Gespräch mit dem Vorsitzenden des Einzelhandelsverbandes
"Die Städte müssen sich anders aufstellen"

Jan Gerd Borgmann, Vorsitzender des Bottroper Einzelhandelsverbandes. Foto: Kappi
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  • hochgeladen von Judith Schmitz

Seit einigen Tagen dürfen die Einzelhändler wieder ihre Kunden in den Läden begrüßen, doch ein Jahr Corona hat seine Spuren hinterlassen. "Es trennt sich etwas die Spreu vom Weizen", sagt Jan Gerd Borgmann, Vorsitzender des Bottroper Einzelhandelsverbandes. "Einer sagt: Ich halte das durch, andere haben die Panik im Gesicht stehen." Aktuell seien ihm konkret drohende Insolvenzen nicht bekannt, aber: "Sobald wieder normales Insolvenzrecht gilt, ist ein ruckartiger Anstieg von Pleiten möglich."

Doch Leerstände in der Innenstadt sind nicht erst nach dem Ende der Pandemie zu befürchten, sie sind schon seit Jahren ein leidiges Thema in Bottrop, und auch Jan Gerd Borgmann ist der Ansicht: "Die Städte müssen sich anders aufstellen. Eine einfache Shoppingstraße ist nicht mehr zeitgemäß." Diesen Weg geht Bottrop mit einem neuen Projekt, das neue Unternehmen in die Innenstadt locken und Leerstände beseitigen soll (siehe dazu den ausführlichen Text rechts). Eine Jury, der auch Jan Gerd Borgmann angehörte, hat 19 Bewerbungen erhalten, von denen elf Unternehmen in die finale Auswahl gekommen sind. "Dieses Projekt gibt Bottrop Zeit, den nötigen Anpassungsprozess zu glätten", ist der Vorsitzende des Einzelhandelsverbandes überzeugt.

Die Hälfte der ausgewählten Bewerber seien ja kein klassischer Einzelhandel, gibt er zu bedenken. "Vielleicht bilden sich neue Strukturen." Besonders angesprochen haben ihn die „Läden der Zukunft“ in den ehemaligen Ladenflächen von Douglas und Christ. Dort soll ein Raum für Schüler, Studenten und Start-Ups entstehen, um Produktideen in sogenannten „Pop-Up-Boxen“ zu testen und die Resonanz der potentiellen Zielgruppe zu analysieren. Auch Prosperkolleg mit einem Showroom zur zirkulären Wertschöpfung gehört zu Borgmanns Lieblingsprojekten. "Damit holen wir junge Leute in die Innenstadt. Und wenn die sich nach zwei Jahren die Miete dort nicht leisten können, ziehen sie vielleicht in eine günstigere Immobilie in der City um."

Angesprochen sieht Jan Gerd Borgmann bei diesem Projekt auch die Vermieter in Bottrop. "Die Stadt bemüht sich, Leerstände zu beseitigen, und Vermieter moralisch in die Pflicht zu nehmen. Das finde ich gut."

Autor:

Judith Schmitz aus Bottrop

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