warum meine Mutter gewinnen sollte..
Meine liebe Mutter wird nächstes Jahr 70 und ist ein Kind von vier - 2 Brüder und eine Zwillingsschwester - die alle noch in Polen leben - wo sie mit Ihrer Familie 1981 ausgereist ist.
Ausgereist in das wohlhabende und reiche Deutschland;
weg von Essenmarken und endlosen Schlangen vor Lebensmittelgeschäften - wo wir als Kinder mit den Eltern im Wechsel anstehen mußten - um am Ende vielleicht nur ein begrenzte Menge an noch übrig gebliebenen Grundnahrungsmitteln und gesalzene Butter zu erhalten.
weg von der Aufbruchstimmung der Partei und Lech Walensa -
weg von der Armutsgrenze - und einer Zweiklassengesellschaft
hin zu der Familie ihre Ehemannes -
hin in eine kleine 40 qm Wohnung - die wir uns mit der Oma teilen mußten
hin zu barmherzigen Nachbarn, welche mit Lebensmitteln und Kleidung aushalfen
und
auch hin in ein hartes Arbeitsleben bei Mengende in der Fleischverarbeitung - das Ihr am Ende - den ersten Schlaganfall bescherte- mit 38 !
Den Anfall - wo sie die Sprache verlor - uns nicht mehr erkannt hat und einseitig gelähmt war -
Durch eine lange Zeit der Rehabilitation mit Erfolgen wie dem erneuten Erwerb der Sprache und der Beweglichkeit. Aber auch wieder demoralisert durch 2 weitere kleinere Schlaganfälle die die Erfolge wieder zur Nichte machten und eine zur Erwerbslosigkeit verurteilten.
Und selbst diese - mußte auch noch vor Gericht erstritten werden-
Heute lebt meine Mama glücklich in einer kleinen Mietwohnung - 12 Jahre schon allein - nach dem Tod ihre Ehemannes - mit Einschränkung der rechten Hand und Schwindelanfällen.
Dennoch ist Sie für mich ein Zeichen der absoluten Willens und Lebenskraf!
Sie hat nie aufgegeben - ob nun für uns Kinder - oder für sich selbst und ihren Mann - weiß ich nicht - dennoch spühren wir heute immernoch Ihre Liebe und Aufopferung für die Familie- wenn wir sonntags bei Ihr zum Mittagessen eingelanden sitzen.
Sie hat mir gezeigt - das es sich lohnt für das Leben zu kämpfen und das es lebenswert ist - egal was in der Welt passiert !
Sie hat mir gezeigt- das man seine eigenen Bedürfnisse zu Gunsten der Familie auch mal nicht so wichtig nehmen sollte!
Sie hat mir gezeigt - das auch in dieser modernen Welt eine gute Erziehung und Höflichkeit, Respekt und Tolleranz immernoch hoch aktuell und wichtig sind und zur Familienführung gehören!
Deshalb feiern wir nicht nur am Muttertag mit Ihr ihre Mutterschaft - sondern sitzen auch des Sonntags zusammen - mal bei ihr - bei uns oder bei meinem Bruder - weil wir von Ihr gelernt haben - daß das Wichtigste die Gemeinschaft und der Zusammenhalt der Familie ist.
Autor:Yvonne Beate Küffner aus Bottrop |
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