Wiedergeburt an einem Sonntag

Franz Brecklinghaus wurde nach seiner Nierentransplantation zum großen Sportler. Er holte zahlreiche Medaillen bei den Weltspielen der Transplantierten und geht auch auf Radtour für Organspende mit dem Verein TransDia. | Foto: Kappi
  • Franz Brecklinghaus wurde nach seiner Nierentransplantation zum großen Sportler. Er holte zahlreiche Medaillen bei den Weltspielen der Transplantierten und geht auch auf Radtour für Organspende mit dem Verein TransDia.
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„Ich bin ein Sonntagskind“, sagt Franz Brecklinghaus. „Denn an einem Sonntag vor 32 Jahren wurde ich wiedergeboren.“ Dem 70-Jährigen Bottroper wurde am 1. Juni 1980 eine Niere transplantiert.

Franz Brecklinghaus hatte erst das 34 Lebensjahr erreicht, als seine Nieren versagten. Seine Kinder waren noch klein: „Meine Tochter war ein Jahr, mein Sohn drei Jahre alt. Die konnten gar nicht so genau einordnen, was mit mir gerade los war. Denn dreimal in der Woche habe ich zuhause eine Heimdialyse mit Hilfe meiner Frau durchgeführt. Das ganze hat jeweils fünf Stunden gedauert.“

Blutdruckswerte
zwischen 270 und 300

Und das über einen langen Zeitraum: Vier Jahre lang haben er und seine Familie das durchstehen müssen. Er hat zwar als Ingenieur weitergearbeitet, fühlte sich aber nur noch schlapp: „Mein Sohn war damals sechs Jahre alt und ich konnte beim Radfahren nicht mit ihm mithalten. Denn solche Medikamente wie Epo gab es damals noch nicht.“ Die Blutdruckswerte von Brecklingshaus lagen – das Nierenproblem war die Ursache – zwischen 270 und 300, von einem Schlaganfall war er nicht mehr weit entfernt. „Deshalb wurde ich auf die Dringlichkeitsliste gesetzt.“ 1979 wurden ihm beide Nieren entfernt. Zwei Jahre musste er trotzdem noch warten. „Als Dialyse-Patient musste ich strengste Diät leben. Mehr als einen halben Liter Flüssigkeit - egal bei welchem Wetter - durfte ich nicht zu mir nehmen, das Wasser hätte sich in meinem Körper gesammelt.“
Brecklinghaus, seine Frau und seine Kinder sind heute natürlich selbst Organspender. „Ich werbe auch gerne für die Organspende“. Dafür geht er auch mit dem Rad auf große Tour pro Organspende mit dem Verein Transdia. Viermal war er bislang dabei. „Ich habe inzwischen ein künstliches Knie, ich hoffe aber, dass ich nächstes Jahr wieder mitfahren kann.“
Bevor er krank wurde, hatte er Tischtennis gespielt. Der große Sportler war er aber nicht. Das änderte sich nach der Transplantation: „Ich habe die Weltspiele der Transplantierten gesehen und dachte mir, das kann ich auch.“ Am Anfang gehörte er beim Laufsport nicht zu den Besten. Denn hier wurden 20-Jährige genauso gewertet wie 50-Jährige, nur die Zeit zählte. „Aber dann wurde die Altersgrenze eingeführt und ich bekam meine Medaillen. Zwischen 1982 und 2005 hat er bei elf Weltspielen mitgemacht, in Sydney bekam er Gold im 800-, 1500 und 5000 Meterlauf. Insgesamt kann er auf 15 Medaillen stolz sein.

Autor:

Bettina Meirose aus Bottrop

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