottroper Zahnarzt Ralf Flötgen einen Teil seines Urlaubs in Uganda, um die Einwohner des Dorfes Makukuulu von Zahnschmerzen zu befreien.
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Acht Behandlungstage, 278 Patienten, 295 gezogene Zähne - das ist die Abschlußbilanz des letzten Arbeitseinsatzes von Ralf Flötgen in Uganda.

Zum sechsten Mal hat der Bottroper Zahnarzt einen Teil seines Jahresurlaubs geopfert, um die Bewohner von Makukuulu von Schmerzen zu befreien. Aber auch die Weiterbildung des örtlichen Personals der Krankenstation gehört während seines Aufenthalts zu den Aufgaben von Ralf Flötgen.

Seinen ersten Tag in Afrika nutzt er immer dazu, um in Ugandas Hauptstadt Kampala benötigte Medikamente zu kaufen, die er dann ins rund 200 Kilometer entfernte Makukuulu mitbringt. Dafür hatte - wie schon im Vorjahr - Brigitte Haupthoff, eine der Patientinnen des Bottroper Zahnarztes, Spenden gesammelt. „Durch ihren unermüdlichen Einsatz konnte Frau Haupthoff dieses Jahr mehr als 1150 Euro zusammentragen. Besonders freute sie sich darüber, dass sie in diesem Jahr die Vertreter der afrikanischen Gemeinde bei einem Besuch in unserer Praxis persönlich kennenlernen konnte“, erzählt Ralf Flötgen.

Doch diesmal lief in Kampala nicht alles so reibungslos wie gewohnt. „Ich konnte die dringend benötigten Anästhetika nicht bekommen, und so blieb nur die Hoffnung, dass von dem vorjährigen Einsatz ausreichend Betäubungsmittel übergeblieben war.“ Für die kleinsten Patienten wurden noch Süßigkeiten und Luftballons eingekauft und die Weiterfahrt nach Makukuulu konnte beginnen.
Jeden Morgen pünktlich um 9 Uhr ist Behandlungsbeginn. Doch diese darf man sich nicht so vorstellen, wie in einer modernen deutschen Praxis üblich. „Die Patienten sitzen auf einem ganz normalen Küchenstuhl, für Licht sorgt die mitgebrachte Stirnlampe, natürlich batteriebetrieben, immerhin befinden wir uns ja im ostafrikanischen Hochland ohne Elektrizität“, schildert Ralf Flötgen.
Im Durchschnitt werden pro Tag etwa 30 Menschen behandelt, dann muss das benutzte Instrumentarium über einem Bunsenbrenner ausgekocht und sterilisiert werden. „Zum Verständnis: Die Streusiedlung Makukuulu liegt auf einer Hochfläche im ugandischen Busch, die dortige Krankenstation versorgt circa zwanzigtausend Einwohner“, so Ralf Flötgen.

Am vierten Behandlungstag war das Anästhesiemittel vollends aufgebraucht, so dass der Leiter der Krankenstation in die 180 Kilometer entfernte Hauptstadt trampen mußte, um neue Medikamente einzukaufen. „Da Regenzeit herrschte, wechselten sich stundenlange Regenfälle mit strahlendem Sonnenschein ab. Bei diesen Witterungsverhältnissen kann eine einfache Einkaufsfahrt aber schon mal mehr als fünfzehn Stunden dauern“, berichtet der Mediziner. Rechtzeitig zum nächsten Morgen trafen die Medikamente aber ein, es konnte also weiter behandelt werden.

„Zum Ende der Woche wurde das Zahnsteinentfernungsgerät, das ich in den Jahren zuvor mitgebracht hatte, reaktiviert und Silvy, die Krankenschwester, wurde in den Gebrauch eingewiesen, so dass fortan wieder Zahnreinigungen durchgeführt werden können“, erzählt er weiter. „Alles in allem kann man sagen, dass bei diesem Arbeitseinsatz Hilfe zu Selbsthilfe geleistet wurde, damit auch weiterhin das gesamte Jahr eine zahnärztliche Versorgung bei den gegebenen Verhältnissen sichergestellt werden kann.“

Autor:

Judith Schmitz aus Bottrop

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