„Wenn ich die armen Kinder sehe, kommen mir die Tränen“
Wenn Hans-Dieter Müller Mitte Januar die St. Joseph School in dem kleinen Dorf Mere in Kenia besucht, werden die Jungen und Mädchen wieder singen: „Heute ist ein glücklicher Tag“.
Im Gepäck hat der Bottroper dann nicht nur Lollies für alle „seine“ Kinder, sondern auch viele Grüße und vor allem Hilfe aus seiner Heimatstadt. Die Mädchen und Jungen des Kindergartens St.Cyriakus West und der Fichtegrundschule haben gesammelt, um ihre Altersgenossen im fernen Afrika zu unterstützen. Von ihrem Taschengeld ist mit Hilfe der Eltern so in kurzer Zeit die stolze Summe von 508 Euro zusammen gekommen. Davon werden nun drei Patenschaften an der St. Joseph School in Mere und eine in dem angeschlossenen Kindergarten finanziert.
Angestoßen hat dies der siebenjährige Phil. „Als vor einigen Wochen überall die Bilder von den hungernden Kindern im Osten Afrikas zu sehen waren hat er mich ganz erschreckt gefragt: Mama, was passiert da mit den Kindern?“, erzählt seine Mutter Katja Kremer,. „Können wir denen nicht helfen?“ Auch der kleine Bruder Ben, der in den Kindergarten St. Cyriakus West geht, war sofort mit Feuereifer dabei.
Mama Katja, die in einem Reisebüro arbeitet, hatte die zündende Idee. Einer ihrer Kunden ist nämlich besagter Hans-Dieter Müller, und dass er schon seit vielen Jahren in Kenia anpackt, wusste sie aus Gesprächen mit ihm.
Der Wunsch zu helfen traf beim Kindergarten St. Cyriakus West und der Fichteschule auf offene Ohren. Bei der Weihnachtsfeier der Grundschule war Hans-Dieter Müller zu Gast, Fotos dokumentierten das Leben der Kinder in Kenia und die gesammelten Spendengelder von 508 Euro wurden übergeben. Doch damit die Hilfe nicht einmalig bleibt, will die Schule die Patenschaften dauerhaft finanzieren. „Ich will mich wirklich ganz herzlich bedanken, dass alle so viel gespendet haben“, sagt Katja Kremer - und ihre beiden Jungs platzen natürlich gerade fast vor Stolz.
„Mir war klar: Da musst du was tun!“
Hans Dieter Müller hat Kenia vor zehn Jahren als ganz unbefangener Tourist besucht, wollte Sonne und Strand genießen und ein paar wilde Tiere sehen. Doch ein befreundetes Ehepaar aus Rheda-Wiedenbrück, Wolfgang und Hildegard Fisse, nahmen ihn mit zur St. Joseph School. „Es ging gut 60 Kilometer über Urwaldpiste“, erinnert sich der 70-jährige Bottroper. „Als ich dann das Elend gesehen habe, war mir klar: Da musst du was tun. Uns geht es hier so gut, da kommt man sich ganz beschämt vor.“
Mehrmals im Jahr fliegt der pensionierte Polizeibeamte, der als Personenschützer mit Franz-Josef Strauß, Helmut Kohl und Johannes Rau unterwegs war, nach Kenia. Im Gepäck hat er nicht nur finanzielle Unterstützung, um zum Beispiel Mehl für die Familien kaufen zu können. Den Mädchen und Jungen will er jedesmal auch wenigstens eine kleine Freude machen. So hat die Schule inzwischen eine Rutsche, beim letzten Besuch hat der Gast aus Deutschland Bälle verschenkt. „Diesmal will ich Trikots mitbringen, damit sie eine Fußballmannschaft gründen können“, hat sich Hans-Dieter Müller vorgenommen. Er weiß: „Unsere Kinder sind privilegiert. Wenn ich manchmal die anderen Kleinen sehe, kommen mir die Tränen.“
Im Laufe der Jahre haben einige Bottroper Patenschaften für die Kinder in Mere übernommen und wenn Hans-Dieter Müller von einem seiner Besuche nach Hause kommt berichtet er ganz genau, wie es zurzeit an der St. Joseph School läuft und was mit dem Geld der deutschen Spender gemacht wurde. „So wissen alle immer, dass ihr Geld wirklich angekommen ist“, sagt er. Die Armut in Kenia sei so unvorstellbar, erzählt der Pensionär - und erinnert sich an einige „Gutmenschen“, die gebrauchte Zahnbürsten spenden oder lieber die wilden Katzen an den Hotels in Kenia füttern, als den Kindern zu helfen: „Ich könnte hochgehen!“
Autor:Judith Schmitz aus Bottrop |
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