Ein Semester in Paris - Dank Erasmus für sechs Monate in der "schönsten Stadt der Welt"
Muss es gerade Paris sein? Eine der teuersten Städte Europas, in denen ein Diskoabend schon mal locker 50 und eine Wohnung nicht unter 500 Euro zu bekommen ist? Eine Stadt, in der die Wohnungsverhältnisse so schwierig sind wie kaum in einer anderen Großstadt und die noch nicht einmal am Meer liegt? Und dann auch noch an eine so unpersönliche Uni wie die Sorbonne, die durch Anonymität und Erfolgsdruck geprägt ist?
Mir haben sich diese Fragen eigentlich nie gestellt. Als ich das erste Mal die Pyramiden vom Louvre gesehen habe, das erste Mal von Sacré coeur aus über die pulsierende Stadt geschaut habe, war mir klar, dass ich hier, in dieser Stadt, die immer in Bewegung, ja wenn nicht sogar immer im Stress zu sein scheint, die absolut international ausgerichtet ist, wohnen und an diesem bunten Leben teilhaben wollte. Das ist jetzt fünf Jahre her und ich habe in der Zwischenzeit eine Menge anderer wunderschöner Städte kennen gelernt, von denen mich aber keine bisher so faszinierte wie Paris.
Gut, nicht ganz unwichtig bei meiner Entscheidung war natürlich die Tatsache, dass ich seit 4 Semestern Französisch studiere.
Und jetzt ist es also soweit: Im September geht es los nach Paris, wo ich ein ganzes Semester an der renommierten Uni Sorbonne verbringen werde.
Angefangen hat alles im Dezember, als ich meine Bewerbung für das Programm Erasmus, das Studienplätze an ausländischen Unis bereitstellt und in Form eines Teilstipendiums mitfinanziert, an meiner Uni einreichte. Trotz guter Aussichten auf einen Platz auf Grund der doch immer eher geringen Bewerberanzahl hieß es nun, fast drei Monate lang auf eine Antwort zu warten und im Ungewissen zu sein. Schließlich, im Februar, bekam ich die Rückmeldung, dass meine Bewerbung erfolgreich war und ich an meiner Wunsch-Uni Sorbonne angenommen wurde! Gemeinsam mit anderen Freunden, die ebenfalls ein Teilstipendium erhalten haben (alle allerdings für andere Universitäten in Frankreich oder Spanien) und natürlich mit den Erasmus-Studenten, die ihr Austauschjahr an der Uni Duisburg-Essen verbringen, konnte nun ausgelassen gefeiert werden.
Schnell folgte dann aber auch die Ernüchterung. Schließlich hieß es nun, eine geeignete Wohnung zu finden. Und dieses Vorhaben gestaltete sich weit komplizierter als gedacht. Zwar war mir schon bewusst, dass die Wohnungsverhältnisse in Paris miserabel sind, ich habe in vielen Erfahrungsberichten gelesen, dass viele Studenten selbst Anfang September, zum Studienstart, noch keine Wohnung gefunden haben, aber am eigenen Leib zu erfahren, welche Schwierigkeiten sich bei der Wohnungssuche stellen, war schon ein Erlebnis für sich. Schließlich sollte die Wohnung nah an der Uni und nicht in einem der für Kriminalität und Gewalt bekannten Vororte liegen, die Mitbewohner sollten erträglich sein und dann durfte der Preis natürlich nicht ins Utopische steigen. Auf einen Platz in der sehr schönen Cité Université, dem renommiertesten und größten Studentenwohnheim zu hoffen, ist für Erasmus-Studenten eher aussichtslos und die zahlreichen anderen Wohnheime waren meist zu teuer, zu weit außerhalb, nicht für Erasmus-Studenten geeignet oder sonst irgendwie unpassend. Allerdings hatte ich großes Glück, da ich mich noch recht früh um eine Wohnung kümmerte: Nach zahlreichen Bewerbungen um einen Platz in einer privaten WG ohne Erfolg stieß ich im Internet auf das Foyer Porta, ein vornehmlich deutsch-französisches katholisches Wohnheim für junge Frauen zwischen 18-26 Jahren, die auf Zeit in Paris wohnen. Eigentlich mit wenig Hoffnung habe ich mich mit einem kleinen Motivationsschreiben dort beworben - und tatsächlich einen Platz bekommen!
Da ich dann aber doch nicht so ganz ahnungslos im September in dem Wohnheim ankommen wollte, habe ich mir bei einem kleinen Wochenendtrip schon einmal mein neues Heim auf Zeit angeschaut. In einer herzlichen, angenehmen Atmosphäre wurde ich dort empfangen und fühlte mich direkt wohl, außerdem bot mir der Kurzurlaub die Gelegenheit, noch ein paar Formalitäten persönlich an der Uni zu klären. Zwar wartet jetzt noch ein Berg bürokratischen Wahnsinns auf mich, die Vorfreude allerdings, sechs Monate in der schönsten Stadt Europas zu verbringen, kann mir nun keiner mehr nehmen!
Autor:Alessa Wendland aus Bottrop |
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