Kundgebung gegen Grauen Wölfe
Es waren nur fünfundzwanzig Leute, wir hatten wenige Transparente und einige Interessierte haben unsere Mahnwache nicht mal gefunden. Trotzdem war die Aktion vom Samstag gegen die rechtsextremen “Grauen Wölfe” ein voller Erfolg. Jahrelang konnten diese mitten in Deutschland vollkommen unwidersprochen Veranstaltungshallen mit bis zu fast 7000 Teilnehmern anmieten. Zum Vergleich: wenn sich alle Mitglieder der rechten Parteien NPD, ProDeutschland und “Die Freiheit” gemeinsam in einer Halle versammeln würden, wären das dennoch weniger Personen.
Trotzdem hat es über all die Jahre niemals vor Ort eine Gegendemonstration gegeben. Weder in Oberhausen 2007, noch in Essen 2009 oder 2011. Den ersten Widerstand überhaupt gab es aus Essen, wo der Rat nach der Veranstaltung von 2011 beschlossen hat, den türkischen Rechtsextremisten die Gruga-Halle nicht mehr zur Verfügung zu stellen.
Den Demonstranten vom Samstag ist aber etwas gelungen, was zuvor noch niemals in Deutschland funktioniert hat: den Grauen Wölfen bei einem ihrer eigenen Deutschland-Treffen zu zeigen, dass sie auch bei der deutschen Zivilgesellschaft unerwünscht sind. Die Teilnehmer der Mahnwache waren bunt gemischt. Es gab ein paar türkischstämmige linke Politiker, ein paar Kurden und Aleviten, aber diese waren eben nicht die Mehrheit! Deutlich mehr Personen waren “Bio-Deutsche” – angefangen von Mitgliedern von SPD, CDU, Grünen, der Linkspartei und den Piraten, bis hin zu parteipolitisch vollkommen ungebundenen Teilnehmern aus Oberhausen und Umgebung.
Damit haben wir das erste mal überhaupt bewiesen, dass Gegenaktionen möglich sind! Wir haben uns von den massiven Drohungen im Vorfeld nicht einschüchtern lassen! Und wir haben das erste mal bewiesen, dass der Konflikt mit den rechtsextremen, von der Überlegenheit des “türkischen Blutes” und einem türkischen Großreich “Turan” schwafelnden Grauen Wölfen nicht mehr länger als eine rein innertürkische Angelegenheit wahrgenommen wird, sondern als etwas, was die deutsche Gesellschaft gemeinsam bekämpfen muss. Gestern gab es Zivilcourage im besten Sinne des Wortes!
Genau das musste geschehen, denn eine multiethnische und tolerante Gesellschaft kann nur dann funktionieren, wenn die Intoleranz zugleich massiv bekämpft wird! Dabei muss es vollkommen egal sein, von wem diese Intoleranz gerade ausgeht. Türkischstämmige Rechtsextreme sind nicht ein bisschen weniger ungefährlicher, als deutschstämmige Rechtsextreme. Das erkannt, und das erste Mal überhaupt vor Ort dementsprechend gehandelt zu haben, ist die große Leistung der Teilnehmer der gestrigen Mahnwache. Ich bin überzeugt, dass die Arena in Oberhausen nie wieder an die Grauen Wölfe für deren angebliches “kulturelles Event” (Zitat des Pressesprechers der Königs-Pilsener-Arena) vermietet werden wird. Ich bin ebenfalls überzeugt, dass es schon sehr bald nicht mehr bei ein paar Dutzend Gegendemonstranten bleiben wird, sondern dass wir in Zukunft Gegenveranstaltungen mit hunderten und tausenden von Leuten auf die Beine gestellt bekommen werden. Der Anfang ist gemacht!
Sahin Aydin
Redebeitrag von Mustafa Arslan,
Liebe Mitbürgerinnen und Bürger,
wir haben uns heute hier versammelt um gegen die Versammlung der „Türkischen Faschisten“, die sich harmlos als „Idealisten“ bezeichnen, zu protestieren.
Veranstalter ist die ADÜTF (Föderation der türkisch-demokratischen Idealistenvereine in Europa) –Türk Federasyonu.
Hierbei handelt es sich um die Auslandsorganisation der türkischen Faschisten der MHP und ihrer Grauen Wölfe. Ihre Ideologie ist geprägt von einer antidemokratischen und faschistoiden Grundhaltung. Im Zentrum ihrer Ideologie steht die Propaganda gegen Linke, Juden, Armenien, Sozialisten und Kommunisten und alle Nicht-Türken.
Die türkischen Faschisten werden von Seiten der deutschen offiziellen Behörden jedoch geradezu hofiert und verharmlost.
Wir sind heute hier, um zu betonen, dass es sich bei der in der „Königs-Pilsener-Arena“ stattfindenden Versammlung nicht um die Kundgabe von Meinung handelt, sondern um Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Denn, der Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen.
Wir müssen uns die Mühe machen und verstehen, welche gesellschaftlichen Faktoren den Faschismus hervorbringen, welche Kräfte ihn unterstützen und welche Rolle er in der Geschichte spielte-heute spielt- und in Zukunft spielen wird.
In den 70`er und 80`er Jahren wurden Hunderte von Menschen in der Türkei durch die Grauen Wölfe auf offener Straße hingerichtet. Und alles unter Aufsicht des türkischen Staates.
Es liegt in der Natur des Kapitals, in Zeiten der Krisen rassistisch-faschistische Angriffe aufzuhetzen und faschistische Banden auf die Straße zu treiben. Schauen wir uns Europa an. Europa ist zum Zentrum für faschistisches Gedankengut geworden. Seien es die Goldene Morgenröte in Griechenland oder NPD in Deutschland.
Die Unzufriedenheit mit den herrschenden Verhältnissen hat sich angestaut. Und genau jetzt braucht das System die krankhafte Ideologie des Faschismus. Also ist der Faschismus nicht nur ein Phänomen, sondern ein Produkt der kapitalistischen Krisen.
In diesem Sinne, „wer nicht aus der Geschichte lernt, ist verdammt, sie zu wiederholen“. Und wie Erich Fried einst sagte: Wer nichts ist als Antifaschist, ist kein Antifaschist.“
Verbot aller faschistischen Organisationen
Mustafa Arslan, BIR-KAR Essen
Fotos: Sahin Aydin
Autor:Aydin Sahin aus Bottrop | |
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