Schulentwicklungsplan: "Noch ist nichts entschieden"
Gut 300 Bürgerinnen und Bürger waren zur Informationsveranstaltung gekommen, zu der die Bottroper Verwaltung in die Janusz-Korczak-Gesamtschule geladen hatte. Dort folgten sie gespannt den Ausführungen des Schuldezernenten Paul Ketzer zum Schulentwicklungsplan. Die Erkenntnis des Abends: Es gibt noch viele Baustellen auf dem Weg zur zukünftigen Bottroper Schullandschaft.
Schon während seiner Präsentation sah sich Ketzer mit einigen Fragen aus dem Plenum konfrontiert. Besonders die kurz- bis mittelfristig angedachten Schließungen von Grundschulstandorten oder die Einführung einer Sekundarschule in Kirchhellen wurden von den Besuchern kritisch hinterfragt. Aber auch die Zukunft der Real- und Förderschulen lag den versammelten Bürgern am Herzen.
"Die Wege werden länger"
Grundschulschließungen werden unvermeidbar sein, so Schuldezernent Paul Ketzer. Das Prinzip "Kurze Beine - kurze Wege" kann in einigen Stadtgebieten nicht aufrecht erhalten bleiben. Die Ursache hierfür sieht er in der demografischen Gesamtentwicklung. Dies hatte auch die Projektgruppe "Bildung und Region" festgestellt, die im Auftrag der Verwaltung den Entwurf eines Schulentwicklungsplanes erstellt hatte. Das die bisher bekannten Anmeldezahlen der einzelnen Schulen allerdings in vielen Fällen schon mittlere bis starke Abweichungen zu den prognostizierten Zahlen haben konnte Ketzer mit Hilfe des Fachbereichsleiters "Jugend und Schule", Karl Trimborn, bestätigen. Welche Schlüsse daraus gezogen werden müssten ließ er allerdings offen. Um den Anforderungen des Schulgesetzes gerecht zu werden wird es in drei Fällen zu sogenannten Koordinierungsrunden kommen. Hier wird die örtliche Schulaufsicht mit den Leitungen der betroffenen Grundschulen und der Schulverwaltung nach Möglichkeiten zur zukünftigen Klassenbildung suchen. Elternvertreter sind hierzu ausdrücklich nicht eingeladen worden. Ketzer sagte allerdings "absolut ergebnisoffene Gespräche" zu. Betroffen hiervon sind die Grundschule Vonderort und die Fichteschule, die Paul- und die Rheinbabenschule sowie in Kirchhellen die Matthias-Claudius-Schule, Johannesschule und Gregorschule.
Die Eltern entscheiden
Viel Aufklärungsarbeit ist immer noch in Bezug auf die Sekundarschule zu leisten. Zumindest in Kirchhellen scheint der überwiegende Elternwille vorhanden zu sein, eine solche Schulform einzuführen. Vorab sind allerdings umfangreiche Voruntersuchungen und -befragungen vorzunehmen. Ketzer versicherte, dass niemand im Unklaren über die konzeptionelle Ausrichtung einer möglichen Sekundarschule gelassen werde. Die Einführung dieser vierten Schulform neben den bestehenden Regelschulen sieht er allerdings erst für Sommer 2014 als realistisch an. Zudem ist der Schuldezernent persönlich davon überzeugt, dass man im gesamten Stadtgebiet eine Umwandlung der Haupt- und Realschulen in Sekundarschulen vornehmen müsste. Allerdings bestehe einfach nicht das Elterninteresse sondern es werde leidenschaftlich für den Erhalt bestehender Realschulen gekämpft. Hier verwies Ketzer auf die Unterschriftensammlungen der Marie-Curie-Realschule und vor allem der August-Everding-Realschule.
Bustransfer statt wohnortnaher Förderung?
Die Zukunft der drei Förderschulen in Bottrop ist eng verknüpft mit dem Thema Inklusion. Ab dem Schuljahr 2014/15 sollen Eltern förderbedürftiger Kinder das Wahlrecht haben, ihr Kind an einer Förderschule unterrichten oder im gemeinsamen Unterricht in einer Regelschule teilnehmen zu lassen. In Verbindung mit den neuen Vorgaben zur Mindestgröße einer Förderschule könnten diese schnell daran scheitern. Erreichen die Schulen nicht die geforderte Schülerzahl so müssen diese in Einrichtungen benachbarter Städte und Gemeinden unterkommen. "Ein Irrsinn", so Ketzer.
Gymnasien gut aufgestellt, Realschulen mit Verlusten
Keine Sorgen, so der Erste Beigeordnete, muss man sich um die Bottroper Gymnasien machen. Bei einer Überleitungsquote von circa 40% ist die Nachfrage gleichbleibend hoch. "Wir haben hier einfach keinen Bedarf etwas zu ändern." Anders sieht das bei den Realschulen aus. Besonders die benachbarten Gustav-Heinemann-Realschule und die Marie-Curie-Realschule weisen recht unterschiedlichen Zulauf aus. Während die Gustav-Heinemann-Realschule mit deutlich zurückgegangenen Anmeldezahlen zu kämpfen hat kann die Marie-Curie-Realschule wohl aufgrund der Einrichtung des Gebundenen Ganztags von einem konstanten Zulauf profitieren. Die Verwaltung schlägt hier eine rechtliche Zusammenfassung der beiden Schulen vor.
Ratsbeschluss im März nicht sicher
Auf die Frage aus dem Plenum, wann denn die Eltern Sicherheit darüber hätten, auf welche Schule ihre Kinder zukünftig gehen können, hatte Ketzer keine Antwort. Zu viele Fragen sind noch offen, zu viele Gespräche sind noch zu führen. Die ursprünglich für die Ratssitzung im März vorgesehene Verabschiedung eines neuen Schulentwicklungsplanes für Bottrop hält der Schuldezernent für fraglich. "Auf jeden Fall aber im 1. Halbjahr 2013." Bis dahin können alle Betroffenen im Rahmen des Beteiligungsverfahrens Stellung zu den Vorschlägen der Verwaltung nehmen. Ketzer bot allen Bürgern an, sich mit allen Fragen direkt an die Verwaltung zu wenden. Und schließlich wurde er nicht müde zu versichern: "Alles ist offen, es ist noch nichts entschieden."
Autor:Markus Gorsky aus Bottrop |
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