WELTWIRTSCHAFTSFORUM DAVOS

Finanz und Wirtschaftsmacht
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Verursacher und ihre Folgen:

Bereits zum 48. Mal traf sich in Davos die internationale Wirtschafts- und Politikelite mit ihren Vorständen und Topmanager der Großkonzerne, Banken und Vermögensverwalter, sowie 70 Staats- und Regierungschefs.
Zu diesen insgesamt 3.000 Experten gehören natürlich auch die Sparten der Finanzindustrie, die großen Fondsgesellschaften, visierte Unternehmensberater und bedeutende Anwaltskanzleien und Vertreter der Wissenschaft.
Kabarettisten sprechen da von der „Unheil bringenden globalen Wirtschafts- und Finanz-Mafia“, was der Wirklichkeit wohl auch eher nahe kommt.
Ihnen geht es darum, die groben Richtlinien vorzugeben, für mehr Wirtschaftswachstum, anhaltende Profitsteigerung, bessere Steuerbeeinflussung, also die globalen Weichen für den garantierten Gewinn- und Machtzuwachs zu stellen und dies auch zu garantieren.
Eigentlich sind solche Absprachen ja lt. Kartellamt verboten, doch diese mächtigen Herrschaften haben ihre eigenen Spielregeln, Gesetze und Rechtsprechung, die über alles andere stehen.
Jedenfalls bringen sie hier im winterlichen Davos mit klaren Anweisungen ihre politischen Regierungen und Handlanger voll auf Linie.

Widersprüche:

Eröffnet wurde das Weltwirtschaftsforum (WEF = World Economic Forum) passend von der skandalumwitterten Christine Lagarde, der Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), die bereits mit ihrer Troika die Bevölkerung der südeuropäischen Länder in Armut und Abhängigkeit gebracht und erfolgreich ruiniert hat.
Sie selbst stellte jedoch im Gegensatz fest, dass es der Weltwirtschaft recht gut geht und wir bei den enormen Wachstumsraten noch nie so optimistisch waren wie heute.
Da passte natürlich das Motto des Weltwirtschaftsforums: „Verpflichtet die Welt zu verbessern“ wie die Faust aufs Auge.
Denn genau die in Davos versammelten Kreise, sind ja selbst die Verursacher der weltweiten Probleme und aller Ungerechtigkeiten und Verarmung.
Sogar einige führenden Politiker durften auch das Wort ergreifen und über wachsende Widersprüchen zwischen ökonomischen Erfolgen und gesellschaftlichen Nutzen klagen, obwohl sie selbst im Auftrag der Wirtschaft handeln und die Auswirkungen mit zu verantworten haben.

Oxfam-Studie:

Die wichtigsten Erkenntnisse und Aussagen lieferte jedoch die Entwicklungshilfe-Organisation „Oxfam“, die immer passend zum Treffen in Davos die Daten der gesamtgesellschaftlichen Vermögensentwicklung aufzeigen, damit wir einige Zusammenhänge erkennen und feststellen, welchen Stellenwert der Mensch dabei hat.
Das die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer werden und sich die Schere der sozialen Ungleichheit und finanziellen Ungerechtigkeit immer weiter öffnet, ist ja nicht ganz neu.
Aber das diese negative Entwicklung trotz boomender Weltwirtschaft immer rasantere Fahrt aufnimmt und sich von Jahr zu Jahr in immer katastrophaleren Auswirkungen zeigt, ist eine neue verheerende Dimension.
Das wohlhabendste 1 % der Menschheit besitzt mehr Vermögen als die übrigen 99 % zusammen und sie kassierten auch zusätzlich 82 % des weltweit erwirtschafteten Vermögens.
Die 42 reichsten Milliardäre besitzen soviel Vermögen wie die gesamte ärmere Hälfte der Weltbevölkerung.
Im Jahre 2017 ist die Zahl der Millionäre und Milliardäre so stark gestiegen wie nie zuvor.
Weltweit gibt es derzeit mehr als 2.000 Milliardäre und alle 2 Tage kommt angeblich ein neues Mitglied in diesem Milieu dazu.
Von den größten Vermögensverwaltern wie z. B. Blackrock, die über 6 Billionen Dollar gewinnbringend betreuen mal ganz abgesehen, so leisten sich die 5 größten Einzelmilliardäre einen Wettkampf an der Finanzspitze und tauschen ihre Plätze immer wieder aus.
Derzeit lauten die Positionen, Platz 1 Jeff Benzos mit 107 Mrd. US-Dollar, Platz 2 Bill Gates mit 92 Milliarden, Platz 3 Warren Buffet mit 89 Mrd. Platz 4 Mark Zuckerberg mit 76 Mrd. und Amancio Ortega ebenfalls mit 76 Mrd. Dollar.
Nach ersten Hochrechnungen vermutet man, dass es in 25 Jahren wohl die ersten Billionäre geben wird. Da können wir mit unserem Sparbuch natürlich nicht ganz mithalten.

