Sit-Ups in jeder Kurve. Beim Motocross geht es ordentlich zur Sache - nicht nur Geschick, auch Fitness ist gefragt

„Mein Bruder hat beim Fußball mehr Verletzungen davon getragen als beim Motocross“, sagt Carsten Stawinski | Foto: Patrick Wischermann
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  • „Mein Bruder hat beim Fußball mehr Verletzungen davon getragen als beim Motocross“, sagt Carsten Stawinski
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Sein Minimalziel ist eine Platzierung unter den ersten Zehn im NRW-Cup. Der Bottroper Carsten Stawinski fährt Motocross - hierzulande eher eine Randsportart. In einer Serie stellt der Stadtspiegel solche ungewöhnlichen Sportarten vor und ist immer auf der Suche nach weiteren außergewöhnlichen Sport-Hobbies.

VON NINA FUHRMANN

Zu seinem zwölften Geburtstag bekam Carsten Stawinski sein erstes Motorrad, gemeinsam mit seinem vier Jahre jüngeren Bruder Patrick. Es war eine alte Motocross-Maschine, die Uwe und Angelika Stawinski als Geschenk für ihre Söhne ausgesucht hatten, denn ein Führerschein für egal welches motorbetriebene Gefährt war für Carsten und Patrick noch weit entfernt. Dennoch bleibt die Rennmaschine ein ungewöhnliches Geburtstagsgeschenk für so junge Buben ... „Mein Papa ist da vorbelastet gewesen, so wie bei fast allen, die Motocross fahren“, erklärt der heute 27-jährige Carsten, der wie auch sein Bruder dem Motocross-Sport noch immer treu ist.

Die Bezeichnung Motocross ist zusammengesetzt aus den englischen Wörtern Motorcycle (Motorrad) und Cross Country (Geländefahrt). Bei dieser Sportart werden auf speziellen Motorrädern Rennen gefahren, allerdings nicht auf asphaltierten Strecken, sondern auf unwegsamen Gelände, wo der Untergrund aus Erde, Sand oder Lehm beschaffen ist. Diese Böden verlangen den Fahrern so einiges ab, vor allem da jede Strecke anders ist als andere, teilweise sogar einzelne Streckenabschnitte eine andere Beschaffenheit haben und vor allem auch, weil hier die Witterungsbedingungen besonders große Auswirkungen auf die Strecke haben. Beim NRW-Cup, der erst 2010 ins Leben gerufen wurde, fahren die Teilnehmer 15 bis 20 Minuten plus zwei Runden, wenn der erste nach Ablauf der Zeit über die Ziellinie gefahren ist. Unterteilt sind die Fahrer dabei in unterschiedliche Leistungsklassen.

Ein typischer Renntag für das Stawinski Motorsport Team, zu dem neben den beiden Stawinski-Brüdern auch die beiden Bottroper Jean-Paul Große-Wilde (29) und Nils Roesner (15) gehören, beginnt mit einem Frühstück. Darauf folgt ein freies Training, um die Strecke kennen zu lernen. In der Qualifikation entscheiden sich dann die Startpositionen, wobei es aber in den anschließenden zwei Renn-Läufen sehr viele Positionskämpfe gebe und selten jemand wie in der Formel 1 vorne weg fahre, beschreibt Carsten Stawinski einen der Aspekte, die Motocross für ihn so spannend machen.

Ihn persönlich reizt vor allem die familiäre Atmosphäre, die er bei einem Motocross-Wochenende findet: „Man trifft Leute aus ganz NRW, übernachtet vor Ort, grillt gemeinsam vor dem Wohnwagen. Das macht einfach Spaß!“ Aber auch der sportliche Ehrgeiz im Wettbewerb ist ihm wichtig, ebenso das ganze Drumherum: „Das Schrauben an den Maschinen, das Joggen, um fit zu bleiben...“

Ausdauer ist wichtig bei diesem Sport, das mögen viele nicht glauben, ist es doch ein Sport, bei dem man sich motorisiert fortbewegt. Dieser Eindruck täuscht jedoch, wie der Bottroper Motocrosser erläutert: „Man kann sich die sportliche Leistung eigentlich gut über einen Vergleich vorstellen. Im Prinzip ist es so, als würden wir in jeder Kurve einen Sit-Up machen. In einem Rennen sind das dann schon so einige Sit-Ups.“

Wessen Interesse an dem Sport nun geweckt ist, der sollte sich den Sport erst einmal aus der Nähe anschauen, so der Rat des „alten Hasen“: „Denn die Ausrüstung ist vergleichsweise teuer, die Pflege der Ausrüstung sehr zeitaufwendig.“ Schließlich kann man nicht mit normalen Straßen-Motorrädern in ein Motocross-Rennen starten, denn diese sind speziell für den Sport gemacht, dafür aber nicht straßentauglich: „Mit einem Gokart dürfen Sie ja auch nicht auf die Straße“, lacht Carsten Stawinski. „Sicherheit wird aber auch beim Motocross groß geschrieben“, betont der 27-Jährige. So gebe es vor jedem Rennen zunächst eine technische Abnahme, um Sicherheitsstandards zu gewährleisten. In all den Jahren habe er mit einer Ausnahme nur kleinere Schürfwunden wegstecken müssen. Lediglich einmal trug er eine große Verletzung davon; so eine schwere Verletzung sei aber nicht die Regel, betont er. 2005 brach er sich bei einem Sprung das Schien- und das Wadenbein mehrfach - ein ganzes Jahr lang brauchte er, um wieder laufen zu lernen. Doch nur ein weiteres Jahr später saß er wieder auf seiner Motocross-Maschine: „Ich komme von dem Sport einfach nicht los ...“

Autor:

Nina Fuhrmann aus Bottrop

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