Was sind eigentlich RATING-AGENTUREN (RA)?
Wem gehören sie, mit welcher Zielsetzung und nach welchen Kriterien und Methoden arbeiten sie?
In Zeiten von Wirtschaftskrisen, Finanz- und Schuldenkrisen werden die 3 größten weltweit anerkannten Rating-Agenturen ständig ins Spiel gebracht.
In Fachkreisen spricht man von den mächtigen „Big Three“ und das sind „Standard & Poor`s“, „Moody`s“ und „Fitch“.
Sie beherrschen 95 Prozent des Rating-Weltmarktes und kontrollieren 80 Prozent des gesamten Weltkapitals.
Ihre Kapitalrendite betrug auch in den „Krisenzeiten“ immer um die 50 Prozent, da nehmen sich die unseriösen Äußerungen von Herrn Ackermann mit 25 Prozent recht bescheiden aus.
Zusammen haben sie 154 ausländische Niederlassungen mit über 14.000 Beschäftigten.
Wie in einem Spinnennetz sitzen sie im Zentrum der globalen Finanz- und Wirtschaftspolitik und sind unverzichtbare Machtinstrumente, nach denen sich alle zu richten haben.
Ihren manipulierten und eigennützigen Ratings (Kreditwürdigkeitsbeurteilungen) unterliegen sämtliche Staaten, Länder, Unternehmen, Versicherungen, Pensionsfonds und Kreditnehmer, bis hin zu den kleinsten Kommunen.
Sie handeln weder selbstständig noch unabhängig und sind auch keine objektive Prüfungsinstanz wie gerne in der Öffentlichkeit dargestellt wird, sondern sie sind der verlängerte Arm ihrer Eigentümer, dessen Wohlwollen und Interessen wir völlig ausgeliefert sind.
Wie unseriös die Bewertungen sind, kann man bestens am Beispiel der USA sehen.
Die USA ist mit über 15 Billionen Dollar Staatsschulden (+ 3 Bill. $ der Privathaushalte) das höchstverschuldete Land und erhält trotzdem die Bestnoten der RA.
Wer ein Rating in Auftrag gibt, bezahlt je nach Größenordnung zwischen 50.000 und 500.000 Dollar, wobei ein Rating für ein Deutsches DAX-Unternehmen z.B. 1 Mio. kostet.
Besonders hohe Gebühren zahlt man für die Bewertung eines speziell konstruierten Finanzprodukts wie (SIV,CDO,CDS), womit man Schulden, Kredite und Risikopapiere aus den Bilanzen auslagert, um sie vor den Aufsichtsräten, der Finanzaufsicht und der Öffentlichkeit ganz legal zu verstecken.
Dabei schrecken die Rating-Agenturen auch nicht davor zurück, die Krisensituationen selbst zu schüren, oder sie notfalls sogar selbst weltweit auszulösen.
Im Namen und Auftrag ihrer Besitzer und Eigentümer, das sind hauptsächlich diverse Hedge- und Investmentfonds, haben sie die Aufgabe, aus der hohen und dauerhaften Verschuldung von Staaten und Unternehmen enorme Gewinne zu erzielen, ganze Volkswirtschaften zu enteignen (Privatisierung) oder zu ruinieren. (siehe Griechenland, Portugal, Spanien usw.)
Die Rating-Agenturen sind auch keineswegs daran interessiert, dass die Kreditnehmer ihre Kredite vollständig zurückzahlen, sondern das sie neue und größere Kredite aufnehmen, solange sie die Schuldzinsen zahlen können.
Nicht Schuldenabbau, sondern systematische Überschuldung ist der Auftrag der Agenturen, denn diese Kredite sind die gewünschte Basis für weitergehende Finanzgeschäfte wie Derivate, mit denen die Eigentümer der R.A. erst recht ihre großen Gewinne machen.
Wie hat ein Wirtschaftswissenschaftler so schön zutreffend gesagt: „Wer die Schulden kontrolliert, beherrscht den Markt.“
Hedge-Fonds und Investment-Fonds die Eigentümer der Rating-Agenturen.
Sie unterscheiden sich nur in ihren unterschiedlichen Anlageinstrumenten und Hilfsmitteln, um ihr gemeinsames Ziel der Profitmaximierung zu erreichen.
Diese Unternehmensformen wurden aus Investmentbanken (mit denen man auch weiterhin gut zusammenarbeitet) und Private Equite Fonds (Heuschreckenmethode) gegründet.
