Halbzeitbilanz Tischtennis in Kirchhellen

Oberliga und Landesliga
Mit einiger Skepsis gingen die Oberligaherren in die Saison mit einigen hochgerüsteten Gegnern, denn selbst hatte man eine herben Einschnitt zu akzeptieren, als mit Bartosz Surzyn und Thorsten Hoffmann die beiden Leistungsträger den Verein verließen, dem sie über 13 Jahre – quasi von Kindesbeinen an – maßgeblich zum Oberligaerfolg verhalfen. Erschwerend kam hinzu, dass auch Dominik Danielowski und Lothar Paskuda als zuverlässige Stützen der Mannschaft den Verein verließen. In einem solchen Fall bleiben eigentlich nur zwei Möglichkeiten: mit finanziellen Anreizen ambitionierte Spieler anlocken oder Rückzug aus der vierthöchsten Spielklasse, so wie es andere Vereine aus dem Bezirk gemacht haben. Aber für den Verein aus dem Dorf Kirchhellen gab es glücklicherweise noch einen dritten Weg, denn durch die guten Beziehungen der verbliebenen Spieler und den guten Ruf des familiären Vereins konnte recht schnell eine schlagkräftige und konkurrenzfähige Truppe präsentiert werden, sodass die Skepsis einer spannungsgeladenen Neugier wich.
Der Verlauf der Hinrunde zeigte dann auch alle Facetten, die diesen Sport so attraktiv machen. Spiele über mehr als vier Stunden Dauer, Resultate, wie sie knapper nicht sein können Allerdings: auch die gefährliche Nähe zu den Abstiegsplätzen darf nicht geleugnet werden. Zum Abschluss der Hinrunde steht der VfB gerade mal einen Punkt vor den Abstiegsplätzen und das liegt auch daran, dass bis auf die Kombination Marius und Maurice Mann in den Doppeln nicht so gepunktet wurde wie in den Jahren zuvor. Das liegt auch daran, dass sich Reinhold Anton im oberen Paarkreuz mit seinem variablen Abwehrspiel zu häufig dem Druck seiner Gegner geschlagen geben musste, oder daran, dass Udo Lindemann durch Mehrfachbelastungen zuweilen das letzte Quäntchen fehlte oder daran, dass der fulminant gestartete Hendrik Ulber gegen Ende der Hinrunde etwas nachließ oder daran, dass Rainer Blüm verletzungsbedingt sein Potential nicht ausschöpfen konnte – oder einfach auch am Pech. Jedenfalls haben die Kirchhellener in fast allen Spielen auch gegen vermeintlich übermächtige Gegner Konkurrenzfähigkeit bewiesen. Allen voran die Gebrüder Mann, die beide hoch positiv spielten, sodass Marius nun in das obere Paarkreuz wechselt, während Reinhold Anton in der Mitte an den Start gehen wird. Die Saison wird bis zum Ende spannend bleiben, wahrscheinlich manchmal mehr als dem VfB lieb sein wird.
Die Oberligadamen, die in der Hinrunde komplett ohne Katja Röttger spielten, haben bis dato mehr erreicht als erhofft. Das liegt neben dem eigenen Kämpferherz ehrlicherweise auch an der Schwäche der Liga, denn unten stehen Teams, die keineswegs oberligatauglich sind; eine Mannschaft hat sogar schon während der laufenden Saison die Segel gestrichen. Erfreulich beim VfB war das Abschneiden der beiden Rückkehrerinnen Michaela Klaus und Daniela Brune. Michaela konnte im oberen Paarkreuz immerhin sechs Spiele gewinnen, während Daniela unten sogar eine 9:1-Bilanz gelang, sodass sie zur Rückrunde in das obere Paarkreuz aufrückt. Für Susanne Walsch und Waltraud Link verlief die Hinrunde mit nur jeweils zwei Siegen unbefriedigend, da ist im neuen Jahr sicher mehr zu erwarten. So wird es in der Rückrunde darauf ankommen, den Abstand zu den beiden schlechter platzierten Teams und mithin die Ligazugehörigkeit zu wahren.
Bei optimalem Verlauf gäbe es also auch im nächsten Jahr wieder zwei Oberligateams beim VfB, aber die vermeintliche Professionalisierung des Sports auf diesem Liganiveau mit zahlreichen Auflagen (Hallenmindestgröße, Mindesthelligkeit, Mindesttemperatur, etc.), die durch vom gastgebenden Verein zu bezahlenden Oberschiedsrichtern penibel kontrolliert werden, lässt immer mehr Stimmen laut werden, die den Spitzensport in Breitensportvereinen in Frage stellen. Es mutet tatsächlich etwas befremdlich an, wenn der Oberschiedsrichter mit der Stoppuhr die Einspielzeit kontrolliert oder mit einer Speziallupe den Schlägerbelag am 8. Spieltag (!) als zu breit moniert, sodass ein Spieler hastig das Bier aus dem Vereinskühlschrank packt, um den Schläger für 10 Minuten zu kühlen, um den Belag um den entscheidenden Millimeter schrumpfen zu lassen, damit man am Spiel teilnehmen kann.
Für die Reserve in der Landesliga ist die Luft weitgehend raus. Ohne Pluspunkt ziert man abgeschlagen das Tabellenende. Zwar überzeugten vor allem im oberen Paarkreuz die jungen Sascha Schuster und Julian Köhler, auch Jasper Reinbothe und Florina Kellermann ließen mit couragiertem Spiel aufhorchen – sie werden zur Rückrunde in das mittlere Paarkreuz aufrücken – aber insgesamt reicht es nicht in dieser Spielklasse. Zwar mühten sich auch Norbert Link, Göran Hirt und der frisch gebackene Westdeutsche Meister seiner Altersklasse, Ernst Bison, nach Kräften, aber es gelang nicht, dass alle Akteure in einem Spiel zur Höchstform aufliefen, sodass man oft knapp, aber am Ende stets den Kürzeren zog. Die Rückrunde sollte vor allem dazu genutzt werden, Spielpraxis in der Landesliga zu sammeln.

