Verlässliche Hilfe leisten
Seit vielen Jahren engagieren sich die Ehrenamtlichen von „Lebenszeichen Tschernobyl“ rund um das Ehepaar Karl-Heinz und Marga Jochheim für die Menschen in Mozyr. Sachspenden sind inzwischen kaum noch notwendig - das heißt aber nicht, dass Unterstützung gar nicht mehr gebraucht wird. Im Gegenteil.
Die wirtschaftliche Situation in Weißrussland wird seit dem Sommer immer bedenklicher. Seit April hat sich der Wechselkurs des weißrussischen Rubel rapide verschlechtert. Die Ersparnisse der Menschen sind seither auf 40 Prozent gesunken.
„Die Preise stiegen in dieser Zeit offiziell im Durchschnitt um 89 Prozent, teilweise bis zu 300 Prozent, die gesetzliche Geringverdiener-Grenze je Haushaltsmitglied sank von 68 Euro pro Person auf 50 Euro monatlich“, erzählt Karl-Heinz Jochheim. „Die Renten werden nur schleppend an die Inflation angepasst, die Löhne noch spärlicher. In dieser Lage ist es uns gelungen, ein wohltätiges Devisenkonto sowohl für die Organisation der kinderreichen Familien wie auch für die Kinderzuflucht ,Prijut‘ einzurichten. Unsere Hilfen über diese Konten werden bei Vorlage der Belege zum Tageskurs verrechnet, sodass die Spenden nicht durch die Inflation gefährdet sind. Die Verwendungszwecke sind vertraglich vereinbart und werden vom Staat und von uns kontrolliert.“
Die staatliche Hilfe für Notfälle und Gering-Verdiener ist in Weißrussland verbessert worden, reicht jedoch vielfach nicht aus, da das Budget ebenfalls unter der Inflation leidet. „Unsere weißrussischen Partner, mit denen wir seit 1991 hervorragend und ohne Beanstandungen zusammenarbeiten, führen uns zu den Ärmsten der Armen, die wir dann mit Hilfe der Spenden aus Bottrop entsprechend unterstützen“, fährt Karl-Heinz Jochheim fort. „Seit 1991 bin ich jährlich mindestens zweimal nach Mozyr gefahren, um die Menschen vor Ort mit ihren Problemen kennen zu lernen und ihnen möglichst angepasst zu helfen. Ich stehe auch heute noch mindestens einmal wöchentlich im Kontakt mit den Freunden in Mozyr übers Internet oder Telefon und werde sie auch in Zukunft mindestens einmal im Jahr besuchen und die verbliebenen Projekte kontrollieren.“
Als Karl-Heinz Jochheim im November 2003 in Mozyr war, bat ihn Alexander Merkel um Unterstützung. Er lebte mit seiner Familie im Dorf Gruschewka, etwa 70 Kilometer von Mozyr entfernt. Das Dorf ist bei der Tschernobyl-Katastrophe stark verstrahlt worden und sollte ursprünglich geräumt werden. Als sich die Eltern und ihre Kinder in einem anerkannten radiologischen Institut untersuchen ließen, wurden Strahlenmengen festgestellt, die zum Teil fast dreifach höher als der zulässige Grenzwert lagen.
Lebenszeichen Tschernobyl hat den Eltern und ihren vier Kindern bei ihrer Umsiedlung in den Ort Jelsk geholfen, der deutlich weniger belastet ist. Die Verstrahlung der Familie ist seitdem deutlich zurück gegangen.
Mit der Hilfe aus Deutschland haben die Merkels in ihrem neuen Zuhause das Kinderzimmer renovieren können. Tapeten, Kleister und Farbe stellte eine Bottroper Firma, die Eltern renovierten. „Wir bedanken uns bei Gott, dass wir Sie haben“, heißt es in einem Brief der Familie, der Bottrop vor ein paar Wochen erreichte.
„Wer einmal von uns Hilfe bekommt, erhält sie so lange, wie er sie benötigt und wir sie leisten können. Mit diesem Versprechen haben wir 1991 begonnen und wollen es halten, so lange wir können. Bitte helfen Sie den Notleidenden im Tschernobyl-geschädigten Gebiet auch in Zukunft mit Ihrer Spende“, bitten Karl-Heinz und Marga Jochheim.
Autor:Judith Schmitz aus Bottrop |
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