KIRCHE-PAPST-VERMÖGEN
Um bei diesem brisanten Thema erst gar keine Missverständnisse aufkommen zu lassen, möchte ich folgendes festhalten.
Ich persönlich achte und toleriere die Menschen, die ehrlichen Herzens an Gott glauben und auch nach den üblichen christlichen Grundsätzen von Anstand und Moral leben und sich entsprechend gegenüber ihren Mitmenschen verhalten.
Auch wenn ich keiner Glaubensrichtung angehöre, will ich nicht den Glauben selbst infrage stellen, sondern verurteilen nur die Machenschaften der Institution Kirche und was sich hinter dem Machtapparat des Vatikans verbirgt.
Bewunderung und Respekt habe ich allerdings vor den Pastoren und Geistlichen an der Basis der Gemeinden, die sich um die Sorgen und Nöte der Menschen kümmern und bei allen sozialen und menschlichen Problemen eine gute Hilfestellung geben.
Ich habe da auch ein sehr eindrucksvolles und ganz persönliche Beispiel aus Bottrop.
Denn ich durfte den leider vor 20 Jahren verstorben Dominikaner-Pater Markus (Fritz Steindl) kennen lernen, mit dem ich sehr freundschaftlich verbunden war.
Er war ein wundervoller idealistischer Mensch, vor dem ich riesige Hochachtung hatte, da er nicht nur von seinem Glauben überzeugt war, sondern auch danach gelebt hat und sich selbstlos für die Bedürftigen und ungerecht behandelten Menschen einsetzte.
Da er sich unter Tage als Arbeiterpriester für die Kumpels stark machte und sich mit ihnen gegen Ungerechtigkeiten zur Wehr setzte, wurde er knallhart von der Ruhrkohle entlassen.
Genauso unbequem kämpfte er in der Welheimer Mark als Umweltschützer mit den Bürgern gegen die Pyrolyseanlage, (Kohleverflüssigungsanlage) wo die Menschen den Giftstoffen als Versuchskaninchen ausgeliefert waren.
Dafür hat er nicht nur genügend Ärger und Probleme mit den Konzernleitungen bekommen, sondern auch mit seiner eigenen kirchlichen Obrigkeit.
Trotzdem blieb er immer ein konsequenter Mitstreiter für eine bessere Welt und wird mir stets unvergessener in Erinnerung bleiben.
Außerdem hat er sich immer von der Hierarchie des Kirchenapparates distanziert und war auch ein überzeugter Anhänger der christlichen Befreiungstheologie.
Der neue Papst
Jetzt sind wir zwar nicht mehr Papst, aber wir haben dafür einen neuen, angeblich sehr bescheidenen, aber dafür auch erzkonservativen neuen Repräsentant der katholischen Kirche bekommen.
Papst Franziskus nennt sich der 76 jährige Kardinal Jorge Mario Bergoglio aus Argentinien, der als Stellvertreter Gottes hier auf Erden die Unfehlbarkeit für 1,3 Mrd. Christen praktizieren wird.
Jemand der sich in einem unruhigen lateinamerikanischen Land durch sämtliche Institutionen der Kirche bis nach ganz oben gearbeitet hat, das soll schon etwas heißen.
Nach seiner Priesterweihe 1969 brachte er es schnell zum Jesuiten-Provinzial Argentiniens, wurde dann Rektor der Theologischen Hochschule von San Miguel, Weihbischof und dann auch Erzbischof von Buenos Aires.
Seit 2001 gehörte Bergoglio dem Kardinalskollegium an und von 2005 bis 2011 war er Vorsitzender der Argentinischen Bischofskonferenz, bevor er nun in Rom zum Besitzer des Heiligen Stuhls gewählt wurde.
Dabei darf man allerdings trotzdem nicht vergessen, er ist ein Mensch wie ich und du, mit allen menschlichen Fehlern und Schwächen und davon hat er nachgewiesen sogar eine ganze Menge.
