VfB Bottrop leitet E3-Team aus 12 Nationen
Integration mit Stollenschuh und Kinderbuch

20 Jungs aus zwölf Nationen spielen gemeinsam Fußball - dieses Kunststück hat das Trainerteam aus Martin Höfels, Thomas Wünstel und Stefan Wittling (v.l.n.r.) auch dank Erich Kästners Kinderbüchern hinbekommen. Foto: Kappi
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Die Fußballer des VfB Bottrop haben nach dem letzten Lockdown einen unheimlichen Boom erlebt. Der Gesamtverein zählt rund 150 Neuanmeldungen im Jugendbereich. Allein die E-III-Mannschaft hat mehr als 10 Neuanmeldungen. In dieser Mannschaft spielen Jungs aus 12 Nationen. Darauf ist der Trainer Stefan Wittling spürbar stolz.

Es ist eine bunte Truppe, die die drei Trainer Martin Höfels, Thomas Wünstel und Stefan Wittling da versammelt haben: Zwanzig Jungs, meist Jahrgang 2012, und Familiengeschichten aus einem Dutzend Länder. "Wir haben Kinder aus der Mongolei, Nigeria, Kasachstan, Russland, Griechenland, Spanien, Jordanien, Marokko, Tunesien, Türkei, Syrien und dem Libanon in unserem Team", zählt Trainer Stefan Wittling auf, "das ist ein großes Abenteuer."

Nicht alle der Kinder sind hier geboren, nicht alle sprechen gleich gut deutsch, erzählt der engagierte Coach. Damit es aber auf dem Fußballplatz nicht zugeht wie beim Turmbau zu Babel, gibt es eine klare Regel: "Auf dem Platz sprechen wir deutsch. Auch die Eltern müssen sich daran halten", so Wittling. Das sorgt nicht nur für eine bessere Kommunikation, sondern hat auch den Willen der Kinder, Deutsch zu lernen, spürbar verbessert. Denn hier geht es nicht nur ums Kicken und Pöhlen, sondern auch ums Lernen.

Hausaufgaben aus dem "Fliegenden Klassenzimmer"

Als zusätzlichen Anreiz hat sich Wittling Hilfe von einem großen, längst verstorbenen Kinderbuchautor geholt: Jedes Kind hat eine Ausgabe von Erich Kästners "Fliegendem Klassenzimmer" daheim. Das gilt es tüchtig zu studieren, denn bei jedem Training werden drei Fragen zu dem Kinderbuchklassiker gestellt, bei deren Beantwortung sich die Kinder ebenso einen sportlichen Wettbewerb liefern, wie auf dem Fußballplatz.

Das Konzept funktioniert so gut, dass immer mehr Kinder in das Team möchten - sie erfahren meist von Klassenkameraden oder Freunden davon. "Die zweite Frage nach 'Darf ich mitmachen?' ist dann immer 'Wann bekomme ich mein Trikot?'", lacht der Trainer. Da viele der Einwandererfamilien nicht über viel Geld verfügen, haben sich die Betreuer ein Patensystem ausgedacht. Dadurch konnte einheitliche Mannschaftsbekleidung angeschafft werden, die den Zusammenhalt noch mehr steigert.

Und Corona? "Die ersten Wochen nach der langen Trainingspause waren hart", so Wittling, "die Kinder waren aus der Form. Aber inzwischen klappt alles wieder super", freut sich der Trainer aus Leidenschaft. Er will die Jungs weiter begleiten - wenn es geht, bis in die A-Jugend.

Autor:

Oliver Borgwardt aus Dorsten

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