Wie weiter nach dem Ausstieg?
Im Jahr 2018 ist Schicht am Schacht, im wahrsten Sinne des Wortes. Dann werden die beiden letzten Bergwerke, Prosper Haniel in Bottrop und Auguste Victoria in Marl, geschlossen. Doch wie soll es in der Region weitergehen, wenn tausende von Arbeitsplätzen wegfallen?
von Judith Schmitz
Der Aufsichtsrat der WIN Emscher-Lippe (Gesellschaft zur Strukturverbesserung) hatte zu seiner Sitzung im Bottroper Rathaus einen Gast eingeladen, von dem Antworten auf viele drängende Fragen erhofft werden: NRW-Wirtschaftsminister Harry K. Voigtsberger. Über 20 Oberbürgermeister, Bürgermeister und Landräte diskutierten über ein vorliegendes Papier zum Kohleausstieg, in dem die Vorstellungen der Region zum begleitenden Umgang mit dem beschlossenen Austieg aus der subventionierten Kohleförderung im Jahr 2018 beschrieben sind. „Wir haben den Dialog mit dem Minister gesucht um ihm zu schildern, wo uns der Schuh drückt“, erklärt Gastgeber Oberbürgermeister Bernd Tischler. Die Schließung der Bergwerke werde sich nicht nur direkt, sondern auch indirekt auf die Beschäftigung auswirken: „Mit dem Arbeitsplatz im Bergbau gehen circa 1,3 weitere Arbeitsplätze in der Region verloren. Wir müssen jetzt die Chance ergreifen, den drohenden Arbeitsplatzverlust durch konsequente Begleitung regionaler Aktivitäten abzufedern.“
Werner Arndt, Bürgermeister der Stadt Marl, brachte das Unbehagen vieler im Umgang mit dem Thema Kohleausstieg auf den Punkt: „Wenn bei Nokia oder Opel Arbeitsplätze in weitaus geringerem Umfang wegfallen sollen, hören wir davon eine Woche lang in den Nachrichten.“
Eines der Ergebnisse der Zusammenkunft ist die Einrichtung eines Aktionskreises aus Landesregierung, Bezirksregierung sowie den betroffenen Städten. In dieser Runde sollen in Zukunft die entscheidenden Akteure ohne großes „Vorgeplänkel“ an einen Tisch kommen, um die Zukunftsplanung zu koordinieren. „Von Pontius zu Pilates muss Vergangenheit sein“, fordert der Landrat des Kreises Recklinghausen, Cay Süberkrüb.
„Es war für mich ein tiefer Einblick in die Probleme der Region“, betonte MinisterHarry K. Voigtsberger die Bedeutung des Treffens in Bottrop. „Wir stehen vor einer Herausforderung, nicht nur für die Region, sondern für ganz NRW.“
Um mögliche Investoren mit den von ihnen benötigten Flächen für Neuansiedlungen zu versorgen, müsse deren Bereitstellung in Zukunft schneller und einfacher möglich sein, so einer der Ansatzpunkte der Städtevertreter. Außerdem nimmt das Thema Ausbildung einen hohen Stellenwert ein. „Wir müssen Wissen und Kompetenz in der Region halten“, betonte der Minister weiter. „Es besteht die Gefahr, dass, wenn der Bergbau weg ist, auch die Fachkräfte weg sind. Das darf nicht sein.“
Autor:Judith Schmitz aus Bottrop |
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