Lehren aus der Coronakrise
KRANKES GESUNDHEITS- UND WIRTSCHAFTSSYSTEM
Ein weltweit bösartiger Coronavirus offenbart die Unfähigkeit, Ignoranz und den Egoismus des globalen Kapitalismus. Auch unsere verantwortlichen Politiker haben natürlich viel zu spät und unzureichend gehandelt und auch bis heute ist weder in der EU noch im eigenen Land ein einheitliches Handeln zu sehen.
Auch in unserem viel gepriesenen reichen Land, haben wir es mit gravierenden Unzulänglichkeiten und einer unübersehbaren Mangelwirtschaft zutun.
Die Ursache der Problematik, nicht nur im Gesundheitswesen, ist die Privatisierung der gesamten staatlichen Daseinsfürsorge, die eigentlich die soziale Grundlage für eine umfassende Versorgung der Bevölkerung garantieren soll.
Dies wird jetzt besonders deutlich bei fehlende Schutzanzüge, Mundschutz, Gummihandschuhe, Sauerstoffmasken, Analyselabors, Betten und natürlich Personal.
Die gleichen Personen die noch vor kurzen von Überversorgung sprachen und Krankenhäuser und Betten abbauen wollten, sind die gleichen die jetzt nach Hilfe schreien, denn ihre gekauften Gutachten dienten nur zur Kosteneinsparung und Gewinnsteigerung.
Hinzu kommt noch die umfassende Globalisierung bei der Produktion von wichtigen Arzneimitteln und Schutzausrüstungen, die aus Ersparnisgründen in entfernten Billiglohnländern hergestellt werden.
Hier gilt überall das Motto „Profit vor Gesundheit“ und bei einem Jahresumsatz im Gesundheitswesen von weit über 400 Mrd. Euro mit jährlichen Steigerungsraten, will da natürlich jeder mit dran verdienen.
Unterbesetzung:
Es ist einfach eine skandalöse Tatsache, dass wir seit Jahrzehnten in den Krankenhäusern, den Pflegeeinrichtungen und der Altenbetreuung völlig unterbesetzt sind und eine permanente Unterbezahlung vorherrscht. Unter diesen untragbaren Zuständen haben auch fast 250.000 Beschäftigte diese undankbaren Bereiche verlassen.
Genauso unsolidarisch ist es, als Lückenfüller billiges ausländisches Personal gezielt anzuwerben, das dann in den anderen Ländern fehlt, nur um eine ordentliche Bezahlung zu umgehen. Ebenso sieht es ja bei den jetzt fehlenden Saisonarbeitern aus den Ostländern aus, die jetzt zwar teilweise einreisen dürfen, aber wie moderne Sklaven behandelt werden.
Trotzdem werden wahrscheinlich Teile der Ernten nicht eingeholt werden können und sich auch auf einigen Gebieten Versorgungsengpässe abzeichnen.
Da reicht es nicht, den verbliebenen Helden im Gesundheitswesen und an den Lebensmittelkassen zu applaudieren, denn sie leisten unter diesen erschwerten Bedingungen unmenschliches, was man gar nicht hoch genug einschätzen kann.
Diese gnadenlose Ausbeutung muss ein Ende haben und die Gehälter sind mindestens um die Hälfte herauf zu setzen, denn im persönlichen Ernstfall will ja jeder von uns auch optimal versorgt werden, denn Gesundheit ist keine Ware sondern ein Menschenrecht.
Hilfen und Missbrauch:
Doch von Anfang an hätte man viel konsequenter vorgehen müssen und immer noch wird bei uns viel zu wenig getestet, obwohl die Fachleute und die Erfahrungen immer wieder gesagt haben, Testen auf Corona ist die beste Vorsorge um den Ansteckungskreis zu durchbrechen. Auch heute gibt es noch enorme bürokratische Hindernisse um einen Infektionstest machen zu lassen und wenn man dann Pech hat, muss man auch noch 8 Tage auf das Ergebnis warten. Das es in anderen Ländern noch viel schlimmer aussieht, ist für die Betroffenen allerdings kein großer Trost.
Hier zeigt die profitorientierte Marktwirtschaft ihre ganzen Schwachstellen und ihr wahres Gesicht, denn ihr Ziel lautet, mit den geringsten Aufwand den größtmöglichen Gewinn zu erzielen.
Da gibt es auch keine Hemmungen oder Anstand, wenn die eigene Kasse mal nicht mehr stimmt. Da wird dann der gute Vater-Staat mit unseren Steuergeldern fleißig angezapft, wie auch damals 2008 bei der Finanzkrise, als die Banken unter den europäischen und staatlichen Rettungsschirmen schlüpften.
