Extremen die Stirn bieten: Lehrteam von „Abenteuer Aufwind“ radelt durch die Atacamawüste - Erkenntnisse für Menschen mit Handicap gewinnen

Dr. Peter Feldmann, Ursula Licht, Jörg Aling, Martin Schmid und Dr. Beate Chichon (v.li.) gehören zu der Gruppe, die zwei Wochen lang durch die Atacamawüste radeln will. | Foto: Stadtsportbund
  • Dr. Peter Feldmann, Ursula Licht, Jörg Aling, Martin Schmid und Dr. Beate Chichon (v.li.) gehören zu der Gruppe, die zwei Wochen lang durch die Atacamawüste radeln will.
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Sie machen sich selbst zu Versuchskaninchen. Das Lehrteam von „Abenteuer Aufwind“ bricht am kommenden Samstag zu einer Tour nach Chile auf.

Eine Erholungsreise wird das aber nicht, eher ein Forschungstrip. Die Teilnehmer wollen am eigenen Leib testen, ob und wie Menschen mit Handicap es schaffen, auch unter extremen Bedingungen zurecht zu kommen, die eigenen Grenzen zu erfahren, vielleicht auch zu sprengen und etwas Spannendes zu erleben. Aber die Sechs wollen auch ganz konkrete Erkenntnisse gewinnen, die bei den nächsten Projekten von „Abenteuer Aufwind“ allen Teilnehmern helfen.
So beobachtet die Kardilogin Dr. Heike Schneider die Reaktion des Körpers auf die zu erwartende Kälte, der Orthopäde Dr. Peter Feldmann beschäftigt sich mit dem Thema „Traumaversorgung unter Extrembedingungen“, die Fachärztin für Psychiatrie Dr. Beate Chichon will Erkenntnisse zum Thema „Emotionaler Schock - Interventionsmöglichkeiten des Gruppenleiters“ gewinnen und der Sportwissenschaftler Martin Schmid startet einen Feldversuch zur „Belastungsdosierung unter Extrembedingungen“.
Um das herauszufinden, hat die Truppe, von denen einige Mitglieder selbst mit Handicaps von MS über Krebs, genetisch bedingter Veranlagung zur Höhenkrankheit bis hin zu schweren orthopädischen Beschwerden leben, ihre Mointainbikes im Gepäck und macht eine zweiwöchige Radtour durch die Atacamawüste. Über unbefestige Pisten und Salzseen führt die Route, bis zu 5.000 Meter hoch liegt die Strecke.
„Es wird dabei um Teambuilding, aber auch um Fortbildung gehen“, erläutert Martin Schmid vom Bottroper Sportbund, der die Idee zu „Abenteuer Aufwind“ hatte. Die Atacamawüste in Cile ist die trockenste Wüste der Erde, bis zu 6.000 Meter hoch. „In manchen Regionen dort hat es seit Menschengedenken nicht geregnet“, weiß Martin Schmid. Während es tagsüber etwa 25 Grad sein werden sinken die Werte in der Nacht bis minus 20 Grad. Übernachtet wird trotzdem im Zelt. Ein Versorgungsfahrzeug begleitet die Gruppe. „Wir sind zur Vorbereitung alle viele tausend Kilometer mit dem Mountainbike gefahren“, sagt der Sportwissenschaftler Schmid. „Aber auf große Höhe kann man sich nicht vorbereiten.“ Da müssen die Abenteurer sich gegenseitig gut beobachten, um rechtzeitig reagieren zu können, sollte einer von ihnen ans körperliche Limit kommen. Ist diese Fahrt nun etwa ein etwas abgedrehter Forschungsausflug, der dem Durchschnittsmenschen mit irgendeiner Erkrankung wenig bringt? „Nein“, sagt Martin Schmid. „Viele Menschen, die sehen, was alles trotz eines Handicaps möglich ist, bekommen dadurch Mut, selber mit kleinen Schritten anzufangen.“

Das Projekt „Abenteuer Aufwind“ will Menschen mit Handicap aus dem Schneckenhaus holen und ihnen mit Abenteuersport in atemberaubenden Landschaften ein neues Gefühl von Freiheit und Unabhängigkeit bieten.
u Die meisten Trainer haben selbst ein körperliches Handicap und wissen, wovon sie reden.
u An jedem zweiten Montag wird ab 19 Uhr im Malakoffturm an der Knappenstraße Klettern für Menschen mit MS angeboten. Nächster Termin ist der 7. November.
u Im kommenden Jahr organisiert „Abenteuer Aufwind“ eine Kanu- und Fahrradtour in Wesel, eine Klettertour im Tessin und einen Aufenthalt in den Dolomiten.
u Mehr Infos gibt es auf der Homepage von „Abenteuer Aufwind“ oder bei Martin Schmid, Bottroper Sportbund, Tel. 779000.

Autor:

Judith Schmitz aus Bottrop

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