Gleiche Verhältnisse:

Interessant ist allerdings, dass wir international das gleiche ungerechte Vermögensverhältnis vorfinden wie bei uns in Deutschland.
Denn die 40 reichsten Deutschen besitzen genauso viel wie die ärmere Hälfte der Bundesbürger, oder anders gesagt, die Reichsten 10 % besitzen über 75 % aller Vermögen.
Durch das rasante Wirtschaftswachstum steigerten sie ihre Einnahmen um 22 %, wohingegen die ärmere Hälfte sich mit 3 % begnügen musste.
Es profitieren also vor allem diejenigen, die schon besonders viel haben und damit sich das auch nicht ändert, oder etwas mehr abgegeben werden muss, hat man Ende der 90er Jahre die Vermögenssteuer abgeschafft.
Gegenüber Hartz4-Empfängern und Pflegebedürftigen, müssen Superreiche also ihr Vermögen nicht mehr offen legen.

Arbeitskraft:

Doch wenn Ökonomie eine Sozialwissenschaft sein will, dann darf es nicht nur um die Verteilung der Arbeit gehen, sondern genauso um die gerechte Verteilung der erarbeiteten Werte und Vermögen.
Folgende Betrachtung ist in diesem Zusammenhang sehr aufschlussreich.
Unsere menschliche Arbeitskraft ist die ursprüngliche Quelle allen gesellschaftlichen Reichtums.
Es ist also eine gewaltige Produktivität und Schaffenskraft die in der menschlichen Arbeitskraft steckt, da sie damit die gesamten gesellschaftlichen Bedürfnisse abdeckt.
Wir sind es, die alle Werte und Vermögen und Waren mit unserer Arbeitskraft unter schwersten Bedingungen produzieren, mit denen sich die Reichen dann schmücken.
Doch anstatt die geschaffenen Werte und Produkte denen gehören die sie auch erarbeiten, eignen sich Vorstände und Aktionäre dieses Volksvermögen unrechtmäßig an.

Wachstum:

Da soll nur einer sagen es geht nicht weiter aufwärts bei uns.
Für die Weltwirtschaft gab es ein Wachstum von 3,7 % und auch im nächsten Jahr liegen die Prognosen bei 3,9 % Steigerung.
Die deutschen Top-Konzerne der 100 stärksten börsennotierten Konzerne melden 2017 einen Rekordanstieg von 7 % auf 1,3 Billionen Gewinn und damit 13 % mehr Milliardäre.
Ständig gibt es Meldungen über Daueraufschwung, Rekordüberschüsse, Gewinn- und Umsatzsteigerungen, Exportweltmeisterschaft und Anstieg des Bruttoinlandsprodukts. (BIP)
Doch wenn die Wirtschaft so zufrieden jubelt, wird diese erstmals positive Meldung zu einem ganz gefährlichen Warnzeichen und fordert einen hohen Preis dafür.
Denn diese rasante Wirtschaftsentwicklung basiert auf ständiges Wachstum, die unsere Lebensgrundlage zerstört und nur wenigen Reichen zugute kommt.
Wirtschaftswachstum kommt nämlich nur zustande durch immer höheren Ausbeutungsgrad, ansteigenden Niedriglohnsektor und vermehrte 1,7 Mio. Überstunden, wovon nicht einmal die Hälfte bezahlt wird.

