Geographie-Studenten zu Gast auf Prosper III
Gemeinsam werfen sie einen Blick auf die Entwicklung des Quartiers
Bottrop. Der sogenannte „Rote Platz“ an der Kardinal-Hengsbach-Straße wird von Nora Schrage-Schmücker auch liebevoll „Dorfkern“ von dem Quartier Prosper III genannt. „Wir liegen mit unserem Quartiersbüro direkt zwischen der Gewerbefläche und der Wohnsiedlung und haben so zu Unternehmen und Anwohnern immer regen Kontakt“, so die städtische Mitarbeiterin der Koordinierungsstelle Integrierte Stadtentwicklung.
Zusammen mit Kollegin Maike Dymarz und der Fachbereichsleiterin Dr. Elena Gilcher hat sie am 6. August insgesamt elf StudentInnen auf dem Roten Platz begrüßt. Im Rahmen einer mehrwöchigen Exkursion schauen sich die Studierenden im zweiten Semester ihres Masters mit Professorin Dr. Uta Hohn Städte in der Metropole Ruhr an. Der Fokus liegt dabei auf der Stadtplanungsebene und inwieweit bestimmte Kerngebiete der Städte eine Transformation erlebt haben.
Ein Ort im Wandel
Während des aktiven Bergbaus sind auf Prosper III Wohnsiedlungen entstanden, die zunächst kaum vermietet wurden. Viele Kumpel waren bereits in umgebungsnahe Zechenhäuser gezogen und erst mit vermehrter Zuwanderung der Gastarbeiter wurde die Siedlung nach und nach mit Leben gefüllt. Bis heute zieht sich der multikulturelle Faden durch das Quartier, sodass bis zu 27 Nationen Tür an Tür wohnen. Leider ist der Anteil an Familien, die Sozialleistungen beziehen, relativ hoch und damit gehen viele Vorurteile einher. „Es heißt schnell wer sozial benachteiligt ist, ist zeitgleich bildungsfern. Und das trifft hier absolut nicht zu“, betont Schrage-Schmücker. Viele der Quartiersbewohner haben in ihrem Heimatland einen hohen akademischen Abschluss, der in Deutschland nicht anerkannt wird. Die Kinder und Jugendlichen sind in der Schule engagiert und im Quartiersbüro werden gemeinsam mögliche Studiengänge sondiert.
Eine Kehrseite hat das Quartier dennoch. Bis vor Kurzem war der Rote Platz mit dem Auto befahrbar. Zur späten Stunde haben junge Heranwachsende den von der Hauptstraße abgelegenen Platz genutzt, um dort mit ihren Autos zu driften oder den Motor aufheulen zu lassen. Mit der Umwandlung zu einem Platz für Fußgänger und einer entsprechenden Absperrung konnte der Autoszene Einhalt geboten werden. Spielgeräte auf einem Grünstreifen, bunte Hochbeete und die Möglichkeit sich im Sommer Schirme und Sitzgelegenheiten im Quartiersbüro auszuleihen, haben den Platz wieder positiv aufleben lassen.
Innovation auf Prosper III
Im Rahmen der Exkursion haben die Studierenden nicht nur einen Eindruck von den Wohnverhältnissen bekommen, sondern durften auch einen Blick in das „FabLab“ werfen. Das Labor der Hochschule Ruhr West steht dabei allen Privatpersonen und einzelnen Gewerbetreibenden kostenlos zur Verfügung. In dieser Art der offenen Werkstatt kann man Ideen entwickeln und sie über 3D-Drucker, CNC-Maschinen und anderen Gerätschaften zum Leben erwecken. Dort werden für alle Interessierte regelmäßig Kurse und digitale Abende angeboten. Auch eine Vielzahl anderer Unternehmen haben sich auf dem ehemaligen Bergbaugelände angesiedelt, dass von dem sogenannten „Wall“ abgegrenzt wird. Das grüne Areal wurde aus alten Steinen des Bergbaus aufgeschüttet und bietet den Anwohnern und Gewerbetreibenden eine Möglichkeit mit Blick auf das Tetraeder die Natur zu genießen. Zum Abschluss haben die Student:innen der Geographie das freie WLAN vor Ort genutzt, um nach ihrer Exkursion am Quartiersbüro die wichtigsten Erkenntnisse festzuhalten, bevor es mit der Bahn wieder zurück nach Bochum ging.
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