Neueste Wolfsrisse in Kirchhellen
Von guten Zäunen, gefährlichem Leichtsinn ... und der Realität
Viele Weiden wurden aufgegeben, viele Weidetiere abgeschafft. Wölfe überwinden immer wieder den Herdenschutz und Nutztierbetriebe können den nicht förderfähigen laufenden Mehraufwand kaum dauerhaft stemmen. Da mutet es schon etwas arrogant an, wenn der Bottroper NABU Vorsitzende davon spricht, dass zwar viele gute Zäune gebaut worden seien, aber es noch zu viel "gefährlichen Leichtsinn" gebe. Die Förderung bezieht sich aber nur auf die Materialanschaffungskosten und sachwertliche Entschädigungen. Vielleicht kann man sich auch als Laie vorstellen, was allein der Aufbau, die Instandhaltung und Instandsetzung für etliche km Weidezäune bedeuten würde. Für viele nicht machbar.
Man könnte diesen nicht geförderten finanziellen Mehraufwand zum Schutz vor einem einzigen Wildtier auch einmal genauso plakativ in einem Zeitungsartikel darstellen wie das in dem Bericht hervorgehobenem NABU-Zitat. Möglicherweise schaut man sich auch mal in Tiergehegen und Zoos um, um zu berichten, wie "gute" (weil weder rein noch raus lassende - aber nebenbei wildundurchlässige) Schutzzäune aussehen. Die flächendeckende Umsetzung solcher Gehege-Zaunanlagen müsste ja dann eigentlich "nur" in den Naturschutzgebieten des Wolfsgebiets Schermbeck recht schnell und unbürokratisch erfolgen, um den "gefährlichen Leichtsinn" zu beenden. Sind die immer wieder überwundenen und der Förderrichtline entsprechenden Zäune im Wolfsgebiet und Pufferzonen nun gut oder böse?
Zur Wahrheit gehört, dass wenn alle Weide- und Nutztierhalter annähernd die Unterstützung erhielten, die zum Schutz vor Wolfsrudeln wirklich nötig ist bzw. wie es eine ideologische Naturschutzindustrie naiv-urbanen Tierliebhabern medial immer wieder suggerieren darf, müsste man auch erwähnen, dass wirklicher Schutz in einer so dicht besiedelten Kulturlandschaft gar nicht finanzierbar ist.
Wenn nämlich auch das LANUV Wolfsmonitoring professionell betrieben werden müsste und die Förderung den tatsächlichen laufenden Kosten nur annähernd entspräche, wären wir sehr schnell über dem, was unsere ehemalige Umweltministerin 2022 klar ausgesprochen hat: „Im schlimmsten Fall würde mich dieses einzelne Rudel elf Millionen Euro kosten, wenn man Herdenschutz auf allen Weiden und Pferdekoppeln im Wolfsgebiet umsetzen würde. Das ist mehr als ein Viertel des gesamten Naturschutzetats. Das ist dauerhaft nicht darstellbar.“ Deshalb lässt man das heute auch lieber wieder.
Angesichts der immensen Herausforderungen in sozialen, forst-und agrarwirtschaftlichen Bereichen wäre eine derartige Förderung für ein einziges Wildtier vielleicht sogar als "obszöner Luxus" des schlechten Öko-Gewissens einer realitätsfernen Wohlstandsgesellschaft zu bezeichnen. In der Realität beschränkt man sich daher in Deutschland nur auf Förderung von Material- und Anschaffungskosten, beschwichtigenden Aussagen zur Entnahme von Problemwölfen und Hofieren klagewütiger Verbände. Dabei floriert die Naturschutzberatungsindustrie mit medial erhobenem Zeigefinger - löst aber keine Probleme in den jeweiligen Naturräumen oder für die Betroffenen.
Der NABU fordert zudem ein besseres Wolfsmonitoring. Gefährlich und leichtsinnig ist vielleicht aber nur der Umgang mit öffentlichen Geldern. Vielleicht benötigen wir auch nur ein besseres Wolfs- und Finanzmanagement. Der Wolf ist nicht vom Aussterben bedroht und bedarf eines normalen Schutzstatus. Der günstige Erhaltungszustand wird aber politisch gewollt auf Bundesebene nicht festgestellt. Auf EU-Ebene bewegt sich außer warmer Worte nichts. Immerhin versuchen manche Bundesländer, ihren derzeitigen rechtlichen Handlungsspielraum auszuschöpfen - immer wieder ausgebremst von Kleinstverbandsklagen. Den günstigen Erhaltungszustand sieht der NABU erst erreicht, wenn alle Reviere besetzt sind - und nicht wenn die absolute Zahl an Tieren in ganz Deutschland erreicht ist. Wir sollen also weiterhin Gelder für unzureichenden Wolfsschutz und ungebremst wachsende Wolfsbestände in ganz Deutschland aufbringen: dort wo der Wolf auftaucht, geht der Zirkus immer wieder von vorne los. Begleitet immer wieder von den gleichen, aber widerlegten Aussagen zum Jagdverhalten, verstörenden Bildern und verzweifelten Weidetierhaltern.
Ich kann nur hoffen, dass die Politik diesem Wahnsinn zeitnah ein Ende setzt. Denn es sollte nicht gewartet werden, bis alle (auch noch so ungeeigneten) Lebensräume von Wölfen besetzt sind. Es muss vielmehr dafür gesorgt werden, dass nur geeignete Reviere dauerhaft besetzt bleiben, um dort die Förderung als auch den Schutz dieses faszinierenden Wildtieres zielgerichtet konzentrieren zu können. Dabei darf Bestandsregulierung auch kein Tabu sein. Funktioniert bei anderen Wildtieren und in anderen Ländern übrigens auch. Denn der wald- als auch wildbiologische Nutzen von Wölfen in Deutschland steht sonst in absolut keinem Verhältnis mehr.
Autor:Nic Busch aus Bottrop |
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