Privatisierung:

Dieses unkontrollierte Wachsen zerstört die Natur mit ihren letzten Ressourcen, macht die Menschen krank und vernichtet unsere lebensnotwendige Umwelt.
Doch das alles reicht ihnen aber immer noch nicht und da die Ausbeutung unseres Planeten natürliche Grenzen hat, versucht man es auch auf anderen Gebieten.
Wenn die Kapitalisten mit normaler Ausbeutung nicht mehr genügend Gewinne machen,
(die Finanzindustrie jetzt mal ausgeblendet) weichen sie auf andere lukrative Bereiche aus, wo es schon größtenteils gut funktioniert hat.
Damit meine ich die neue Innovationsvariante, sich mit Staatsgelder retten zu lassen, höhere Subventionen und Fördermittel zu fordern und alles zu Privatisieren was möglich ist.
Darunter fallen nicht nur die Staatsunternehmen, sondern auch die staatlich garantierte „Daseinsvorsorge“ der Bürger, wie im Gesundheitswesen, Pflegeheimen, Krankenhäuser, Bildungspolitik, Energie- und Wasserversorgung, sowie den Wohnungsmarkt.

Wirtschaftsforderungen:

Doch das alles scheint den Profiteuren noch zu wenig zu sein, wie die immer dreisteren und unverschämter werdenden Forderungen der Unternehmerverbände zeigen.
Bei der derzeitigen Regierungsbildung lehnen sie die Inhalte der Sondierungsgespräche ab und der BDI fordert sogar einen Neustart, unter Berücksichtigung der wirtschaftlichen Erfordernisse nach ihren Vorstellungen.
Sie meinen es müsste mehr Wirtschaft gewagt werden, vor allem bei der Digitalisierung und der Energiewende und auch eine zusätzliche Flexibilisierung am Arbeitsmarkt sei erforderlich.
Ebenso sollten Industrie und Unternehmen durch weitere Steuererleichterungen entlastet werden und auch die Renten- und Sozialpolitik würde die Unternehmen zu sehr überfordern.
Die schwarz-gelbe Landesregierung ist diesen Forderungen schon teilweise entgegengekommen, indem sie die besten Steuerfahnder an die Privatwirtschaft abgegeben hat.
Jetzt werden die Jäger der Steuerhinterzieher, die 2,3 Mrd. hereingeholt haben, zu den Beratern der Unternehmen, damit der Steuerbetrug noch effizienter wird.

Lebensbedingungen:

Mit all den genannten und aufgeführten Dingen werden unsere Lebens- und Arbeitsbedingungen natürlich immer schwieriger und die Ungerechtigkeit steigt durch die verhängnisvolle Umverteilung von unten nach oben noch weiter an.
Trotzdem ist es kein Widerspruch wenn wir sehen, dass es der oberen Hälfte in unserem Lande doch recht gut geht und eine erhebliche Kaufkraft zur Verfügung steht.
Von dieser positiven Entwicklung hat die untere Hälfte allerdings kaum etwas, doch auch sie müssen ja leben und über die Runden kommen.
Doch auch der obere Lebensstandard bröckelt immer weiter ab, obwohl wir da wie man immer so schön sagt, auf hohem Niveau klagen.
In den anderen südeuropäischen Ländern geht es den Menschen allerdings noch viel schlechter und die massenhafte Armut hat ein ganz anderes Gesicht.
Doch nur weil es den anderen noch schlechter geht, heißt das noch lange nicht dass es uns besonders gut geht und wenn wir nicht aufpassen, dann gehen wir auch diesen Weg.

Denn in unserem herrschenden Wirtschaftssystem werden die Lebensbedingungen und Arbeits- und Produktionsverhältnisse von den Besitz- und Eigentumsverhältnissen geprägt.
Was dieses Gesellschaftssystem mit Menschenwürde und sozialer Gerechtigkeit zutun hat, sucht man oft vergebens.
Doch es gibt immer noch Leute, die glauben dass die Politik eine wichtige und entscheidende Rolle spielt und als neutraler Schiedsrichter das Wirtschaftsgefüge regelt.
Das ist leider eine traurige Fehleinschätzung, denn die Abhängigkeit zu der Wirtschaft ist unübersehbar und auch der Gestaltungswille ist nicht vorhanden und im politischen Selbstbedienungsladen fühlen sie sich recht wohl.
Was bleibt ist also nur die Hoffnung, dass wir diese Form der Politik grundsätzlich verändern und das neoliberale Wirtschafssystem ablösen.

Autor:

Rolf Zydeck aus Bottrop

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