Sie arbeiten mit sehr wenig Eigenkapital (Fremdfinanzierung) und entsprechend hohen Risiken.
Der eine entwickelte die Methode der „Leerverkäufe“ und der andere arbeitet mehr mit „strukturierten Finanzprodukten“ die man unter „Derivat-Geschäften“ kennt.
(Sogar Warren Buffett sagt: „Derivate sind finanzielle Massenvernichtungswaffen.“)
Besonders profitabel ist die Kombination dieser beiden Methoden, wo man nicht nur mit steigenden und fallenden Kursen und Preisen spekuliert, sondern auch mit skandalösen Zinswetten und Termingeschäften auf Rohstoffe und Lebensmittel setzt.
Diese Geschäfte werden auch nicht an den Börsen gehandelt, sondern laufen über Finanzoasen, wo Steuerflüchtlinge ihre Gelder parken.
Doch nicht nur das sie auch mit Staatsbankrott und Insolvenzen spekulieren, die sie selbst über ihre Ratingagenturen vorbereitet haben, betätigen sie sich auch auf den Feldern der Finanzierung von Firmenaufkäufen, Organisation von Börsengängen, Aufkauf und Weiterverkauf von Unternehmen und Staatsanleihen, Wahlkampffinanzierung und Kreditvergabe usw.
Sie bieten auch weitere Dienstleistungen über ihre Tochtergesellschaften im Bereich Risikomanagement, Marktanalysen, Finanzsoftware und Regierungsberatungen an.
Verbindungen und Zusammenarbeit:
Hier haben wir es insgesamt mit einer unvorstellbaren Verschachtelung und gegenseitigen Beteiligungen der Rating-Agenturen untereinander, sowie deren Besitzer den Hedges-Fonds und den Investmentfonds zutun, die wiederum an den Banken und Kapitalgesellschaften beteiligt sind und diese auch gleichzeitig ebenso umgekehrt.
Um unsere globale Wirtschafts- und Finanzwelt etwas besser zu verstehen, wie das Zusammenspiel der Machtinstitutionen funktioniert, welche Verbindungen und Abhängigkeiten bestehen und welche Folgen und Auswirkungen dieses beinhaltet, habe ich meinen Ausführungen auch eine bildliche Darstellung beigefügt. (s. Grafik Machtzentrum)
Hedge-Fonds sind ja nicht nur Haupteigentümer der Rating-Agenturen, sondern auch die häufigsten Eigentümer der großen Banken und Industriekonzerne, wie wir sie unter den 30 deutschen DAX-Konzernen finden. (z.B. Deutsche Bank und Allianz spielen auch in der 1. Liga mit)
Die Eigentümer der Rating-Agenturen sind gleichzeitig Miteigentümer der anderen Miteigentümer, die zu den größten Aktionären der 30 mächtigsten Unternehmen zählen, die im Börsenindex Dow Jones geführt werden.
Außerdem sind sie gleichzeitig an allen Investmentbanken und US-Unternehmen beteiligt, die zum Index der 500 wichtigsten Unternehmen gehören, die von der Rating-Agentur Standard & Poors selbst erstellt wird und somit die Grundlage für spekulative Transaktionen bildet.
Forscher der Technischen Hochschule Zürich haben aus 37 Millionen kapitalistischer Unternehmen nach Besitz- und Machtverhältnissen, die gegenwärtig wichtigsten 147 multinationalen Konzerne herausgefiltert und ausgewertet, die in den hier aufgeführten Unternehmensformen auch immer wieder auftauchen.
Sie beherrschen fast 50 Prozent des gesamten Weltmarktes und bilden somit den Kern der westlichen Kapitalmacht und beeinflussen auch die globale Finanzwirtschaft.
Staatlicher Schutz.
Die ungeheuere Macht der Rating-Agenturen entsteht aber nicht nur durch ihre kapitalkräftigen Eigentümer, sondern auch durch ihre Sonderstellung bei den Regierungen und gesetzgebenden Parlamenten, die ihnen die hoheitliche Aufgabe übertragen haben, das Kreditwesen zu regulieren.
Das wäre allerdings ungefähr so, als wenn man den Einbrecher beauftragen würde, aufs Haus aufzupassen.
Denn als geballte anonyme globale Kapitalmacht, entziehen sich die Rating-Agenturen dem Rechtsstaat und der demokratischen Gestaltung und Kontrolle, werden aber gleichzeitig vom Staat beschützt und unterstützt.
