Tiefbauamt Bottrop: Gegen den Strom
Was tun, wenn es regnet? Angesichts der sintflutartigen Niederschläge der letzten Monate, die in einigen Stadtteilen für Überschwemmungen gesorgt haben, sucht die Stadt Bottrop nach Lösungen. Das Tiefbauamt sieht aber auch die Hausbesitzer in der Pflicht.
Auf der Straße läuft es, im Keller tropft es, und in den Kübeln ertrinken die Pflanzen: Regenwasser im wortwörtlichen Überfluss bringt bei vielen Bottropern das Fass zum Überlaufen. Schnell hagelt es nach dem Schauer Kritik an die Stadt. "Wir werden von den Bürgern oft kritisch gefragt, ob wir die Kanalisation denn nicht mal eben ausbauen könnten, dann wäre doch alles gelöst", berichtet der Leiter des städtischen Fachbereiches Tiefbau und Stadterneuerung, Heribert Wilken. Sein Lächeln wirkt etwas gequält: "Leider ist das nicht so einfach." Denn auch wenn die Idee, einfach möglichst riesige Abwasserrohre zu verlegen, auf den ersten Blick naheliegend erscheine, müsse die Kanalisation ja nicht nur bei Starkregen verlässlich funktionieren. "Mache ich den Durchmesser zu groß, und es fließt nur wenig Wasser durch das System, wird Unrat nicht zuverlässig abtransportiert", erläutert Wilken.
Das bedeutet aber nicht, dass das Tiefbauamt nur achselzuckend daneben stünde, wenn in Bottrop "Land unter" ist. "Wir konzentrieren uns zunächst auf die Brennpunkte", so Wilken. Als besondere Problemstellen nannte er die Bereiche Vossundern, Fernewaldstraße, Gerberstraße und ein Teilstück des Alten Postweges in Grafenwald, sowie die Holtfortstraße in Eigen. "Kurzfristig können wir zwar Abflüsse reinigen, Abläufe von Bewuchs freischneiden oder Engpässe beheben", betont der Leiter des Tiefbauamtes.
Umbauten erforderlich
Mittel- und langfristig seien aber umfangreichere Eingriffe erforderlich, zumal die Ursachen für Überschwemmungen nicht überall gleich seien. Am Alten Postweg und am Vossundern funktioniere die Entwässerung von Äckern und Waldstücken nicht mehr richtig, so dass hier Landwirte und der Regionalverband mit ins Boot geholt werden müssten. An der Fernewaldstraße und an der Holtfortstraße hingegen könnten die umbauten Bachläufe starkes Wasseraufkommen nicht schnell genug ableiten, so dass hier Wasserrückhalteflächen geschaffen werden sollen. Und an der Gerberstraße bildet das den Hang hinabfließende Nass in einem Wendehammer schnell einen Regenteich, der sich von dort aus in die Kellerfenster der Anwohner ergießt. Diesem Problem könne man nur mit einem neuen Abwasserkanal begegnen, so Wilken.
Jede aber noch so gut ausgebaute Kanalisation geriete aber an ihre Grenzen, wenn es wie am 30. Mai zu sturzbachartigen Regenfällen käme. "An diesem Tag fiel in Grafenwald ein Viertel der sonst üblichen Jahresmenge", betont der Fachbereichsleiter.
Bürger in der Pflicht
Daher sei auch die Eigenverantwortung der Bürger gefragt. "Nicht nur die Stadt ist in der Pflicht, sondern auch die Bürger." Wilken wies noch einmal darauf hin, dass sich Hausbesitzer mit einer Rückstausicherung wappnen müssten, sonst sähe es auch mit der Versicherung schlecht aus. Ohne eine Rückstauklappe wird das Stauwasser aus der Kanalisation wieder zurück ins Haus gedrückt. "Die Sicherung muss jedes halbe Jahr gewartet werden, sonst kann man den Versicherungsschutz verlieren", stellt Wilken klar. Bei Gebäuden mit hochliegenden Kellerfenstern sollten die Eigentümer auch über bauliche Barrieren nachdenken. Hilfe und
Anregung gebe es bei der Stadt: "Wir stellen Broschüren zur Verfügung und leisten Beratungsangebote", so Wilken. Ohnehin sei die Kommunikation mit Bürgern für das Tiefbauamt sehr wichtig. "Wenn möglich, sprechen wir die Planung mit den Anwohnern ab", erklärt der Fachbereichsleiter. In vielen Fällen können die Bürger durch eigene Maßnahmen nicht nur das Abwasseraufkommen verringern, sondern auch bares Geld sparen: Wer Flächen entsiegele, etwa durch Rasenbausteine auf Parkplätzen oder durch Dachgärten auf Garagen und Anbauten, spare letztendlich auch Schmutzwasserkosten.
Autor:Oliver Borgwardt aus Dorsten |
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