Skulpturen-Workshop der Demenzwoche: Meditation mit Sandstein und Meißel
Eigentlich liebt Bernie Bross das Auftstehen am Morgen nicht so sehr. Doch in der vergangenen Woche war das anders. Da konnte es der 78-Jährige kaum erwarten, dass das Frühstück vorbei war und der Kleinbus vor dem Seniorenzentrum hielt.
Gemeinsam mit zwei weiteren älteren Herren war der frühere Bergmann beim Skulpturen-Workshop in der Werkstatt des Künstlers Guido Hofmann dabei. Vier Tage außerhalb der täglichen Routine, die die Demenzwoche möglich gemacht hat. Die Skulpturen, die unter der Anleitung von Guido Hofmann entstanden sind, werden dann ab dem 16. Juni im Modehaus Mensing zu sehen sein. „
Bernie Bross, Jürgen Wahle und Raimund Kott zeigen alle mehr oder weniger starke Ausprägungen von Demenz. „Alles was fremd ist, wird erstmal abgelehnt“, erklärt der Altenbetreuer Achim Klein, der Bernie Bross begleitet. Umso erstaunlicher, mit welchem Emthusiasmus sein Schützling sich in die Arbeit stürzt.
Vor ihm liegt ein rund 40 Kilo schwerer Sandstein. Darauf sind Konturen in rot und schwarz vorgezeichnet. Denn aus dem viereckigen Brocken soll ein Schmetterlingsfries werden. Das hat Bernie Bross so entschieden. Guido Hofmann hat die Linien vorgezeichnet und nun sitzt der 78-Jährige mit Holz-Knüffel und Schlageisen in den Händen davor. Ganz konzentriert setzt er da an, wo der Stein weg muss, um die Schmetterlinge herauszuarbeiten. Gespräche stören dabei eher, den ein oder anderen lockeren Spruch für die Betreuer oder den Bildhauer an seiner Seite hat er aber übrig. „Das ist wie eine Art Meditation“, hat Guido Hofmann beobachtet. „Man muss ihn zur Pause zwingen“, sagt Achim Klein ganz begeistert über den Erfolg, den der Workshop schon nach einem Tag zeigt.
„Ja, da ansetzen. Das ist die richtige Höhe.“ Guido Hofmann ist zu Jürgen Wahle gewechselt. Der ehemalige Hausverwalter hat sich richtig was vorgenommen. Er will einen Hundekopf aus dem Stein meißeln. Der Weg ist dabei das Ziel. „Es geht ja nicht darum, eine riesen Skulptur zu schaffen“, sagt Guido Hofmann. Aber die Arbeit mit den Werkzeugen, der Staub und auch der Krach lassen in den drei alten Männern Erinnerungen an früher aufkommen. „Als Jürgen Wahle zum ersten Mal den Meißel in der Hand hielt, breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus, freut sich Barbara Josweg, die die Demenzwoche im Juni organisiert. Und so ein Lächeln ist ein richtig großer Erfolg.
Autor:Judith Schmitz aus Bottrop |
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