Die Schule der Zukunft
Sekundarschule, G8, Schulentwicklungsplanung, Elternbefragung - es ist vieles in Bewegung, doch die Fülle an Neuerungen trägt oft eher zur Verwirrung denn zur Klärung offener Fragen bei. Sicher ist nur: Die Schule von Morgen wird nicht die gleiche sein wie heute.
Die Projektgruppe „Bildung und Region“ hat erste Empfehlungen zum Schulentwicklungsplan gegeben. Die Hauptschulen werden danach bald Geschichte sein. Ebenso sollen drei Realschulen ersetzt werden. Drei Sekundarschulen sollen an diese Stelle treten. Aus der Marie-Curie-Realschule, der Gustav-Heinemann-Realschule, der August-Everding-Realschule sowie der Hauptschule in Kirchhellen sollten nach dem Willen der Experten aus Bonn Sekundarschulen werden. Mit diesem Angebot in Kirchhellen könnte in Zukunft auch ein Teil der Schüler in Kirchhellen gehalten werden, die jetzt noch zu weiterführenden Schulen in Gladbeck oder Dorsten pendeln. Das Institut schlägt vor, in Zukunft Gymnasien, Gesamtschulen und Sekundarschulen als weiterführende Schulen anzubieten.
„Bei den Hauptschulen erfolgt schon jetzt eine Abstimmung mit den Füßen“, weiß der Vorsitzende des Schulausschusses, Michael Gerber. „Nur noch fünf Prozent der Eltern entscheiden sich dafür.“ Die Sekundarschule habe den Vorteil, dass die 5. und 6. Klassen gemeinsam unterrichtet würden, erst ab der 7. Klasse findet der Unterricht in sogenannten G- und E-Kursen statt, in denen Schwerpunkte auf die jeweiligen Fähigkeiten der Kinder gelegt werden. Ab der 6. Klasse wird eine zweite Fremdsprache unterrichtet, ab der 8. Klasse kommt eine weitere hinzu. Verpflichtend ist für die Sekundarschulen eine Kooperation mit einem Gymnasium, einer Gesamtschule oder dem Berufskolleg.
„Die Aufklärungsarbeit bei den Eltern muss jetzt beginnen“, sagt Gerber. „Wir brauchen eine öffentlich geführte Schuldebatte.“ Inzwischen haben schon einige Parteien zu Diskussions- und Infoveranstaltungen eingeladen. In Bottrop gebe es bei der Entwicklung der Schullandschaft einen breiten überparteilichen Konsens, sagt der DKP-Politiker. Nur die FDP hat ihre Ablehnung der Pläne für die Sekundarschule, wie schon in Düsseldorf, klar gemacht.
Die Entwicklung der Schülerzahlen ist rückläufig. Waren im Jahr 2005 in Bottrop noch 12.400 Kinder angemeldet, so werden es 2016 nur noch 9.100 Mädchen und Jungen sein - ein Rückgang von 26 Prozent. Folgerichtig wird auch die Zahl der Grundschulen in der Stadt sinken. „Insellagen“ wie in Ebel, Vonderort und Feldhausen sollten möglichst erhalten bleiben, Schüler aus der Welheimer Mark könnten, so der Vorschlag, mit dem Bus nach Ebel gefahren werden. „Wir dürfen aber nicht die Ausgaben im Bildungsbereich senken, sondern müssen die Mittel gezielt für eine gerechte Förderung einsetzen“, fordert der Vorsitzende des Schulausschusses.
Die Befragung, die bei den Eltern der Kinder der 2. und 3. Schuljahre durchgeführt wurde, habe ein großes Interesse an der Sekundarschule gezeigt. „Bei 80 Prozent der Eltern wurde auch der Wunsch nach einem verpflichtenden Ganztag geäußert“, erklärt Michael Gerber. Vor allem in Stadtteilen mit einem höheren Bildungsschnitt sei dies zu verzeichnen.
Von Kindern mit Migrationshintergrund verlassen aktuell noch 21 Prozent die Schule ohne Abschluss. „Der wirtschaftliche Hintergrund der Eltern entscheidet noch immer über die Bildungsabschlüsse der Kinder“, sagt Michael Gerber. „Wir müssen die Zahl der Sitzenbleiber und Schulverweigerer reduzieren.“
Autor:Judith Schmitz aus Bottrop |
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