Kompromiss mit Ach und Krach
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- Vertreter der KAB waren zur Ratssitzung erschienen und hängten als Zeichen des Protestes Fahnen vom Besucherbalkon. Foto: Kappi
- Foto: Michael Kaprol
- hochgeladen von Judith Schmitz
Es war denkbar knapp, aber die Entscheidung ist gefallen. Der Rat hat in seiner letzten Sitzung die Reduzierung der verkaufsoffenen Sonntage ab dem nächsten Jahr beschlossen. Die Grundsatzentscheidung fiel mit 27-Ja-Stimmen. SPD, ödp und die Linke stimmten dafür.
Der Beschluss legt fest, dass im kommenden Jahr in der Innenstadt drei statt vier verkaufsoffene Sonntage stattfinden werden, in den Stadtteilen dürfen zwei durchgeführt werden.
Nachdem im Hauptausschuss noch die SPD ihre Stimme verweigert hatte, ist nun der Kompromiss festgezurrt, den Oberbürgermeister Bernd Tischler mit Vertretern der KAB und des Einzelhandelsverbandes im Sommer ausgehandelt hatte. „Ich darf daran erinnern, dass wir seit zwei Jahren eine Reduzierung gefordert haben“, so der Fraktionsvorsitzende Josef Ludes.
Reibungslos ist das alles nicht über die Bühne gegangen. Der Einzelhandelsverband hatte den von ihm unterschriebenen Kompromiss vor einigen Wochen wieder aufgekündigt. Die KAB, die den Protest gegen den verkaufsoffenen Sonntag ins Leben gerufen hatte, fühlte sich verschaukelt und reagierte entsprechend angesäuert. Zu der Ratssitzung waren folgerichtig auch KAB-Mitglieder erschienen. Vor dem Saal hatten sie ein „zerschnittenes Tischtuch“ ausgelegt, bei der Diskussion um den betreffenden Tagesordnungspunkt hängten sie KAB-Fahnen vom Besucherbalkon.
Die CDU wollte abwarten, ob es die von der Landesregierung angedachte Gesetzesänderung zu den verkaufsoffenen Sonntagen geben wird. „Wir können nicht erkennen, dass es notwendig ist, als gallisches Dorf voran zu gehen“, sagte ihr Fraktionsvorsitzender Hermann Hirschfelder. Er gab zu bedenken, dass diese Reduzierung Bottrop Nachteile im Vergleich zu den Nachbarstädten bringen könnte. „Wettbewerbsverzerrung“ zu Ungunsten des Bottroper Einzelhandels befürchtet die CDU.
Johannes Bombeck von der ödp verwies darauf, dass es Sinn mache, einen Tag in der Woche inne zu halten. Berufe, in denen am Sonntag gearbeitet werden müsse, gebe es genug, der Einzelhandel gehöre nicht zwingend dazu. Er sparte nicht an Kritik an den Vertretern des Einzelhandelsverbandes, die den „unter erheblichen Geburtswehen zustande gekommenen Kompromiss“ aufgekündigt hatten und erklärte: „Der Einzelhandelsverband hat die Tür zugeschlagen. “
Die Grünen hingegen wollen die Frage der verkaufsoffenen Sonntage nicht mit Blick auf deren Quantität, sondern auf die Qualität beantwortet wissen. Wenn es der Bottroper Einzelhandel hinbekäme, eine so gute Veranstaltung auf die Beine zu stellen, wie sie in Kirchhellen stattfindet, seien die Grünen auch bereit, „zwei oder drei oder sogar vier Sonntage zu genehmigen“, so ihre Sprecherin Andrea Swoboda. „Ich sehe Ihren Kompromissvorschlag als gescheitert an“, wandte sich Andrea Swoboda an Oberbürgermeister Bernd Tischler.
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
Autor:Judith Schmitz aus Bottrop |
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