Das der Mittelstand die Kleinbetriebe und die Kulturschaffenden bei dieser unvorhersehbaren Coronakrise dringend Hilfe benötigen, ist natürlich klar.
Das sich aber Kaufhäuser, Großbetriebe, Konzerne und auch Immobilienhaie direkt an den Futtertrog drängeln und sich unberechtigt am Volkseigentum bereichern, ist nicht der Sinn der Sache.
Natürlich gibt es in solchen Krisensituation zusätzlich genügend unmoralische Profiteure und Geschäftemacher, die die Not ihrer Mitmenschen eiskalt ausnutzen.
Hier wird dem Missbrauch leider wieder Tür und Tor geöffnet und ein Karikaturist hat das so treffend auf den Punkt gebracht als er sagte: „Der Impfstoff für die Wirtschaft ist schon da.“
Die Unternehmer haben natürlich große Freude, denn sie erhalten nun unbegrenzte Kredite, Steuerstundungen wenn sie überhaupt welche zahlen, Aufschub der Sozialabgaben, Liquiditätshilfen, unbürokratisches Kurzarbeitergeld und sonstige Unterstützungen.
Diese Gelegenheit wird dann auch gleich dazu genutzt, um Arbeitnehmerrechte abzubauen und neue Arbeitsverträge mit schlechteren Konditionen unter die Beschäftigten zu bringen.
Es geht sogar soweit, dass die Unternehmer bei Kurzarbeit auch die Sozialversicherungsbeiträge der Arbeitnehmer erstattet bekommen, was ihnen gar nicht zusteht und die Gewerkschaften schon Protest eingelegt haben.
Unterstützungen:
Da wäre es doch nichts weiter als Recht, wenn die Unternehmer erst einmal ihre betriebliche Finanzwelt einsetzen würden, indem sie ihre Rücklagen, Rückstellungen, Pensionsvergütungen der Vorstände die in den Bilanzen eine beträchtliche Summe ausmachen, erst einmal aufbrauchen, oder ihre Investoren zur Kasse bitten. In neuester Zeit gibt es ja schon wieder interessante Prognosen, dass sich die Lage entspannt.
Die IHK spricht sogar davon, dass die Wirtschaft wieder gestärkt aus der Coronakrise hervorgeht und andere meinen, dass die Verluste im nächsten Jahr schnell wieder wettgemacht werden.
Vorher war für die Lösung sozialer Probleme nie genügend Geld vorhanden, doch jetzt werden plötzlich problemlos die Kassen geöffnet und die Regierung schmeißt den Unternehmern hunderte von Milliarden in den Rachen, obwohl sie den Staat jährlich durch Steuerhinterziehung um 400 Mrd. betrügen.
Da werden im ersten Schritt, wo sich 321.000 Firmen und Betriebe angemeldet haben, insgesamt 756 Mrd. Euro bereitgestellt und auch NRW wird zusätzlich 25 Mrd. als Hilfsmittel zur Verfügung stellen.
Auch die EZB lässt sich nicht lumpen um die maroden EU-Länder und Banken zu retten und kauft im Rahmen eines Notkaufprogramms Staats- und Unternehmens-Anleihen in Höhe von 750 Milliarden auf, außer den sowieso monatlichen 30 Mrd. Euro, womit sie bereits seit Jahren europäische Banken und Staatsanleihen aufkaufen.
Da fragt man sich doch, warum nicht auch gleich die überschuldeten Kommunen mit ihren 77 Mrd. Altschulden auch gleichzeitig mit einem Abwasch befreit werden, was bei der jetzt investierten Summe doch gar kein Problem wäre und kaum auffällt.
Denn die Städte sind in erster Linien die Betroffenen und müssen die Kosten und Probleme, ob bei Flüchtlinge oder Coronageschädigte auffangen.
Wirklich
sind im Grunde genommen nur die arbeitenden Menschen, die den Reichtum und die Werte unseres Landes schaffen und nicht Konzerne und Banken die Menschen und Natur rücksichtslos ausbeuten.
Etwas Neues:
Wie unsere demokratische freie soziale Marktwirtschaft im realen Kapitalismus funktioniert, sehen und spüren wir jetzt hautnah.
Eigentlich zeigt dieses marode Ausbeutungssystem, dass es unfähig, überflüssig und somit überlebt ist.
Und wenn wir sowieso in allen Krisensituationen wie auch bei sozialen Problemen einspringen müssen, dann sollte uns der ganze Laden auch gehören und wir können in guten Zeiten die Staatskassen wieder mit den Gewinnen auffüllen.