Frauen sind zwar in der unteren Kircharbeit und kirchlichen Sozialeinrichtung als preiswerte Arbeitskräfte herzlich willkommen, aber das Selbstbestimmungsrecht über ihren Körper durch Schwangerschaftsabbruch oder auch Verhütungsmittel oder eine Homo-Ehe lehnt er kategorisch ab.
Eine echte finanzielle und gesellschaftliche Gleichberechtigung, oder eine Frau Bischof wird es wohl vorerst nicht geben.
Wenn man die ganzen Vorkommnisse in der Kirche sieht, angefangen von dem Missbrauch von Kindern und dem nicht eingehaltenen Zölibat, ist das schon eine seltsame Sexualmoral.
Ebenso wenn er zwar die Armut und soziale Ungerechtigkeit anprangerte, war und ist er ein besonderer Gegner der Befreiungstheologie, die sich vor allem in Lateinamerika ausgebreitet hat.
Diese beinhaltet im Grunde genommen das legalisierte Recht, im äußersten Notfall auch gewaltsam Widerstand zu leisten.
Sie versteht sich als Befreiung von Ausbeutung Entrechtung und Unterdrückung und arbeitet für eine basisdemokratische und überwiegend sozialistische Gesellschaftsordnung.
Dieser Befreiungstheologie schlossen sich viele Geistliche in Südamerika während der Zeiten der Militärdiktaturen an, nachdem auch immer wieder fortschrittliche Kirchenvertreter ermordet wurden.
Einer der bekanntesten Vertreter war wohl Oscar Romero Erzbischof von El Salvador, der 1980 ermordet wurde.
Daher wird dem Erzbischof Bergoglio auch vorgeworfen, in der argentinischen Diktatur der Militärjunta von 1976 bis 1983 mit dieser Gewaltherrschaft zumindest zeitweise gemeinsame Sache gemacht und über diese Verbrechen geschwiegen zu haben.
Die Tageszeitung „Pagina 12“ hatte 2010 Aussagen von 5 Kirchenvertretern veröffentlicht, wo Bergoglio als damaligen Leiter des Jesuitenordens und als Erzbischof zumindest Komplizenschaft beim Verschwinden von 2 linken politisch aktiven Jesuitenpatern vorgeworfen wurden.
Denn er selbst schloss die beiden Jesuiten aus dem Orden aus, um nach seinen eigenen Angaben, die politische Neutralität zu gewährleisten.
Daraufhin wurden die beiden Jesuiten von den Militärs entführt, gefoltert und für mehrere Monate inhaftiert.
Diese verachtenswürdige Form der Neutralität bis zur Mitschuld finden wir auch in Italien, im Faschismus unter Mussolini und in Nationalsozialismus unter Hitler, wo engagierte Kirchenvertreter ihr Leben ließen oder im KZ landeten.
Mit fortschrittlichen linken Theorien hat sich die Kirche immer schon schwer getan, allein aufgrund der zurückliegenden unrühmlichen Kirchengeschichte, wo sie meist auf der falschen Seite stand.
Katholische Soziallehre
Doch zum Glück gab es auch umgekehrt hervorragende Persönlichkeit die sich um die christliche Kirche sehr verdient gemacht haben.
Einer der bedeutendsten Kirchenvertreter war der Jesuit Oswald von Nell-Breuning, ein katholischer Theologe, Nationalökonom und Sozialphilosoph.
Besondere Verdienste erwarb er sich bei der maßgeblichen Mitwirkung der Sozialenzyklika, die im Rahmen der „Katholischen Soziallehre“ eine außergewöhnlich bedeutsame Rolle spielte.
Darin wurde nämlich die kirchliche Kritik an der kapitalistischen Klassengesellschaft geübt und die Gleichwertigkeit von Lohnarbeit und Kapital gefordert.
Dabei ging es um die Sozialbindung des Eigentums, Verteilungsgerechtigkeit, Frauenrechte und Mitbestimmung in den Betrieben.
Mit diesen wichtigen sozialen und wirtschaftlichen Rechten, wollte er die Aussöhnung der Kirche mit der Arbeiterbewegung und den Gewerkschaften wieder herstellen.
