Selbsthilfegruppe für Angehörige Demenzerkrankter feiert 10. Geburtstag
Hilfe in schweren Zeiten

Gabi Bergmann Heike Taut-Franci (beide Sprecherinnen der SHG), Andrea Multmeier (Geschäfsführerin des Paritätischen in Bottrop) Christa Rüsche (Mitglied der SHG), Inge Gierok (Sprecherin der SHG). Foto: Kappi
  • Gabi Bergmann Heike Taut-Franci (beide Sprecherinnen der SHG), Andrea Multmeier (Geschäfsführerin des Paritätischen in Bottrop) Christa Rüsche (Mitglied der SHG), Inge Gierok (Sprecherin der SHG). Foto: Kappi
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Als im Januar 2009 bei Paolo Franci, Ehemann von Heike Taut-Franci, die Diagnose Demenz Typ Alzheimer festgestellt wurde, wollte sie sich sofort umfassendes Wissen über die Krankheit aneignen.

Erste Anlaufstelle war Barbara Josfeld, die seinerzeit Demenzberaterin beim Gesundheitsamt Bottrop war und ab 2010 die erste Bottroper Demenzwoche organisierte. Sie stattete Heike Taut-Franci mit hilfreichem Material zum Thema Demenz aus und riet zur Kontaktaufnahme mit dem Selbsthilfebüro.

Andrea Multmeier, Geschäftsführerin des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Bottrop, der Träger des Selbsthillfebüros ist, ermunterte Heike Taut-Franci zur Gründung einer Selbsthilfegruppe. Sie erinnert sich: „Den ersten Kontakt mit Heike Taut-Franci werde ich aus dem Grunde nicht vergessen, weil sie zwar zaghaft, aber doch sehr deutlich gemacht hat, dass es für Angehörige Demenzerkrankter keine Anlaufstelle gibt, bei der sich Betroffene untereinander austauschen können.“ Die erste „Bottroper Selbsthilfegruppe Angehörige Demenzerkrankter“, wurde im Oktober 2009 gegründet. Eine zweite Gruppe im Eigen folgte im Januar 2010, die 2014 in die Gruppe Stadtmitte integriert wurde.

Paolo Franci entschied sich 2010, Barbara Josfeld für das Projekt der Demenzwoche „Gedanken wie Seifenblasen“ zu unterstützen und war 2012 das Gesicht der Aktion. Die SHG trat in dieser Woche erstmals in die Öffentlichkeit, was einige Mitglieder Mut und Überwindung kostete. Örtlich und überörtlich erschienen Artikel in Zeitungen und Illustrierten. Das war der Anfang der Netzwerkarbeit. Bis heute profitieren neue Mitglieder davon, die bis zum Eintritt in die SHG oft nicht oder nicht umfangreich informiert sind, welch vielfältige Unterstützung ihnen und ihrem betroffenen Angehörigen in Bottrop angeboten werden kann.

Längst ist die Arbeit in der SHG und am Beratungstelefon nicht mehr allein zu bewältigen. Heike Taut-Franci erhält Unterstützung durch die Sprecherinnen Gabi Bergmann und Inge Gierok.
„Ich habe ein Jahr die Augen vor der Krankheit meines Mannes verschlossen und erst um Hilfe geschrien, als ich im Nervenzusammenbruch war. In kürzester Zeit bekam ich zu Hause Notfallhilfe durch eine Sprecherin der SHG. Ohne die Gruppe hätte ich in den folgenden Jahren nicht die Kraft gehabt, mein notwendiges Netzwerk aufzubauen, um meinen Mann bis zu seinem Lebensende zu pflegen. Ich mache ehrenamtlich weiter, weil ich die Hilfe, die ich erfahren habe weitergeben möchte. Ich kann jedem, der mit der Diagnose ,Demenz' konfrontiert wird, nur raten: Gehen Sie sofort in die Selbsthilfegruppe!“, sagt Gabi Bergmann.

Und Inge Gierok ergänzt: "Für mich war unheimlich wichtig, einen Ort zu haben, an dem ich frei und offen alles aussprechen konnte, was ich auf dem Herzen hatte. Ich fühlte mich aufgefangen und verstanden. Genauso möchte ich Betroffenen helfen, die durch eine demenzielle Erkrankung überfordert und in der emotionalen Sackgasse sind. Mein Rat an Angehörige: Pflegen Sie nicht bis zum Umfallen! Denken Sie auch an sich und lassen Sie Gefühle zu ohne sich dafür zu schämen.“
Christa Rüsche ist erst seit drei Monaten Mitglied in der SHG. Ihre Erfahrung und ihr Rat für Betroffene: „Wenn ich die Gruppe nicht gehabt hätte, hätte ich meine Belastungssituation nicht mehr bewältigen können. Solch einen Beistand habe ich in meinem Leben noch nicht erlebt. Ich war viel zu lange Einzelkämpferin. Mein Rat: Wenn Sie Wesensveränderungen bei ihrem Angehörigen wahrnehmen, holen Sie sich umgehend Hilfe."

Heike Taut-Franci ergänzt: „Wer diese Ratschläge umsetzt, wird an den Herausforderungen wachsen und erkennen, dass ein Leben mit einer demenziellen Erkrankung in Würde und mit vielen Glücksmomenten für den Erkrankten, die Angehörigen und Freunde möglich ist."

Kontaktaufnahme mit den Sprechern der SHG ist über das Selbsthilfebüro Bottrop, Haus der Vielfalt, Gerichtsstr. 3, Tel. 23019 möglich. Die Teilnahme an den Gruppenstunden ist kostenfrei.
Am 12. Oktober, 10 bis 13 Uhr, feiert die SHG ihr zehnjähriges Jubiläum in einem Zelt am ehemaligen Mensingbrunnen dem Kaufhaus Mensing, Hansastraße. Interessierte sind herzlich eingeladen, sich zu informieren und ins Gespräch mit Angehörigen zu kommen.
Gabi Bergmann Heike Taut-Franci (beide Sprecherinnen der SHG), Andrea Multmeier (Geschäfsführerin des Paritätischen in Bottrop) Christa Rüsche (Mitglied der SHG), Inge Gierok (Sprecherin der SHG). Foto: Kappi

Autor:

Judith Schmitz aus Bottrop

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