Am ersten Dezember ist Welt-Aids-Tag
„HIV und AIDS sind keine Schwulen- und Drogenabhängigenkrankheiten“, sagt Michael Brackhagen. Damit spricht der Geschäftsführer der AIDS-Hilfe Bottrop aus, was die größten Vorurteile sind.
Ein HIV-positiver Bottroper veranstaltet eine Tombola, das gesammelte Geld will er der AIDS-Hilfe in Dortmund zukommen lassen, da dort sein Lebensgefährte engagiert ist. Es herrscht jedoch ein stilles Abkommen das besagt, dass die nächstgelegene Hilfe das Geld bekommen soll: Dortmund lehnt ab, verweist aber auf die AIDS-Hilfe in Oberhausen. Zwei Jahre lang fließt das Geld auch dort hin. Damaliger Vorsitzende in Oberhausen: Helmut Sichtermann. Er will helfen, denn es kann ja nicht sein, dass Oberhausen Geld eines Bottropers bekommt, der damit nicht seiner eigenen Stadt helfen kann. Also gründet Helmut Sichtermann mit zehn anderen, Anfang 2007, die AIDS-Hilfe Bottrop.
Soweit die Gründungsgeschichte. Doch was steckt hinter allem, was ist die Motivation? „Soviel die Leute auch wissen, so sehr glauben sie doch nichts damit zu tun zu haben, obwohl es, beispielsweise bei einem One Night Stand, auch ihnen passieren kann“, sagt Michael Brackhagen. Damit sieht er weiterhin die Notwendigkeit, die Bevölkerung aufzuklären. Außerdem ist ihm das sichtbare Ergebnis seiner Arbeit Motivation: Seit 2003 hat sich laut Robert-Koch-Institut nur ein Bottroper als neu infiziert registrieren lassen. Auch Helmut Sichtermann hat ähnliche Beweggründe: „Ich werde von den Mitgliedern getragen. Außerdem ist die Hälfte der Gründungsmitglieder HIV-positiv und alle haben sich das Ziel gesetzt, dass sich niemand neu ansteckt.“
Aufklärungsarbeit
in den Schulen
Die Motivation schafft Ehrgeiz, auch dazu, in die Schule zu gehen und dort aufzuklären. Dabei ist dies nicht selbstverständlich: Die Schüler selbst setzten sich dafür ein, dass die Ehrenamtlichen der AIDS-Hilfe, die auch in der Disko aufklären in die Schulen kommen, um dort Prävention zu betreiben. So steht am Berufskolleg in Bottrop eine Projektwoche an, es kann aber auch „nur“ der Bio-Unterricht sein, in dem die AIDS-Hilfe aufklärt, auch über Missverständnisse und Vorurteile. Die aktiven Mitglieder wissen wovon sie reden, HIV-Positive werden im Alltag nicht mehr als belastbar angesehen und immer noch gibt es Fehlinformationen über die Übertragungsweisen und eine mögliche Heilung. Denn längst ist die Zeit vorbei, in der Jugendliche nur in der Schule aufgeklärt werden. Nein, sie reden untereinander über das Thema, Dr. Sommer informiert, die Eltern und natürlich auch das Internet. Aber nicht alles, was in den Medien berichtet wird, stimmt auch.
Doch nicht nur Schüler können einiges lernen, Erwachsene können sich ebenfalls informieren. Die Tür der AIDS-Hilfe an der Gerichtsstr. 3 steht jedem offen. Betroffene sollten keine Angst haben, denn das Haus, in dem die AIDS-Hilfe angesiedelt ist, beherbergt auch viele andere Institutionen, so braucht niemand zu befürchten „erwischt“ zu werden. Dabei ist die Hilfe, die geboten wird, individuell: Ob jemand nur einen Gesprächspartner braucht oder nach einem HIV-Test aufgefangen werden muss.
Der 1. Dezember scheint kein besonderes Datum zu sein. Doch vielleicht regt er an, sich mit einem Thema, das in der Gesellschaft totgeschwiegen wird, zu beschäftigen.
(Text: Vanessa Trampenau)
Autor:Lokalkompass Bottrop aus Bottrop |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.