Buchrezension
Kommunikation als Lebenskunst
Die 2. Auflage des Sachbuchs „Kommunikation als Lebenskunst“ von den Autoren Bernhard Pörksen und Friedemann Schulz von Thun ist 2016 im Carl-Auer-Verlag erschienen.
Schon öfter habe ich bemerkt, dass ich mich angegriffen gefühlt habe, obwohl mein Gesprächspartner es nur gut gemeint hat. Andersrum habe ich mich schon oft darüber geärgert, dass mein Gesprächspartner scheinbar überhaupt nicht verstanden hat, was ich ihm mitteilen wollte, obwohl ich doch alle Informationen ausführlich dargelegt hatte. Manchmal scheint Kommunikation schief zu gehen. Aber woran kann das liegen? Kann man Missverständnisse überhaupt vermeiden? Antworten auf meine Fragen versprach dieses Buch.
Inhalt
„Warum funktionieren Kommunikationsrezepte nie? Was bedeutet Schweigen? Mit wie vielen Ohren hören wir zu? Warum sind Missverständnisse normal? Wie übt man Kritik, ohne den anderen zu verletzen? Ist das Miteinander-Reden eine Lebenskunst?“
Dieses Buch besteht aus einem Dialog zwischen dem Psychologen und Kommunikationswissenschaftler Friedemann Schulz von Thun und dem Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen.
In einem Vorwort erklärt der Medienwissenschaftler seine Idee zu diesem Buch und wie er Friedemann Schulz von Thun in einem Brief vorschlug, die Entstehung seiner Kommunikationspsychologie in Form einer kleinen, intellektuellen Biografie zu präsentieren.
Unterteilt wird das Buch in 3 große Kapitel: Die großen Fragen, die konkreten Fragen, die letzten Fragen.
Schulz von Thun erklärt zu Beginn des ersten Kapitels das Kommunikationsquadrat (Sachinhalt, Selbstkundgabe, Beziehung, Apell) anhand von leicht verständlichen Beispielen. Die Situation:
„Ein Mann und eine Frau sitzen im Auto, der Mann auf dem Beifahrersitz, die Frau fährt. Und er sagt „Du, da vorne ist grün!“
Auf der Ebene der Sachinhalte ist dies eine überprüfbare Information… simultan gibt der Mann – Stichwort Selbstkundgabe – auch etwas von sich selber preis, eventuell ist er ungeduldig oder in Eile. Auf der Ebene der Beziehung lässt er vielleicht einen Kompetenzzweifel an ihrer Fahrtüchtigkeit erkennen. …womöglich enthält seine Äußerung den Apell, etwas schneller zu fahren… .“
Pörksen fragt nach einem Rezept bezüglich der Textverständlichkeit. Schulz von Thun spricht von den vier Verständlichmachern: „Einfachheit, Gliederung/Ordnung, Kürze/Prägnanz und zusätzliche Stimulanz.“ Verständliche Texte sollten also kurz und einfach sein und einem roten Faden folgen. Das Wesentliche sollte in „leicht erinnerbaren Formulierungen“ auf den Punkt gebracht werden. Anregende Methaphern sind erlaubt, jedoch sollte man damit nicht übertreiben.
Pörksen spricht die Parallelitätsthese an: „Sie sagen, dass der Blick in das Innere des Menschen zeige, dass wir viele sind.“ Schulz von Thun erzählt von der „Kommunikation mit dem inneren Menschen“. Hat man eine innere Diskussion noch nicht zu Ende geführt, also auf Fragen für sich noch keine Antworten gefunden, herrscht ein „inneres Kuddelmuddel“, es „regiert ein zerstrittener Haufen“. Mit diesem zerstrittenen Haufen meint Schulz von Thun unser inneres Team. Zur besseren Verständlichkeit ist im Buch eine Zeichnung abgebildet, die einen Menschen, mit seinen „inneren Teammitgliedern“ zeigt. Zu sehen ist der Außenseiter, der Bewacher, feindliche Antagonisten, ein Widersacher, der leise Zaghafte, der Spätmelder und schließlich die Stamm-Spieler. Ist unser inneres Team sich nicht einig reagieren wir mit Unsicherheit: Wir reden mit einer leisen Stimme, zu hastig oder bauen Floskeln ein.
