Wasser für Bottrop

- Aquarius Wassermuseum Mühlheim
- hochgeladen von Rolf Zydeck
Vor einigen Tagen gab es ein interessantes Gespräch mit Herrn Ramon Steggink vom RWW unter der Überschrift „Keine Angst vor Viren im Wasser“.
Jetzt habe ich persönlich eigentlich weniger Angst vor den Viren, als vor den Geschäftsgebaren der gewinnorientierten Wasserkonzerne.
Denn bisher wurde uns ganz besonders hier in Bottrop immer wieder verbindlich versichert, unser Trinkwasser wäre das Beste, hat die höchste Qualität und wird am strengsten kontrolliert.
Jetzt hat aber wohl jeder mitbekommen, dass seit Anfang Februar eine große Diskussion über die Wasserqualität in NRW entbrannt ist.
Seit Jahren gibt es den Streit zwischen der Wasserwirtschaft und dem Umweltministerium, weitere erforderliche Investitionen im Bereich der neuen technischen Trinkwasseraufbereitung zu tätigen.
Experten von verschiedenen Hygiene-Instituten weisen darauf hin, dass die Verfahren und Überwachungen von Schadstoffen und Krankheitserregern wie Viren, Bakterien, Keimen und sonstigen Parasiten keinesfalls mehr den modernen Erfordernissen entsprechen.
Denn hier geht es außerdem nicht nur mehr um Chemikalien wie PFT, sondern auch um einen gefährlichen Cocktail aus so genannten Mikrospurenstoffen.
Außerdem entspricht die Kläranlagentechnik nicht mehr den neuesten Erkenntnissen, wobei die Schadstoff-Einleiter in den Flüssen ausreichend kontrolliert und in die Verantwortung genommen werden müssen.
Ich weiß ja nicht in welcher Wasser-Welt Herr Steggink lebt, aber entweder schenkt er uns keinen reinen Wein, bzw. Wasser ein, um nicht die gute Gewinnlage von RWW zu gefährden, oder er ist fachlich untalentiert den Wasserkonsumenten in Bottrop zu vermitteln, dass wir keinen Gefahren ausgesetzt sind, da unsere Wasserversorgung aus Bereichen stammt, die bereits gesichert und nicht von diesen Schadstoffemissionen betroffen sind.
Jetzt muss man aber wissen, dass Bottrop aus verschiedenen Wasserwerken gespeist wird, einmal vom Grundwasserwerk Dorsten-Holsterhausen und aus Mülheim-Styrum-Ost/West.
Wenn sich RWW dabei allerdings auf ein Mühlheimer Verfahren beruft, dass mit einer besonderen Filtertechnik das Oberflächenwasser reinigt und genau dieses mehrstufige Barrieresystem an der Ruhr von Dortmund bis Mühlheim fehlt, gibt mir das doch zu denken.
Eines wird jedenfalls mal wieder eindeutig klar, alle für den Bürger lebenswichtigen Versorgungseinrichtungen, wie z.B. Strom und Wasser und ähnliche Grundbedürfnisse der Daseinsvorsorge, müssen in öffentlicher Hand bleiben und dürfen nicht den privaten Gewinninteressen unterliegen.
Denn sonst passiert es wie eine Leserin zu dieser Problematik schrieb, dass es diesen Gesellschaften völlig egal ist wovon die Leute krank werden, denn sie selbst kommen in ihrer Profitgier ohne Moral und Sozialgefühl aus.
Diese berechtigten Ängste und Vorwürfe kann man natürlich noch vertiefen, denn diesen
Unternehmen geht es nicht um eine gesicherte und kostengünstige Wasserversorgung der Bevölkerung, sondern um reine Gewinnsteigerung und Ausweitung ihrer Machtstellung im internationalen Wassermarkt und da geht es weltweit um Größenordnungen von über 430 Mrd. Euro Umsatz.
RWW versorgt allein im westlichen NRW über 1 Mill. Menschen mit ca. 90 Mill. Kubikmeter im Jahr.
Davon allein 50 Mill. Kubikmeter an die Industrie mit ganz besonders günstigen Konditionen, wohingegen die Bevölkerung die Hauptlast der Kosten zu tragen hat, unter dem logischen Motto des neuen Umlageverfahrens, „wer weniger verbraucht zahlt mehr.“
Auch wenn Umweltminister Remmel etwas naive meint, trotz der 180 Mio. Euro Investitionen braucht dies nicht zwangsläufig zur Erhöhung der Wasserpreise führen, genügt uns ein Blick auf die letzten Abrechnungsbelege mit den ständigen Preiserhöhungen, wo ja die Abwassergebühren auch noch mit dazu gerechnet werden müssen.
