"Stark in den Fäusten, noch stärker im Kopf" - Julia Symannek ist mehrfache Weltmeisterin im Muay Thai

Julia Symannek weiß sich zur Wehr zu setzen, notfalls auch mit den Knien. Die Bottroperin ist mehrfache Weltmeisterin im „Muay Thai“, eine der ältesten Kampfsportarten der Welt. | Foto: T. Eickholt
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  • Julia Symannek weiß sich zur Wehr zu setzen, notfalls auch mit den Knien. Die Bottroperin ist mehrfache Weltmeisterin im „Muay Thai“, eine der ältesten Kampfsportarten der Welt.
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Julia Symannek sammelt wie soviele Damen Gürtel. Allerdings sind ihre „Accessoires“ etwas größer und auffallender. Die Bottroperin ist neunmalige Weltmeisterin im Muay Thai und damit eine der erfolgreichsten Kampfsportlerinnen Deutschlands.

Und dass, obwohl die heute 35-jährige erst mit 27 Jahren
zum Leistungssport gefunden hat. „Ich habe nach der Schwangerschaft einen Weg gesucht, die überflüssigen Pfunde loszuwerden“, erzählt die Mutter zweier Töchter. „Und da ich mich schon immer für’s Boxen interessiert habe und Fitnessstudios langweilig fand, bin ich durch einen Bekannten beim Boxtraining gelandet.“
Seitdem geht die gebürtige Dorstenerin bei internationalen Turnieren rund um den Globus für den Kingz-Gym Bottrop in den Ring, um sich mit den Besten der Besten zu messen. Häufig wird sie auf ihren Reisen von der ganzen Familie begleitet, insbesondere ihr Ehemann und Coach weicht ihr nicht von der Seite.

Intensive Kämpfe, effektive Treffer

„Als Trainer darf man dass ja nicht zu laut sagen, aber ich bin schon stolz auf meine Frau,“ erklärt Thomas Marc-Symannek, Kingz-Gym Bottrop, der seine Kämpfer in einer der weltweit härtesten Sportarten ausbildet.
Denn beim Muay Thai ist der Einsatz von Ellenbogen und Knien nicht bloß erlaubt, sondern gefordert – der Aufprall der harten Gelenke intensiviert das Kampfgeschehen, Treffer an den Kopf und den Körper werden noch effektiver.
Der Weg vom Amateur zum Profi im Kickboxen und vom Landes- zum Weltmeister im Muay Thai klingt so schweißtreibend wie aus Julia Symanneks Sicht auch banal:
„Erst wirst du Landesmeisterin, dann Deutsche Meisterin und du denkst - da geht noch mehr! Also warum nicht auch Weltmeisterin?“, erzählt die Trägerin der WPMF-Gürtels des thailändischen Weltverbandes, ein Titel, den vorher noch kein Deutscher erringen konnte.
Mit dem ersten großen internationalen Gürtel um die Hüfte stieg zwar auch die Zahl der Eifersüchteleien, doch Konkurrenz belebt nunmal das Geschäft.
„Nach dem ersten WM-Triumph hatte ich mir einen Namen gemacht und der Neid unter den Rivalinnen nahm spürbar zu. Da hat mich der Ehrgeiz gepackt und ich wußte: Jetzt will ich erst recht die Allerbeste werden“, so Julia Symannek, die neben ihrem unbändigen Willen noch über einen deutlichen körperlichen Vorteil verfügt.
Bei einer Körpergröße von 1,78 Meter weiß sie ihre meist kleineren Gegnerinnen mit der entsprechenden Reichweite auf Distanz zu halten und kann dank ihrer Erfahrung auf enorme Nervenstärke setzen.
„Denn jeder Kampf wird mit dem Kopf und nicht mit den Fäusten gewonnen“, weiß Thomas-Marc Symannek.

41 Siege, 28 durch K.o.

„Du musst vom Kopf her viel stärker sein als mit den Fäusten.“ So kann sich auch ihre Bilanz sehen lassen. In 50 Kämpfen hat Julia Symannek 41 Siege davongetragen, 28 durch K.o.
Nur einmal ist sie selbst durch einen Knockout zu Boden gegangen, damals noch als Amateur, woran sie nur ungern zurückdenkt:
„Manchmal habe ich selbst heute noch daran zu knacken. Allerdings hat mich diese Niederlage auch härter gemacht.“
Ihre Gesundheit hat unter den harten Trainingseinheiten und Wettkämpfen bislang nur temporär gelitten: ein Nasenbein- und Kieferbruch sowie eine Ermüdungsfraktur in der Schulter gehören zum Kampfsport einfach dazu. Von Cuts im Gesicht ist die Muay Thai-Kämpferin bisher sogar trotz fliegender Ellenbogen verschont geblieben.

Und weil der Hunger nach Erfolgen noch längst nicht gestillt ist, geht die Jagd nach Weltmeistertiteln weiter. In anderen Gewichtsklassen stehen momentan noch zwei Titel auf der Wunschliste – als nächstes im Oktober in Frankfurt gegen die Herausforderin Ümmi Erdogan.
In der heißen Wettkampfphase geht es darum zweimal täglich ins Training, morgens und abends. Dass sie mit Mitte 30 noch längst nicht zum alten Eisen gehört, wird ihre Kontrahentin dann zu spüren kriegen.

Muay Thai

- Muay Thai, oder auch Thai-Boxen wie es oft genannt wird, ist eine der ältesten Kampfsportarten der Welt.
- Die ehemalige thailändische Kriegskunst hat eine lange Tradition und ist fest mit der Kultur der Thai verwurzelt, da diese ihre Unabhängigkeit dem Muay Thai verdanken.
- In Thailand sind Thaiboxer geehrte Idole, die Reichtum und großes Ansehen erreichen können.

Fotos: T. Eickholt

Autor:

Christian Gensheimer aus Essen-Nord

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