Heimat für Eichhörnchen

Die Hörnchen sollen sich nicht zu sehr an Menschen gewöhnen, denn bald werden sie wieder ausgewildert. | Foto: Michael Kaprol
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  • Die Hörnchen sollen sich nicht zu sehr an Menschen gewöhnen, denn bald werden sie wieder ausgewildert.
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Mitten im Gespräch pennt Wanda einfach ein. Lässt sich auf den Rücken fallen, streckt alle Viere von sich und ist weg.

Da Wanda aber ein süßes und noch ganz junges Eichhörnchen-Mädchen ist, nimmt ihr das niemand übel, im Gegenteil. Seit ein paar Wochen wohnt das Hörnchen bei Familie Paulsen. Annette Paulsen päppelt schon seit längerer Zeit kranke und verletzte Hörnchen auf und wildert sie wieder aus, wenn sie fit genug sind. „Sie hatte noch geschlossene Augen. Kann sein, dass die Mutter Wanda beim Transport von einem Nest ins andere verloren hat“, sagt die Bottroperin. Denn obwohl Wanda auf der Straße gefunden wurde, war sie unverletzt. „Sie kann also kaum von einem Baum gefallen sein“, vermutet ihre Ziehmutter.

Wie auch immer, das rotbraune Eichhörnchen hat Glück im Unglück gehabt. Bei Annette Paulsen wird sie gefüttert, gekuschelt, lernt, wie lecker Nüsse sind und dass man auf Bäumen prima rumklettern kann. Ganz so niedlich, wie das klingt, ist das für Annette Paulsen und ihre Familie nicht immer, denn so ein Eichhörnchenbaby will alle zwei Stunden mit der Pipette gefüttert werden - auch nachts. „Die Kleinen bekommen Katzenaufzuchtmilch“, erklärt die 42-Jährige.

Wanda ist so in kurzer Zeit vom Fliegengewicht mit 41 Gramm zum ansehnlichen Hörnchenkind von über 150 Gramm gewachsen. Noch ist sie ganz zahm und klettert auf den Familienmitgliedern genauso herum, wie auf Besuchern. „Doch das kann sich ganz schnell ändern“, weiß Annette Paulsen. „Dann will sie nicht mehr von Menschen angefasst werden.“ Wenn sich das Hörnchen erinnert, dass es ein wildes Tier ist, naht die Zeit des Abschieds. „Ab der 13. Woche können sie ausgewildert werden. Dann fließen immer wieder Tränen“, verrät die Ziehmutter, „obwohl es auch schön zu sehen ist, wie sich die Hörnchen freuen, wenn sie wieder frei sind.“ Gerade hat sie fünf weitere Logiergäste verabschiedet.

Vor drei, vier Jahren ist Annette Paulsen wie die berühmte Jungfrau zum Kind zu ihrem Job als Eichhörnchen-Ziehmutter gekommen. „Damals hat die Nachbarskatze ein Hörnchen hier angeschleppt“, erinnert sich Annette Paulsen. Rosalie, so wurde es getauft, blieb nicht lange allein, denn es sprach sich schnell herum, dass bei Paulsens kein Tier abgewiesen wird. „Drei Tage später hatte ich hier sechs weitere Hörnchen“, grinst sie.

Der Aufwand, den Annette Paulsen treibt, um die niedlichen Tiere zu schützen, ist nicht nur zeitraubend, sondern auch teuer. „Jeden Monat sind gut 100 Euro dafür fällig“, sagt sie. Tierarztbesuche und Futter kosten. Außerdem muss dringend ein größerer Käfig her, in dem die Hörnchen bleiben können, bis sie wieder in die freie Natur verschwinden dürfen. Die Bodenplatte liegt schon. „Wir brauchen dafür jetzt zum Beispiel ganz dringend Volierendraht“, sagt Annette Paulsen. „Und der ist nicht billig.“ So hofft sie, dass es den ein oder anderen Bottroper gibt, der ihr mit Sach- oder Geldspenden unter die Arme greifen möchte.

Inzwischen ist Wanda aufgewacht. Es gibt ein Tröpfchen Wasser von Annettes Finger, ein bisschen Bauchkraulen, und schon wird weiter geschnarcht. Hörnchen müsste man sein ...

Die Hörnchen sollen sich nicht zu sehr an Menschen gewöhnen, denn bald werden sie wieder ausgewildert. | Foto: Michael Kaprol
„Wanda“ hat Familie Paulsen ihr neuestes Mitglied auf vier Pfoten getauft. Das kleine Eichhörnchen ist erst ein paar Wochen alt und lernt gerade, wie lecker Nüsse schmecken. | Foto: Michael Kaprol
Autor:

Judith Schmitz aus Bottrop

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