Kreisebene
Auf Kreisebene spielen bis auf die vierte Mannschaft alle VfB-Teams im unteren Tabellenfeld, teilweise mit akuten Abstiegssorgen. Die Kreisligadamen stehen zwar nur einen Rang hinter den Aufstiegsplätzen, dennoch ist von Platz drei aus bei nur sechs Mannschaften insgesamt und schon vier Punkten Rückstand auf den Tabellenführer der Aufstieg in der kurzen Rückrunde kaum noch zu erreichen.

Jugend
Leider ging mitten in der Saison eine Erfolgsära bei den Jugendlichen jäh zuende. So musste die erste Mannschaft wegen andauernder Personalknappheit vom Spielbetrieb der Bezirksliga abgemeldet werden. Die zweite Mannschaft, derzeit Letzter in der Kreisliga, will die Saison immerhin zuende bringen. Die Ursachen für den Niedergang der seit fast zehn Jahren ambitionierten Jugendabteilung sind vielschichtig, aber ein Grund ist seltsamerweise die eigentlich gut gemeinte Regelung des Verbandes, für Jugendliche eine Doppelspielberechtigung auch für den Erwachsenenbereich zu gestatten, denn so wird es offenbar immer schwerer, Jugendliche für ihre angestammten Spielklassen zu begeistern – man spielt halt lieber bei den Erwachsenen (was man ja hinterher noch jahrzehntelang könnte…). Immerhin gibt die Abteilung nicht auf, auch wenn sich Jugendwart Uwe Gronski-Schaefer zum Jahresende vor Ablauf seiner Amtszeit zurückzieht, und hat mit Johannes Mann einen ebenso routinierten wie engagierten Jugendtrainer in den eigenen Reihen, der seit den Herbstferien schon einige neue Gesichter montags und donnerstags zwischen 17.00 und 19.00 Uhr begrüßen durfte. Vielleicht kommen im neuen Jahr weitere interessierte Jugendliche dazu?

Autor:

Ralph Stenzel aus Bottrop

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