Leider haben die Kommunen nach und nach ihre Mehrheitsanteile an kommunalen Versorgern verkauft, um angeblich damit die bodenlosen Haushaltslöcher zu stopfen.
Doch in Wahrheit haben sie dadurch nicht nur die Kontrolle über die Preisentwicklung verloren, sondern auch noch mehr Schulden angehäuft, da sie die Dienstleistungen nun noch teurer wieder zurückkaufen müssen.
Die Stadt Mühlheim besaß mal anteilmäßig 46,7 Prozent von RWW, bis sie diese 2002 an RWE verkauft haben, die nun nicht nur den Strommarkt mit beherrschen, sondern auch 80 Prozent an RWW besitzen.
Bottrop hat übrigens noch eine Beteiligung von 5,6 Prozent am RWW, wo Kämmerer Willi Loeven „unsere Interessen“ als stellvertretender Vorsitzender im Aufsichtsrat vertritt.
Den größten Anteil an den RWE-Stammaktien hat die Stadt Bottrop bereits in den vergangen Jahren verscherbelt und hält nur noch einen winzigen Anteil der wohl auch bald veräußert wird.


Autor:Rolf Zydeck aus Bottrop |
5 Kommentare
Sehr gut, Respekt! Ein wunderschöner Fluss begleitet die (auch inhaltlich gut gewählten) Worte. :) LGNorbert
Seit Norbert im L K nun ist,
wird kein Gedicht zu einem Stichwort hier vermisst ;-))
Ich finde in Versform geschriebenes als eine schöne Bereicherung.
Lieber Rolf, du schreibst oft über so interessante Themen, was mich dabei erstaunt, das kaum Kommentare dazu eingehen. Liegt es daran, weil du so ausführlich berichtest, somit schon alles gesagt ist ? Nun kann ich ja nicht sehen wie oft dein Bericht gelesen wurde, gehe davon aus, nur der Verfasser kann es erkennen.
Somit kann ich auch nur dazu sagen: Jeder Konzern ist nur auf Einnahmen aus, Ausgaben werden nur ungern freiwillig gemacht. Dabei ist es egal um welches Unternehmen es sich auch handelt.
>>>> Experten von verschiedenen Hygiene-Instituten weisen darauf hin, dass die Verfahren und Überwachungen von Schadstoffen und Krankheitserregern wie Viren, Bakterien, Keimen und sonstigen Parasiten keinesfalls mehr den modernen Erfordernissen entsprechen. <<<< Jedes Krankenhaus entlässt Unmengen von Brauchwasser in den Klärkreislauf einfließen, da müsste schon ein Riegel vorgeschoben werden. Aber, wer soll das bezahlen ? Krankenhäuser haben bestimmt keinen Überschuss zu verzeichnen. Somit wird erst einmal alles beim Endverbraucher abgeladen, die Kosten sowieso . . .
Hallo lieber Hans Peter,
danke für deine netten Zeilen.
Natürlich gibt es noch an allen Ecken und Enden unzählige Missstände die unbedingt und dringend zu beseitigen wären.
Leider ist es auch in unserem so reichen Wirtschaftssystem üblich, dass der Endverbraucher die Zeche zahlen muss.
Nur eines kann ich nicht gelten lassen, wenn immer so scheinheilig gefragt wird, ja wer soll das denn bezahlen, es ist doch kein Geld da.
Da muss man natürlich bei den richtigen Leuten oder an richtiger Stelle nachsehen, dann weiß man gar nicht mehr wohin mit dem ganzen Geld.
Ich habe immer das Gefühl, bei uns ist man bemüht Probleme zu lösen, indem man versucht, Feuer mit Benzin zu löschen.
Aber gerade darum freue ich mich um so mehr, von offenen und ehrlichen Menschen zu hören und zu lesen, auf deren Meinung ich großen 'Wert lege.
Zu deiner Frage Kommentare oder Anzahl der Leser kann ich Dir sagen, außer dem "wachenden Auge" gab es nur Kommentare von Dir und Norbert v. T. und sonst Lesezahlen zwischen 50 und 100. (Blumenbild Int. Frauentag 128 x, beim "Kom. Stärkungspaket" 133 x und dem Berlin-Konzert mit 142 x und Spitze ist "Innovation City" 80 x 131 x 305 x)
Mehr verrate ich aber nicht, bin erst am 24. April wieder erreichbar.
Liebe Grüße
Rolf