Judo-Förderprojekt soll Grundschülern in Bottrop elementare Werte vermitteln
Seit Mitte 2010 läuft das Judo-Grundschul-Förderprojekt nun in Bottrop. Mehrere hundert Grundschüler kommen auf diesem Wege mit der Sportart Judo in Kontakt und sollen nicht nur körperlich und technisch ausgebildet werden, sondern auch Werte vermittelt bekommen.
„Mama, guck mal, da ist mein Sensei!“ Kommt einem dieser freudige Ausruf derzeit irgendwo in den Straßen der Innenstadt aus einem Kindermund zu Ohren, dann kann Sven Helbing eigentlich nicht weit entfernt sein. Und in einem solchen Moment dürfte der Trainer der Bundesligapiraten des JC 66 dann wohl ein ähnliches Lächeln im Gesicht haben, wie der kleine Mensch, der ihn so eben entdeckt hat und dem er noch bestens als Sensei, dem Übungsleiter im Judo, aus dem gemeinsamen Sportunterricht an dessen Grundschule bekannt ist.
Denn seit über anderthalb Jahren leitet der mehrfache Deutsche Judo-Meister und Weltcup-Sieger Sven Helbing ein Förderprojekt, durch das Bottroper Grundschülern die Sportart Judo im Rahmen des Unterrichts als Bestandteil des im Lehrplan vorgesehenen Inhaltsbereichs „Ringen und Raufen“ vermittelt werden soll. Bis heute sind bereits mehrere hundert Kinder in den Genuss jenes Zweikampfssports gekommen, der dem Prinzip des sanften Weges, wie das japanische „Ju Do“ übersetzt heißt, entspricht. Neben jeder Menge Spaß und Bewegung sollen sie dabei in erster Linie den wirksamen Gebrauch von geistiger und körperlicher Energie in Zusammenhang mit den verbindlichen Werten des Judos kennen lernen.
Respekt vor dem anderen haben
„Die Jugend hat heutzutage teilweise ein kleines Problem mit Umgangsformen. Im Judo sind Werte wie Respekt, Höflichkeit, Selbstbeherrschung oder Hilfsbereitschaft und Ehrlichkeit obligatorisch. Dies wollen wir den Kindern beibringen“, erläutert Sven Helbing. Zwölf Unterrichtseinheiten umfasst das Projekt insgesamt, das von der Stadt, der Emscher Lippe Energie (ELE) und dem JC 66 als Partnerverein initiierte wurde und deutschlandweit als einzigartig gilt.
Neben dem richtigen Fallen, zwei Haltetechniken am Boden und zwei Würfen aus dem Stand steht die traditionelle Gürtelübergabe samt Anziehen ebenso auf dem Programm wie zahlreiche Kämpfe, die das Selbstvertrauen steigern und die Distanzangst mindern sollen. „Beim Judo ist man sich körperlich sehr nah“, weiß der Projektleiter, „die Kinder sollen lernen, die Angst davor zu überwinden.“ Doch so unterschiedlich die Inhalte der einzelnen Einheiten auch sein mögen, eine Handlung, die stets am Anfang einer Stunde steht, haben sie alle gemeinsam.
Gelerntes auf den Alltag übertragen
Die Geste der Vorbeugung. „Wir sind hier, um aufeinander aufzupassen und um dem anderen mit Respekt zu begegnen. Mit der Verbeugung wird beim Judo das Versprechen dazu abgegeben“, erklärt Helbing, der im Übrigen auch schon beobachten konnte, dass „seine“ Schüler das Gelernte auf Alltagssituationen übertragen. „Bei einer Streiterei auf dem Schulhof entschuldigten sich zwei Kinder mal durch eine Verbeugung voreinander. Da merkt man schon, dass da einiges bei ihnen hängen bleibt.“
Hängenbleiben sollen die Kinder, ginge es nach Sven Helbing, auch an der Sportart Judo selbst. Während des Projekts dürfen die kleinen Judoka kostenlos im Trainingsbetrieb der Anfängergruppen des JC 66 schnuppern. Und auch danach bietet der Verein noch zahlreiche Optionen, um Judo weiter zu betreiben. Doch bevor dies so weit ist, steht für alle Grundschüler am Ende der Unterrichtsreihe eine Abschlussveranstaltung an, bei der sie Eltern, Lehrern, Verwandten und Freunden das Gelernte präsentieren dürfen. Und wer weiß, vielleicht ist ja dort der ein oder andere Nachwuchsjudoka auf der Matte zu beobachten...
Abschlussturnier:
Am Freitag, 20. April, findet ab 16.30 Uhr in der Dieter-Renz-Halle das Abschlussturnier der Schillerschule statt. Interessierte sind willkommen.
Autor:Nina Heithausen aus Bottrop |
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