Erfolge zum Anfassen

„So ein Türfutter ist echt handlich - da hab ich schon schwerere Sachen getragen“, sagt  Beatrix Keizers.	Foto: Kappi | Foto: Michael Kaprol
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  • „So ein Türfutter ist echt handlich - da hab ich schon schwerere Sachen getragen“, sagt Beatrix Keizers. Foto: Kappi
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„Um in diesem Beruf bestehen zu können, muss eine Frau immer ein bisschen besser sein als ein Mann“, sagt Beatrix Keizers. Sie ist seit mehr als 25 Jahren Tischler-Gesellin.

„Nur wenige Frauen erlernen diesen Beruf. Und noch weniger werden später in der Produktion tätig“, weiß die Kirchhellenerin. „Das ist körperlich zu anstrengend. Wir hatten in unserem Betrieb zwar schon Lehrmädchen, aber die haben entweder später Architektur studiert oder sind in großen Möbelhäusern tätig geworden. Ich kenne hier im Umkreis nur eine Frau, die den Beruf so wie ich als Gesellin ausübt.“
Man braucht Technik, aber auch Kraft. Wie viel, zeigen die Mutterschutzbestimmungen: Ab dem dritten Monat der Schwangerschaft dürfen Frauen nicht mehr als Tischlerinnen arbeiten, die Gefahr der Frühgeburt ist zu hoch. „Gewichte bis 50 Kilogramm muss einer alleine tragen können - eine gute Wohnungsabschlusstür wiegt bis zu 40 Kilogramm. In engen, verwinkelten Treppenhäusern kommt man damit zu zweit gar nicht durch.“ Auch Keizers leidet unter Rückenproblemen: „Früher hätte man dafür Frührente bekommen. Nicht aber in den geburtenstarken Jahrgängen. Aber trotz der gesundheitlichen Beschwerden bleibt dieser Beruf mein Traumjob.“ Keizers arbeitet in der Tischlerei Bellendorf. Sie ist von Kindheitsbeinen an in diesen Beruf hinein gewachsen: „Mein Vater war der frühere Bellendorf-Chef. Ich habe ihn oft begleitet, mir hat sein Beruf immer gefallen.“ Doch ihre Lehre hat sie nicht in Vaters Schreinerei abgelegt: „Da hätte ja jeder gemutmaßt, dass ich bevorzugt werde.“ Eine andere Ausbildung kam für die 45-Jährige nie in Frage: „Einen typischen Frauenberuf wie Sekretärin, Erzieherin oder Arzthelferin wollte ich nie ausüben. Holz ist faszinierend, jedes Stück ist anders. Damit kann man kreativ arbeiten. Außerdem hat man immer den Kontakt zu den Menschen - genau das habe ich mir immer gewünscht.“ Viele Kunden reagieren zwar erst einmal skeptisch, wenn sie eine Tischlerin vor sich sehen. Aber solche Irritationen kann Keizers problemlos auflösen: „Mir ist es noch nicht passiert, dass ich einen Kunden nicht überzeugen konnte.“ Das Gegenteil ist eher der Fall: „Das Schöne ist, dass man hier den Erfolg sehen und anfassen kann. Wenn ich das Strahlen in den Augen des Kunden sehe, der mit einem entzückenden ‚Wow!‘ auf meine fertige Arbeit reagiert, bin ich glücklich.“ Einer jungen Frau, die gerne mit Holz arbeitet, könne sie diesen Beruf nur empfehlen. „Allerdings muss sie sich darauf einstellen, hier mit Männern zusammen zu arbeiten. Und die sind, gerade uns Frauen gegenüber, sehr kritisch.“

„So ein Türfutter ist echt handlich - da hab ich schon schwerere Sachen getragen“, sagt  Beatrix Keizers.	Foto: Kappi | Foto: Michael Kaprol
Autor:

Bettina Meirose aus Bottrop

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