Innovation City: Drei Experten für Tischler
Die Modernisierung des Projektgebietes in der „Innovation City“ Bottrop geht voran: Eigentümer, die über eine energetische Sanierung ihrer Gebäude nachdenken, können auf Fördergelder und einen professionellen Beraterstab zählen. Dabei geht Bottrop als Modellstadt in NRW neue Wege.
Seit nunmehr vier Jahren arbeitet sich Bottrop auf das ehrgeizige Ziel zu, innerhalb von zehn Jahren zu einer emissionsarmen und energiesparenden Stadt zu werden, die nur noch die Hälfte des vorherigen Kohlendioxidausstoßes produziert.
Unter dem Namen „Innovation City“ ist das Projekt inzwischen weit über die Bundesgrenzen bekannt und zieht interessiertes Fachpublikum aus aller Welt an. Um dem Endziel näher zu kommen, reicht es natürlich nicht aus, sich auf den ersten Lorbeeren auszuruhen. Dazu genügt es nicht, nur beim örtlichen Gewerbe als CO2-Produzenten einzuhaken. „Von 14500 Gebäuden im Projektgebiet sind etwa 10000 Wohngebäude in privater Hand“, stellte Oberbürgermeister Bernd Tischler im Rahmen einer Pressekonferenz klar. Insgesamt seien die privaten Haushalte für rund 37% des CO2-Gesamtaufkommens verantwortlich, und bei diesen will die Stadt den Wandel weiter beschleunigen.
Schon jetzt können sich Hausbesitzer, die eine energetische Sanierung ihres Objektes ins Auge fassen, bis zu einem Viertel der Gesamtkosten von Staat und Stadt zurückerstatten lassen. „Die Fördergelder müssen dabei nicht zurückgezahlt werden“, betont Tischler, „das ist als Modellprojekt in NRW einzigartig“.
Förderfähig sind dabei alle Maßnahmen, die helfen, Energie zu sparen und Abgase zu vermeiden, etwa eine Modernisierung von Heizungsanlagen, Dämmungen, Fenstern oder Türen. Die Zuschüsse, mit denen die Verantwortlichen neue Impulse für die Sanierung geben wollen, werden schon jetzt gut angenommen. „Rund 93.400 Euro wurden bisher ausgeteilt“, so Tischler.
Expertenstab unterstützt sanierende Eigentümer
Um das bereits Mitte Juni verabschiedete Sanierungs- und Modernisierungskonzept für die Bottroper Hausbesitzer noch transparenter und attraktiver zu machen, hat sich die Stadt für die nächsten Jahre einen Expertenstab eingerichtet, der im Rahmen des Pressegespräches noch einmal vorgestellt wurde.
Für die Beratung und Begleitung von Eigentümern zeichnet dabei die Planungsgruppe Stadtbüro aus Dortmund verantwortlich, die von der Diplom-Ingenieurin Helga Beckmann vertreten wird. Die Expertin für Raumplanung will dabei ihre Expertise aus dem östlichen Ruhrgebiet auch in Bottrop zum Tragen bringen. „Unserer Beobachtung nach kann der Anreiz, den eine Förderung bietet, ein entscheidendes Kriterium für einen Hausbesitzer sein, eine energetische Sanierung in Angriff zu nehmen“, so Beckmann. Wenn eine solche Entscheidung fällt, bietet der Expertenstab schon frühzeitig Hilfe und Unterstützung an, so dass die Hausbesitzer auch die nötigen Förderungen bekommen können.
Fachliche Hilfe liefern dabei auch die beiden Architekten Dr. Peter Kroos und Katja Schlemper, die ein gemeinsames Büro in Dortmund führen und nun für die Stadt Bottrop in die Spezialistengruppe berufen worden sind. „Das Bauen im Bestand ist die Zukunft“, erklärt Dr. Kroos und ergänzt, dass man beim Sanieren auch bei gutem Willen gravierende Fehler machen kann. „Im Moment sind es vor allem die fehlgeleiteten Sanierungen der 1980er Jahre, die uns vor Herausforderungen stellen.“ Damit es in den kommenden Jahren nicht zu den gleichen Problemen kommt, stehen die Fachleute dieses Mal schon zu Anfang bereit. „Wir ersetzen nicht die Arbeit der lokalen Architekten“, stellen die beiden klar, „sondern bieten vielmehr eine Erst- und Zweitberatung an.“ Konkret bedeutet das: An zwei Tagen in der Woche sind die Architekten dabei in Bottrop unterwegs und schauen sich die Gebäude vor Ort an. Dabei bieten Kroos und Schlemper sowohl eine vorbereitende, als auch begleitende Beratungen während der Baumaßnahmen an.
Impulse für das heimische Handwerk
Das Team verspricht sich durch die bürgernahe und fachkundige Begleitung einen weiteren Impuls für den Modernisierungsprozess bei privaten Wohngebäuden. „Wir denken, dass wir da jetzt richtig Schwung reinbringen“, zeigt sich Helga Beckmann optimistisch. Wenn sich die ersten Häuser in einer Siedlung veränderten, folgten oft bald die anderen Eigentümer diesem Beispiel. „Wir vertrauen da aus Erfahrung ganz auf den Schneeballeffekt“, so Dr. Kroos.
Auf einen anderen Effekt hofft derweil die Stadtführung: Die Fördergelder sollen mittelbar der heimischen Wirtschaft zu Gute kommen und so die Bottroper Betriebe fördern. „Es gibt ja den schönen Spruch, dass aus einem Euro Förderung zehn Euro Investition werden“, so Bernd Tischler. Wenn mit dem eingesetzten Geld Maßnahmen begonnen werden, profitieren die heimischen Handwerker - das ist die Idee hinter dem Konzept.
Tischler ist sich bewusst, dass der Versuch der Umsetzung in den kommenden Jahren sehr genau beobachtet werden wird. „Wir haben eine landesweite Vorreiterrolle“, so Tischler. Bis mindestens 2020 wird das auch so bleiben.
________________________________________________________________
Die Sanierungsberater sind die ganze Woche über im Baudezernat des Rathauses am Ernst-Wilczok-Platz 2 erreichbar. Sie sind mindestens für die kommenden drei Jahre im Dienst und werden zu 90% aus Fördermitteln bezahlt, den Rest übernimmt die Stadt Bottrop als Auftraggeber. Die Richtlinien zur Sanierung findet man auf der Internetseite der Stadt Bottrop unter dem Punkt „Stadtentwicklung“. Telefonische Informationen unter Tel.: 0201 703398.
Autor:Oliver Borgwardt aus Dorsten |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.