Man kann es auch noch etwas anders ausdrücken, denn jeder der andere für sich arbeiten lässt, ohne den Gewinn gleichmäßig und gerecht unter den Beschäftigten aufzuteilen, ist ein Ausbeuter oder Parasit. Denn alle Werte und Waren sind von der arbeitenden Bevölkerung geschaffen und können damit auch niemanden anders gehören.
Somit entstehen für Unternehmen und Konzerne auch keinerlei Kosten, sondern nur Profit die sie sich unrechtmäßig aneignen.
Denn aus unseren erarbeiteten Gewinnen bezahlen sie Steuern, Investitionen, Zinsen, Sozialabgaben, unsere Löhne, Dividenden und die enormen Gehälter der Vorstände und Aufsichtsräte.
Nur die mit unserer Arbeitskraft erwirtschafteten Gewinne sind es, die das gesamte Leben in unserem Lande gewährleisten und wo sich auch die Politiker an unseren Steuergeldern reichlich bedienen.
Das was wir hier global erleben, ist die Enteignung von Volkseigentum, was sich auch in den Zahlen widerspiegelt, dass die reichen 10 % über 90 % des weltweiten Vermögens verfügen.
Und um diese ungerechten Zustände zu ändern, bietet die Coronakrise eigentlich auch eine gute Gelegenheit.
Da brauchen wir auch keine sonderbaren Verschwörungstheorien, sondern nur einen Blick auf die vorhandene Wirklichkeit zu werfen.
Wobei den verrückten Machthabern die weltweit das Sagen haben, wirklich alles zutrauen ist und ABC-Waffen sind ja auch keine unbekannten Kampfmittel.
Zahlen und Fakten:
Auch wenn sich das im ersten Augenblick vielleicht etwas hartherzig anhört, aber bei den Bilanzen der Todesfälle durch Corona, sollte man vielleicht auch einmal die sonstigen Verstorbenen gegenüberstellen, von denen sonst nicht groß gesprochen wird.
Es ist einem wahrscheinlich gar nicht so bewusst, aber jedes Jahr sterben in Deutschland durchschnittlich 890.000 Menschen.
An der normalen Grippe sind im Jahre 2019 bereits 7.000 Leute verstorben.
Doch das ist noch gar nichts, alleine durch Krankenhauskeime haben im letzten Jahr rund 20.000 Menschen ihr Leben verloren.
Von den ganzen tausenden Verkehrstoten und das heute immer noch weltweit 4.000 Menschen jährlich an Tuberkulose versterben ganz zu schweigen.
Momentan haben wir in Deutschland bei 85.500 Infizierten 1.160 Menschenleben zu beklagen.
Weltweit sieht die Tendenz allerdings viel schlimmer aus, denn da haben wir bei 1,2 Mio. Krankheitsfällen über 60.000 Tote zu verzeichnen, deren Zahl täglich weiter ansteigen wird.
Da zum überwiegenden Teil nur ältere und kranke Menschen betroffen sind, wären davon wahrscheinlich auch viele ohne Corona verstorben.
Nachdenken:
Jedenfalls ist es die allerbeste Gelegenheit für die Mächtigen und Verantwortlichen, von allen anderen Problemen in unserem Lande und der Welt abzulenken. Vor einigen Wochen gab es noch den Rechtsradikalismus mit Terroranschlägen und die verheerende Situation der Flüchtlinge in Griechenland und die Kriege in den arabischen Ländern.
Und gerade um das wichtigste und dringendste Thema, den Klimanotstand braucht man sich derzeit nicht groß zu kümmern, obwohl es hier um eine globale Bedrohung und den Untergang der gesamten Menschheit geht.
Da scheint das Coronavirus nur das kleinere Übel zu sein, denn im Vergleich dazu, dreht sich die negative Klimaspirale unaufhaltsam in Richtung Existenzbedrohung.
Was wir also dringend brauchen, ist ein völlig neues zielgerichtetes Denken oder Umdenken mit möglichen Alternativen für einen wirksamen Klimaschutz und für eine gerechte und soziale Arbeitswelt und menschenwürdige Lebensbedingungen.
Vielleicht nutzen wir diese außergewöhnliche Phase einmal dazu, um über alles ausführlich und in Ruhe nachzudenken und sich zu besinnen, was wirklich wichtig ist in unserem Leben.
Uns bleibt wenig Zeit die richtigen Lehren daraus zu ziehen, denn Dummheit, Unwissenheit und Vieren kennen eben keine Grenzen und die Wahrheit auszusprechen war schon immer eine unangenehme Sache.
Bleiben Sie gesund.
Autor:Rolf Zydeck aus Bottrop |
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