Im zweiten Kapitel, den konkreten Fragen, geht es unter anderem um Kommunikationspsychologie für Führungskräfte und Pädagogen. Schulz von Thun erzählt über seine schlechten Noten und Selbstzweifel während seiner Schulzeit. Er meint „Entscheidend ist allerdings, dass man… Minus-Leistungen als Signal einer Hilfsbedürftigkeit interpretiert, die auf einen pädagogischen Auftrag deuten.“ Er ist der Ansicht, dass sich der Lehrer, anstatt dem Schüler zu signalisieren, dass er auf dem Gymnasium fehl am Platz sei, „…sich fragen sollte, wie er selbst hilfreich eingreifen kann….“. Der Psychologe erzählt aus seinen eigenen Erfahrungen
„Manchmal gibt es eine ganz einfache Lösung – beispielsweise eine andere Art, den Stoff darzubieten. Plötzlich geht in den Kopf hinein, wo vorher alles versperrt war.“
Außerdem wird über Kommunikationspsychologie in der interkulturellen Kommunikation gesprochen. Dazu stellt Schulz von Thun fest „Der Deutsche ist gnadenlos sachorientiert, der Amerikaner beziehungsorientiert, der Japaner kontextorientiert.“
Im dritten Kapitel, den letzten Fragen, geht es unter anderem um das Ende der Kommunikation.
Schulz von Thun spricht über „…die unselige Spirale von Perfektion und Demoralisierung“ . Hierbei geht es darum, dass man perfekt sein will, aber seinen hohen Ansprüchen nicht gerecht werden kann. Als Ergebnis ist man entmutigt und schafft es immer weniger, seine Möglichkeiten auszunutzen. Andersrum erklärt er, „…ich lasse es mir gut gehen… um meiner selbst willen und damit mein Herz eine gute Heimat in meiner Seele findet. Wenn dies gelingt, dann bekomme ich Kraft und Lust, einsatzfreudig… zu werden… je besser mir dies gelingt und ich im Einsatz meiner Kräfte und Talente erfolgreich bin, desto eher stellt sich eine erfüllte Zufriedenheit ein…“.
In einem Nachwort erfahren wir, dass der Vorschlag von Pörksen, aus Schulz von Thuns Beitrag „Psychologie der zwischenmenschlichen Kommunikation“ durch eine Reihe von Interviews zu erläutern, eine anfängliche Skepsis bei dem Psychologen hervor rief. Nach weiterem darüber nachdenken schmeichelte es ihm, dass „…ein kluger Mensch und rennomierter Professor sich derart aufgeschlossen zeigte…“ für Schulz von Thuns Lehre.
Am Ende des Buches befinden sich eine Liste mit Literaturhinweisen, sowie kurze Informationen zu den beiden Autoren.
Fazit
Das Buch enthält ausführliche Erklärungen, sowie viele Beispiele und Modelle. Der Inhalt ist klar strukturiert: Durch das Inhaltsverzeichnis findet man schnell, was man nachschlagen möchte und Zwischenüberschriften sorgen für eine gute Übersicht. Zudem erfährt man persönliches über den Psychologen, was ihn vertraut und sympathisch erscheinen lässt. Er spricht zudem in einer leicht verständlichen Sprache.
Pörksen stellt Schulz von Thun in diesem Buch sehr viele Fragen, die alle ausführlich, mal mit Humor und doch mit dem nötigen Erst, betrachtet und erläutert werden.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Durch die sympatisch wirkenden Autoren habe ich dem Gespräch gerne und aufmerksam zugehört, beziehungsweise den Dialog sehr interessiert gelesen.
Durch die ausführlichen Beispiele bekommt man ein besseres Verständnis über die Kommunikationspsychologie. Auf meine Fragen habe ich Antworten erhalten, sowie Inspirationen, wie ich meine zukünftige Kommunikation verbessern kann.
Wer sich für Kommunikation interessiert und herausfinden möchte, warum wir uns oft missverstehen oder unschlüssig sind und wie man seine eigene Kommunikation verbessern kann, für den lohnt sich dieses Buch.
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