Pakt gegen Gewalt im Bottroper Fußball

Die Sparte Fußball zeigt der Gewalt auf Sportplätzen in Bottrop die Rote Karte. | Foto: Michael Kaprol
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Feldverweise, Rote Karten, Ausschreitungen am laufenden Band – irgendwann wurde es der Sparte Fußball im Bottroper Sportbund auf den hiesigen Fußballplätzen zu bunt. So wurde der „Pakt gegen Gewalt“ auf einer Spartensitzung gemeinsam mit den Vereinsvertretern beschlossen.

Was er beinhaltet, wie er aufgenommen wurde und welche Verantwortung die Fußballvereine dabei selbst tragen, erklärt der erste Vorsitzende der Sparte Fußball, Lutz Radetzki, im Interview.

Lutz Radetzki, der „Pakt gegen Gewalt“ ist vor etwas mehr als anderthalb Jahren beschlossen worden. Wie wurde er bislang von den Vereinen angenommen?
Lutz Radetzki:Bis zum jetzigen Zeitpunkt gab es seit dem Beschluss keine Auffälligkeiten, das heißt, weder Spieler noch andere Personen, die derartig über die Stränge geschlagen haben, dass der ‚Pakt gegen Gewalt‘ eingesetzt werden musste. Ob es durch den Pakt, der von allen Vereinsvertretern einstimmig beschlossen wurde, nun weniger Feldverweise gibt, entzieht sich meiner Kenntnis.

Was war der Grund, den Pakt ins Leben zu rufen?
Im Zeitraum um das Jahr 2011 gab es auffällig viele Platzverweise und Tätlichkeiten in Bottrop. Diese wollten wir unterbinden. Einen einzigen Sündenbock zu finden, wäre hier zu einfach. Wir in Bottrop wollen es nicht dulden, wenn sich Menschen auf Fußballplätzen unsportlich verhalten. Wir wollen keine Gewalt auf unseren Plätzen. Mit dem Pakt haben wir ein Zeichen gesetzt. Die Vereine sind verpflichtet, die Sparte Fußball zu informieren,wenn ein Spieler aufgrund eines vereinsschädigenden Verhaltens aus dem Verein ausgeschlossen wurde oder wenn der Spieler aus diesem Grund selbst ausgetreten ist, weil sein Klub ihn ausschließen wollte. Wir registrieren den Namen des betroffenen Spielers und dann tritt der ‚Pakt gegen Gewalt‘ in Kraft. Der besagt, dass dieser Akteur für eine Dauer von mindestens zwei Jahren nicht mehr in einem Bottroper Verein aufgenommen werden darf.

Ist ein solcher Pakt aber nicht nur sinnvoll, wenn er vom Verband eingeführt wird oder wenn er städteübergreifend gilt? Denn sonst kann doch ein Spieler der für Bottrop gesperrt ist, sich einem Verein in Gelsenkirchen anschließen.
Die Sparte Fußball ist ein Zusammenschluss der Bottroper Fußballvereine. Wir können also nur für uns sprechen. Wir haben uns gesagt, dass wir selbst handeln wollen, wenn von oberster Stelle nichts kommt. Es wäre sicher schön, wenn vom Verband her etwas eingeführt werden würde. In Gladbeck und Oberhausen gibt es Überlegungen ähnliches wie hier in Bottrop umzusetzen. Wir freuen uns natürlich über Nachahmer, denn nur so kann man auffälligen Spielern den Nährboden entziehen.

Was halten Sie dagegen, wenn Ihnen jemand vorwirft, dass durch den Pakt Spieler ausgegrenzt werden?
Wir möchten, dass der faire Ablauf eines Fußballspiels gewährleistet ist. Unser Ziel ist es, mehr Ruhe und weniger Gewalt auf den Plätzen zu haben. Leute, die massiv auffällig sind, wollen wir im Fußball nicht haben. Jeder Spieler trägt für sich selbst die Verantwortung. Sicherlich darf er seine Emotionen ausleben, aber diese dürfen nicht in Hass oder Gewalt umschlagen. Wer gegen Regeln verstößt, der muss auch mit Konsequenzen und Sperren rechnen.

Nun werden negative Emotionen auch oft von den Zuschauern aufs Spielfeld getragen. Inwieweit geht der Pakt darauf ein?
Wir sprechen den Vereinen die Empfehlung aus, ein wachsames Auge auf ihre Zuschauer und Mitglieder zu haben und bei Verstößen entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Der Verein hat das Sorgerecht für das Verhalten der Zuschauer am Spielfeldrand und muss sich um einen regelkonformen Ablauf kümmern. Ich glaube nicht, dass wir als Sparte Fußball dort präventiv eingreifen können. Den guten Ruf muss sich ein Verein selbst erarbeiten.

Hintergrund
> Mit der Zustimmung zum „Pakt gegen Gewalt im Bottroper Fußball“ verpflichten sich die Vereine die Sparte Fußball darüber zu informieren, wenn ein Spieler aufgrund eines vereinsschädigenden Verhaltens aus dem jeweiligen Verein ausgeschlossen wurde.
> Vereinsschädigendes Verhalten liegt zum Beispiel vor, wenn ein Spieler zum Spielabbruch beiträgt oder einen Schiedsrichter angreift.
> Die Vereine sind verpflichtet, solche Spieler für mindestens zwei Jahren nicht mehr aufzunehmen.

Die Sparte Fußball zeigt der Gewalt auf Sportplätzen in Bottrop die Rote Karte. | Foto: Michael Kaprol
Lutz Radetzki, erster Vorsitzender der Sparte Fußball im Bottroper Sportbund. | Foto: Michael Kaprol
Autor:

Nina Heithausen aus Bottrop

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