Stadt wirbt um Ausbildungsstellen
„Der Ausbildungsmarkt steht in Bottrop vor großen Herausforderungen“, sagt Bernd Tischler. Der Oberbürgermeister hat das Thema daher zur Chefsache erklärt und will mit der Unterstützung verschiedener Partner die Betriebe ermuntern, mehr Lehrstellen zur Verfügung zu stellen.
Das Ende des Bergbaus im Jahr 2018 wirft seine Schatten voraus, denn schon im nächsten Jahr werden die rund 100 Ausbildungsplätze der RAG nicht mehr zur Verfügung stehen. „Das ist besonders schmerzlich für uns und die ganze Region“, so Tischler. Denn der Bergbau hat nicht nur einen guten Ruf, was die Qualität der Ausbildung betrifft, er hat auch immer über den eigenen Bedarf hinaus ausgebildet, so dass viele Unternehmen qualifizierte Fachkräfte übernehmen konnten.
Das zweite Stichwort, das nicht nur in der Verwaltung für Sorgenfalten sorgt, heißt „Demografischer Wandel“. Ab dem Jahr 2020 gehen die sogenannten Babyboomer, also die geburtenstarken Jahrgänge, in Rente. „2030 wird sich die Zahl der 65-Jährigen in Bottrop verdoppelt haben“, macht der Oberbürgermeister deutlich. Außerdem gibt es in den letzten Jahren immer mehr Schulabgänger, die ein Studium statt einer Lehre anstreben.
Vor diesem Hintergrund hatte Oberbürgermeister Bernd Tischler die wesentlichen Akteure am Ausbildungsmarkt (IHK, HWK und Kreishandwerkerschaft, DBG, Agentur für Arbeit und Jobcenter) unlängst eingeladen, um die Situation vor Ort zu diskutieren. Beim Treffen wurde die Idee entwickelt, sich mit einem gemeinsamen Appell an die Betriebe zu richten, jungen Menschen eine Chance auf Ausbildung zu geben.
„Die Vorbereitung auf die Berufswelt ist ein Problem“, sagt Hans Rath, Präsident der Handwerkskammer in Münster. Er wirbt darum, dass sich Jugendliche für eine Auslbidung entscheiden: „Fachleute werden bald mehr gefragt sein als jemals. Der Akademikerwahn ist übertrieben.“
Zwar liege die Zahl der Ausbildungsplätze in Bottrop über dem Durchschnitt, erklärt Christoph Pieper von der IHK in Gelsenkirchen. „Aber wir können trotzdem nicht zufrieden sein, denn auch in dieser Stadt wird zu wenig ausgebildet.“ Ein Grund dafür sei das Verschwinden der Industrie.
„Der demografische Wandel wird die Herausforderung der nächsten Jahre werden“, warnt Pieper, „ich fürchte, dass das in den Köpfen noch immer nicht angekommen ist.“ Spätestens im Jahr 2030 werde es einen Fachkräftemangel geben. „Ausbildung ist dagegen die beste Versicherung“, wirbt er bei den Firmen um die Bereitschaft, Lehrlinge einzustellen.
Um bei den Betrieben in Bottrop die Aufmerksamkeit auf das Thema zu richten und um Ausbildungsplätze zu werben, haben jetzt Oberbürgermeister Bernd Tischler, Hans Rath und Christoph Pieper gemeinsam ein Schreiben unterzeichnet, das in diesen Tagen an 330 Bottroper Firmen geschickt wird.
„Gerade vor dem Hintergrund der zukünftig spürbar fehlenden Ausbildungsstellen im Steinkohlebergbau ist es umso wichtiger, vor Ort gute und solide Ausbildung in zukunftsfähigen Betrieben anzubieten“, heißt es in dem Brief. „Nur so sichern wir eine hinreichende Fachkräfteversorgung vor Ort.“ Die Adressaten werden in dem Schreiben gebeten, sich im Jahr 2015 mit einem qualifizierten Ausbildungsangebot zu engagieren und einen Platz in ihrem Betrieb anzubieten.
Autor:Judith Schmitz aus Bottrop |
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