Gewinner und Verlierer in der Corona-Krise
WIRTSCHAFTS-PANDEMIE

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Unternehmenspolitik:

Dass die Unternehmerverbände untätig sind und nichts für ihre Mitglieder tun, kann man wirklich nicht sagen.
Da kommt die Coronakrise für die Wirtschaftsführer gerade richtig, um den Traum endlich zu verwirklichen, die letzten Hindernisse des restlichen Sozialstaates und die verbliebenen Arbeitnehmerrechte endgültig zu beseitigen. Kaschiert wird das mit dem scheinheiligen Argument, das Arbeit sich wieder lohnen muss.
Am Eingangstor des KZ Dachau und Auschwitz stand auch: „Arbeit macht frei“ und was die Wirtschaftsverbände hier anstreben, soll die Versklavung der menschlichen Arbeit weiter perfektionieren.
Gesamtmetall-Präsident Stefan Wolf scheut sich auch nicht seine Geisteshaltung zu offenbaren, indem er die Tarifforderungen der Gewerkschaft verteufelt, weil das Gesamtvolumen viel Geld kostet und die Elektro- und Metallindustrie im vergangenen Jahr bereits 100.000 Arbeitsplätze verloren hat. Nach diesem Eingeständnis muss man sich ja fragen, welches unbekannte Wesen in unserem Wirtschaftssystem denn wohl diese Entlassungen durchgeführt hat, denn die Beschäftigten und die Gewerkschaften sind nach meiner Kenntnis nicht dazu befugt.

Sozialreform:

Aber es kommt noch viel dicker, denn Wolf strebt an, das Sozialsystem umzubauen und zu reformieren. Wenn solche Leute von Reformen sprechen, dann meinen sie eine Verschlechterung der Arbeitsbedingungen und Sozialabbau für die Arbeitnehmer.
Genau das meint er auch, wenn er eine weitere Reform entsprechend der Agenda 2010 fordert, mit der Gerhard Schröder damals die Regeln der Arbeitswelt zerstörte.
Die Agenda 2010 war ein unverzeihliches Verbrechen gegen die Interessen der Beschäftigten und lieferte die Menschen schutzlos den Unternehmern aus.
Daraus entstanden die prekären Arbeitsverhältnisse in allen möglichen Varianten, wo die Arbeitnehmerrechte in unmenschliche und rechtlose Ausbeutung verwandelt wurden.
Das ist natürlich der stetige Wunsch der Unternehmer, auch noch die letzten gewerkschaftlichen Einflussmöglichkeiten auszuschalten und mit Flexibilisierung der Arbeit auf Abruf, die schon niedrigen Arbeits- und Lohnstückkosten noch weiter zu senken.
Da befindet sich Stefan Wolf natürlich in guter Gesellschaft, denn auch BDI-Präsident Siegfried Russwurm und BDA-Chef Reiner Dulger, blasen mit ihren Interessensvertretern in der CDU ins gleiche Horn. Während hier die Menschen ums Überleben kämpfen, nutzen alle dort organisierten Großkonzerne die Gunst der Stunde, ihre Positionen zu erweitern und ihre Profite auf Kosten der Allgemeinheit zu sichern.

Krisengewinner:

Bisher haben sie aus allen Krisen ihre Vorteile gezogen und nicht nur staatliche Gelder kassiert, sondern fordern auch noch Steuersenkungen und keine Kosten für den Klimaschutz.
Besonders die kommunikationsorientierte Informationstechnologie der gesamten IT-Branche wie Google, Facebook usw., oder die Streaming-Dienste wie Netflix und Amazon, verdienen sich dumm und dämlich und wissen gar nicht mehr wohin mit den ganzen Milliarden.
Dem hat sich jetzt auch die pharmazeutische Industrie angeschlossen und riesige Mengen an Forschungsgelder und Fördermittel erhalten und stopfen sich jetzt mit dem Verkauf der überteuerten Impfdosen nochmals die Taschen voll.
Während sich die Allgemeinheit durch das Chaos der Impftermine wurschtelt, haben die Wirtschaftskonzerne ja schon längst ihre (Finanz)-Spritzen erhalten.

Abgewirtschaftet:

Da gibt es derzeit noch ein weiteres klassisches Beispiel bei ThyssenKrupp, wo gezeigt wird, was Marktwirtschaft, Mitbestimmung und Demokratie in Wahrheit bedeuten.
In den 35 Jahren wo ich bei ThyssenKrupp gearbeitet habe, ging es schon immer um den Erhalt von Arbeitsplätzen, Standorten und Betriebsteilen.
Doch was sich jetzt in den letzten Jahren dort abgespielt hat, ist ein unglaublicher Kahlschlag, der mit gewaltigen Arbeitsplatzverlusten, Stilllegungen und Verkäufe verbunden ist.
Wer in diesem Zusammenhang glaubt, dass nicht auch Frauen in Führungspositionen ganze Konzerne zerschlagen können, der hat sich aber gewaltig geirrt.
Die Konzernchefin Martina Merz würde eigentlich von ihrer Gesinnung her, gut zu Friedrich Merz passen, denn auch sie geht gnadenlos gegen die Interessen der Belegschaften vor.
Die gefährlichen Verhältnisse bei ThyssenKrupp muss man sich erst einmal auf der Zunge zergehen lassen.
Denn der Aufsichtsrat der eigentlich den Vorstand überwachen und beaufsichtigen soll und zur gewerkschaftlichen Mitbestimmung gehört, macht einfach alle Schweinereien mit.
Darüber braucht man sich einerseits nicht zu wundern, da der Aufsichtsratsvorsitzende Siegfried Russwurm gleichzeitig auch Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) ist. Hier wurde der Bock mal wieder zum Gärtner gemacht und das wäre ungefähr so, als wenn der Oberchef der Räuberbanden von den Bestohlenen beauftragt wird, eine Diebesbande zu kontrollieren.
Sehr genüsslich weist Aufsichtsratsvorsitzender Rosswurm auch gerne darauf hin, dass in diesem Aufsichtsgremium große Einigkeit besteht und die meisten Beschlüsse einstimmig mit Unterstützung der Betriebsräte und der IGM-Vertreter gefasst wurden.
So auch bei der sehr umstrittenen Sondervergütung in Krisenzeiten, wo die Vorstandsvorsitzende Martina Merz 500.000 Euro und die anderen Vorstandsmitglieder 200.000 Euro für gute Leistungen, also Zerschlagung des Konzerns, zusätzlich erhielten.
Was ich als überzeugter Gewerkschafter von diesem Verrat halte, kann sich wohl jeder vorstellen.
Ähnlich handhabt es auch der Amazon-Boss Jeff Bezos, er wechselt vom Vorstandschef zum Aufsichtsratsvorsitzenden und beaufsichtigt sich und seinen Laden nun selbst.
Diese unglaublichen Vorgänge lassen eigentlich tief Blicken, was von Moral, Anstand und Verantwortung übrig geblieben ist und welche seltsame Form von Marktwirtschaft und Demokratie in unserem Lande und weltweit vorherrscht.

Autor:

Rolf Zydeck aus Bottrop

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