Obwohl sie keine offizielle Legitimität besitzen, erhalten sie staatliche Privilegien und besitzen den Status der Immunität und sind somit nahezu unangreifbar.
Somit sind sie von allen elementaren gesellschaftlichen Regeln ausgenommen und leben und agieren außerhalb geltenden Rechts und Moral und entrinnen daher der juristischen und rechtlichen Greifbarkeit, wobei sie ihren juristischen Sitz in der größten Finanzoase der Welt, im US-Bundesstaat Delaware/Wilmington eingerichtet haben.
Auch wenn sie im Nachhinein Fehler eingestehen müssen, streiten sie jegliche Haftung für ihr eigenes Handeln grundsätzlich ab.
Sogar die US-Börsenaufsicht (SEC) befreit die Rating-Agenturen von jeglicher Haftung und deckt ihre Handlungsweise, auch wenn nachweislich Betrug im Spiel ist.
Eingebunden in diesen sich gegenseitig unterstützenden Machtverflechtungen sind die Institutionen von Weltbank, IWF, US-Zentralbank (Fed), europäische und nationale Zentralbanken, Bank of International Settlements (BIS-Basel/Schweiz), Clearstream/Luxenburg (Tochtergesellschaft der Deutschen Börse AG., beschäftigt sich hauptsächlich mit Transaktionsabwicklungen), nationale Finanz- und Börsenaufsichten (SEC oder BaFin), die großen Privatmedien als mächtiger Beeinflussungsapparat und natürlich die Lobbyisten der Regierungen.
Mit von der Partie sind auch Versicherungskonzerne und die größten Wirtschaftsprüfungsunternehmen (Prince Waterhouse Coopers , KPMG, Ernst & Young, Deloitte) die bedeutendsten Wirtschafts- und Anwaltskanzleien und Unternehmensberater wie McKinsey und weitere Kreditversicherungsunternehmen, die sich untereinander beraten, prüfen und bewerten.
Natürlich besteht diese Zusammenarbeit nicht nur auf dem finanziellen Sektor, sondern genauso in der personellen Partnerschaft, im wechselseitigen Austausch zwischen Privatwirtschaft und Staatsdienst.
Man wechselt von der Rating-Agentur zur Bank, von der Bank zur Börsenaufsicht, vom Ministeramt in die Zentralbank, vom Hedgefonds zum Regierungsberater, vom Wirtschaftsprüfungsunternehmen zur RA., vom Konzernvorstand in den nächsten, oder in den Aufsichtsrat usw. usf.
Insgesamt haben wir es hier mit kriminellen Methoden zutun, denn die RA. verstoßen nicht nur gegen ihre eigenen Vorschriften, sondern auch gegen geltende Gesetze und demokratische Prinzipien.
Nachdem sie zusammen mit dem IWF in der so genannten 3. Welt den Probelauf erfolgreich durchgeführt haben (allein zwischen 1970 und 1985 haben sich die Schulden verzwölffacht) und die Entwicklungsländer in der lukrative Schuldenfalle gefangen sind, ist nun die EU als nächstes Opfer im Visier.
Somit machen sich die Rating-Agenturen schuldig: der Billigung von Betrug, Anlegertäuschung, Beihilfe zur Bilanzfälschung, Vorbereitung von Finanz- und Wirtschaftskrisen und Mithilfe bei Überschuldung und Enteignung und somit Beihilfe zur Volks- und Massenverarmung.
Der US-Ökonom und Nobelpreisträger Paul Krugmann bezeichnete die 3 RA. als „zutiefst korruptes System“, Starökonom Nouriel Roubini spricht von „korrupten RA.“ und der Leiter der Abteilung im EU-Amt für Betrugsbekämpfung Wolfgang Hetzer rechnet die Agenturen zur „Finanzmafia“, da brauche ich nun nichts mehr hinzufügen.
Zum Schluss möchte ich mich noch ganz besonders bei Werner Rügemer bedanken, der mir gestattete, Inhalte aus seinem Buch „Rating-Agenturen“ zu benutzen.
Dieses Buch kann ich nur jeden wärmstens empfählen, denn es liest sich wie ein unglaublicher aber spannender Politkrimi.
Hier erfährt man die genauen Hintergründe und Akteure der Finanz- und Wirtschaftskrisen bis ins Detail und was sich dort alles abspielt.
In den nächsten Wochen werde ich einen 2. Teil unter dem Titel „Deutschland und die EU-Krise“ einbringen.
Autor:Rolf Zydeck aus Bottrop |
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