Hinzu kam, das Nell-Breuning die entscheidende Weiterentwicklung des „Subsidaritätsprinzips“ vorantrieb, das von Aristoteles und Thomas von Aquin ausgegangen war.
Damit wurde die päpstliche zentralistische Sichtweise aufgegeben und der jeweiligen Staatsmacht bzw. den Monarchen das Recht abgesprochen, mit göttlichen Rechten ausgestattet, über die Völker zu herrschen.
Im Prinzip beinhaltete dies die Selbstbestimmung der Menschen und eigenverantwortliches Handeln, ohne die Entscheidungsgewalt an höhere Institutionen abzugeben.
Auch wenn die heutigen Realitäten völlig entgegengesetzt aussehen, so bedeutet dies eigentlich für die Sozialethik der Kirche, dass sie auf der Seite der kleinen Leute stehen muss und nicht auf die der Erfolgreichen, Reichen und Mächtigen dieser Erde.
Wirtschaftsmacht Kirche
Vielleicht hat aus diesem Grunde auch unser neuer Papst Franziskus den Namens- und Schutzpatron Franz von Assisi gewählt, der ganz energisch die Missstände in der Kirche und vor allem den Reichtum und Lebenswandel des Klerus kritisierte.
Wenn man dann allerdings den unermesslichen Reichtum der heutigen Kirche sieht, steht das im völligen Widerspruch zum sozialen und menschlichen Anspruch, den sie in der Öffentlichkeit so gerne darstellt.
Um diesen Vorwurf argumentativ zu untermauern, nehme ich nur allein einmal das Gesamtvermögen der katholischen Kirche in unserer Bundesrepublik Deutschland.
Dieses beläuft sich nämlich auf die insgesamt ungeheuere Summe von 500 Milliarden Euro.
Aber das ist noch lange nicht alles, denn außer den 9 Mrd. Einnahmen durch die Kirchensteuern, gibt es noch großzügige staatliche Subventionen in Höhe von jährlich über 65 Milliarden Euro , während die Bürger überall durch Sparmaßnahmen und Gebührenerhöhungen geschröpft werden.
Da klingen die Worte unseres Papstes „Ach, wie sehr möchte ich eine arme Kirche und eine Kirche für die Armen“, wie eine krasse Verhöhnung.
Die Kirche ist nämlich ein Kapital- und Finanzimperium mit gigantischen Wirtschaftskonzernen in den Bereichen Banken, Versicherungen, Immobilien, Fondsgesellschaften, Stiftungen, Firmenbeteiligungen, Grundbesitz und Goldvorräten.
In ihren Wirtschaftsunternehmen und kirchlichen Institutionen sowie sozialen Einrichtungen beschäftigen sie über 1, 3 Millionen Menschen mit einem Gesamtumsatz von 125 Mrd. Euro, an denen sie bei nicht gerade guten sozialen Arbeitsbedingungen zusätzlich reichlich Geld verdienen.
Daher darf die äußere bunte Fassade der Kirche nicht darüber hinwegtäuschen, was sich in Wahrheit dahinter abspielt, denn sie predigen Armut und leben in Reichtum.
Auch das fromme Märchen, die Kirche würde von den Steuern ihrer Mitglieder einen großen Teil für soziale Einrichtungen oder kirchliche Trägerschaften ausgeben, ist eine dreiste Soziallüge.
Es sind gerade mal 5 bis 8 Prozent der Kirchensteuern die sie in Wirklichkeit dafür ausgeben, denn von den 9 Mrd. Euro Kirchensteuer-Einnahmen geben sie 2/3 für Personalkosten aus und decken mit dem Rest ihre laufenden Ausgaben ab.
Die näheren Beweise und Aufschlüsselung der staatlichen Subventionen und die wahren Macht- und Vermögensverhältnisse werde ich in einen weitern Artikel unter „Kirche und Kapital“ kurzfristig veröffentlichen.
Autor:Rolf Zydeck aus Bottrop |
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