"Grüne Damen": Einfach dasein und zuhören können

Margarete Nowaczek nimmt sich Zeit, sie tröstet und versucht, die Patienten wieder aufzubauen. So wie Gisela Sonnenberg, die gleich zu Beginn eines Urlaubs einen mehrfachen Beckenbruch erlitt. | Foto: Michael Kaprol
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  • Margarete Nowaczek nimmt sich Zeit, sie tröstet und versucht, die Patienten wieder aufzubauen. So wie Gisela Sonnenberg, die gleich zu Beginn eines Urlaubs einen mehrfachen Beckenbruch erlitt.
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Es ist 9 Uhr morgens auf der Orthopädie des Marienhospitals, als sich die Zimmertür öffnet. „Guten Morgen!“, sagt Margarete Nowaczek. „Ich bin keine Krankenschwester. Ich bin eine Grüne.“

Seit fast 14 Jahren gehört die Bottroperin zu den „Grünen Damen“, die im Haus unterwegs sind, um den Kranken Mut zuzusprechen, zu trösten oder einfach nur zuzuhören. 20 ehrenamtliche Damen umfasst das Team - und dabei ist „Damen“ fast wörtlich zu nehmen. Ein einziger Herr hat sich den Freiwilligen angeschlossen. „Die wollen nicht“, vermutet Margarete Nowaczek. „Krankenhaus ist nichts für Männer.“
An jedem Mittwoch Vormittag ist sie für drei Stunden im Marienhospital unterwegs. Die vierfache Oma geht von Zimmer zu Zimmer und merkt ziemlich schnell, ob ein Patient reden möchte oder gerade einfach in Ruhe gelassen werden will. Alles eine Sache der Erfahrung, aber auch des Fingerspitzengefühls.
Sie ist nicht die einzige, die bei Krankheit selber die Erfahrung gemacht hat, wie gut es tun kann, mal mit jemandem zu reden. „Patienten sagen mir manchmal: Ich mach‘ das auch, wenn ich in den Ruhestand gehen“, berichtet sie. Und ihre Kollegin Elke Nagel, die seit acht Jahren eine „Grüne Dame“ ist, ergänzt: „Es gibt viele, die etwas für andere tun möchten. Hier stellt man fest, dass es eine Reihe von Menschen gibt, denen es viel schlechter geht.“
Die Krankenschwestern stehen immer unter großem Zeitdruck, wissen Elke Nagel und Margarete Nowaczek. „Aber wir haben Zeit“, sagen sie. „Und wir haben ja auch schon eine ganze andere Lebenserfahrung als die jungen Frauen“, ergänzt Margarete Nowaczek. Vor Beginn ihres Einsatzes gibt es eine kurze Abstimmung mit den Pflegekräften auf der Station: Wer ist neu dazu gekommen, wem geht es vielleicht nicht besonders gut? „Gerade wenn eine Operation bevor steht, sind die meisten rappelig“, hat Elke Nagel ihre Erfahrungen gemacht.
Schwierig sei der Krankenhausaufenthalt für viele ältere Leute, vor allem dann, wenn sie in einer anderen Stadt wohnen und nicht viel Besuch bekommen. „Ich kannte eine ältere Patientin, die mir sagte: ,Ich bin ganz allein.‘ Ich hab sie dann getröstet und daran erinnert, dass ihre Kinder arbeiten müssen und deswegen erst am Wochenende kommen können - aber ganz sicher die ganze Zeit an sie denken“, erinnert sich Margarete Nowaczek. „Oft hilft es den Menschen, wenn man sie einfach erzählen lässt und zuhört“, weiß Elke Nagel.
Das alles hört sich recht friedlich an und scheint ziemlich einfach zu sein - doch es gibt durchaus Situationen, die auch den „Grünen Damen“ zu schaffen machen. „Man darf nicht zuviel mit nach Hause nehmen“ sagen beide. Und in jedem Fall muss jede der Freiwilligen selber entscheiden ob sie mit der Situation zurecht kommt oder nicht. Nach dem Einsatz auf den Stationen sitzt die „Schicht“ noch beim gemeinsamen Mittagessen zusammen. „Da kann man dann auch bei den Koleginnen ein bisschen von dem loswerden, was einem auf der Seele liegt“, weiß Elke Nagel. Einmal im Monat treffen sich alle „Grünen Damen“, dann gibt es auch Informationen und Fortbildungsgespräche. Dabei kann es ebenso um die Begleitung von Schwerkranken wie um das richtige Verhalten bei einem Brand gehen.
„Manchmal“, gibt Margarete Nowaczek zu, „gibt es durchaus Tage, an denen ich morgens denke: Ich habe heute keine Lust. Aber wenn ich dann mittags das Krankenhaus verlasse fühle ich micht gut. Es ist ein schönes, bereicherndes Gefühl.“

Margarete Nowaczek nimmt sich Zeit, sie tröstet und versucht, die Patienten wieder aufzubauen. So wie Gisela Sonnenberg, die gleich zu Beginn eines Urlaubs einen mehrfachen Beckenbruch erlitt. | Foto: Michael Kaprol
Die Schwestern auf den Stationen sind wichtige Ansprechpartnerinnen für die „Grünen Damen“. Elke Nagel (Mitte) bespricht ihren Tag mit Schwester Susanne (re.) und Schwester Katharina. Foto: Kappi | Foto: Michael Kaprol
Autor:

Judith Schmitz aus Bottrop

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