WM-Nominierung für JC 66-Judoka Hamsat Isaev
Hamsat Isaev hat das geschafft, wovon viele Judoka träumen. In diesem Jahr gelang dem 20-Jährigen der internationale Durchbruch und er wurde verdient für die u21-Weltmeisterschaften nominiert. Der sympathische Bundesligakämpfer vom JC 66 Bottrop geht Ende Oktober in Abu Dhabi an den Start.
Von seiner Nominierung zur Weltmeisterschaft hat Hamsat Isaev im August im Trainingscamp in Berlin erfahren. „Ich war einfach nur überglücklich und habe gleich in Bottrop angerufen, um die Nachricht zu verkünden“ berichtet der 73kg-Athlet stolz. Ausschlaggebend für die Nominierung waren seine Bronzemedaille beim European Cup im litauischen Kaunas im April 2015 und der fünfte Platz beim European Cup in Wroclaw / Polen im Juli 2015.
Der Erfolg von Isaev ist auf seinen enormen Trainingsfleiß und Ehrgeiz der letzten Jahre zurückzuführen. „Dabei wollte ich früher eigentlich lieber Fußball spielen als zum Judo gehen“, erinnert sich Isaev an die Zeit vor seinem ersten Judotraining als Siebenjähriger. Sein damaliger Trainer Frank Urban erkannte jedoch schnell das Potenzial des Judoka: „Hamsat kam mit seinem älteren Bruder Ramzan zum Training. Beide hatten von Anfang an sehr großen Spaß am Kämpfen. Auf kleinen Turnieren sammelte der junge Bottroper schnell Erfolge. Seine erste Medaille bei einer Deutschen Meisterschaft holte er als 15-jähriger 2010 am Nürburgring.
Durch seine laufend guten Platzierungen wurde Hamsat Isaev als 15-Jähriger in den NRW-Kader berufen, seit Anfang 2014 gehört er dem Bundeskader an. „Ich habe immer weiter trainiert. Die Erfolge bei Turnieren haben mich immer motiviert, weiterzumachen und schließlich wurde ich in den Kader berufen“, so Isaev.
Nachdem Isaev 2013 für das Studium der Elektrotechnik nach Köln gezogen ist, trainiert er hauptsächlich am Olympiastützpunkt Köln bei Daniel Gürschner, Bundestrainer der u23. Die Bedingungen sind optimal und mit dem Studium gut vereinbar. 14 Judoeinheiten stehen pro Woche auf dem Plan, hinzu kommen Lauf-, judospezifische Kraft- und Zirkeltrainings. „Ich trainiere immer vor, nach und zwischen den Vorlesungen. Das ist zwar anstrengend, aber es macht enormen Spaß, vor allem seitdem ich international erfolgreich kämpfe“, sagt Isaev.
Um den Judoka gezielt auf die u21-Weltmeisterschaften vorzubereiten, finden für die Teilnehmer einige Trainingscamps statt. Isaev war bereits in Moskau, ist diese Woche in Köln und dann geht es Ende September weiter nach Frankreich. „Hier trainieren und messen wir uns auch mit anderen Nationen. Generell ist die Belastung sehr hoch, egal ob im Randori (Trainingswettkampf), Zirkel oder beim Laufen“. Klar ist, dass der 20-Jährige alles tut, um sich bei der Weltmeisterschaft in Bestform zu zeigen.
Hamsats Erfolg ist auch ein Erfolg für Bottrop, denn: „Ich bin sehr stolz auf einen jungen Athleten, der von Kindesbeinen an in Bottrop seinen Weg zum Spitzensportler erfolgreich gemeistert hat und wünsche ihm viel Erfolg bei den Welttitelkämpfen und vor allem Gesundheit auf dem Weg zu seinen Zielen.“, ist die WM Nominierung sogar bis Bottrops Oberbürgermeister Bernd Tischler vorgedrungen. JC 66 Präsident Detlef Kaziur ergänzt: „Wir werden ihm alle die Daumen drücken und gespannt sowohl die sicherlich harte Vorbereitung, als auch die WM verfolgen. Wir werden ihm weiterhin mit Rat und Tat zur Seite stehen und unterstützen, wo wir können.“
Mit der Nominierung zur u21-Weltmeisterschaft schreibt Isaev übrigens auch Vereinsgeschichte und ein Stück weit Stadtgeschichte. Viele Bottroper Sportler, die an Weltmeisterschaften in olympischen Sportarten teilnehmen durften, gab es noch nicht. Als erster männlicher Judoka tritt Hamsat bei einer Weltmeisterschaft an. Bei den Frauen konnte 1996 Katja Wesselborg (ehemals Werthmann) einen siebten Platz erkämpfen. Bottrops Landesstützpunkttrainer Frank Urban findet: „Hamsat zeichnet sich durch seinen unglaublichen Trainingsfleiß aus. Häufig legt er zusätzliche Trainingseinheiten ein. Er verabredet sich mit seinem Freund und Trainingspartner Martin Matijaas, der auch in Köln wohnt und macht einfach ein Stunde Judo“. JC 66 Männertrainer Sven Helbing fügt hinzu: „Nach einer verletzungsintensiven Zeit vor ca. 2 Jahren, stand die Karriere an einem Wendepunkt. Hamsat musste sich entscheiden, welchen Weg er gehen möchte und ob er sich zu 100% für den Leistungssport entscheidet. Hamsat und ich hatten damals viele intensive Gespräche im Rahmen des Mentaltrainings. Wir haben Vor- und Nachteile abgewogen und ich bin sehr froh und auch stolz auf ihn, dass er sich für den Bundesstützpunkt entschieden hat, der ihm optimale leistungssportliche Bedingungen bietet. Der Erfolg gibt ihm und uns Recht. Die Entscheidung war die richtige.“
Obwohl Isaev mittlerweile in Köln lebt, bleibt er dem Verein treu. Zum einen unterstützt ihn der JC 66 über den vor geraumer Zeit ins Leben gerufene Nachwuchs-Fördertopf finanziell. „Hier unterstützt uns vor allem die ELE (Emscher Lippe Energie) enorm. Ohne diese Unterstützung wären die vielen teuren Trainings- und Wettkampfreisen für junge Nachwuchstalente nicht möglich.“, so Trainer Helbing. Zum anderen werden gemeinsam Techniken und Taktiken mit den Trainern abgesprochen. Häufig trainiert Isaev freitags beim JC 66, dann besucht er auch seine Familie in Bottrop. Zudem ist er Mitglied des Bundesligateams. „Hier kann er nicht nur jeden Gegner schlagen, sondern sich auch auf höchstem Niveau mit den besten Kämpfern messen. Auch internationale Topleute bekommt er da als Prüfstein vorgesetzt und kann sich so stetig entwickeln und wertvolle Erfahrungen sammeln.“, freut sich auch Bundesligateammanager Volker Tapper über seinen erfolgreichen Athleten.
Mit seinem JC 66 Bundesligateam ist Hamsat nun auch wieder in die deutsche Eliteliga aufgestiegen und hatte erheblich Anteil daran. Acht seiner neun in diesem Bundesligajahr bestrittenen Kämpfe konnte er überzeugend für sich und sein Team entscheiden. In dieser Statistik wird er lediglich von Teamkollegen Stefan Urselmann -90kg übertrumpft, der neun seiner zehn Auseinandersetzungen gewinnen konnte. Noch nie zuvor konnten JC Eigengewächse so viele Punkte in einer Saison holen. Die Qualität der Gegnerschaft wird also im nächsten Jahr noch höher sein, „…doch auch Hamsats Qualität wächst zusehens.“, ist sich Bundesligacoach Helbing sicher.
Autor:Jürgen Ehlert aus Bottrop |
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